Erwachen
leicht geöffnet waren. Das machte es nicht leichter, aber der Durst verschwand langsam.
Bis zu meinem ersten Biss konnte ich ohne Blutdurst oder auch Lichtdurst leben, danach würde ich immer beißen müssen. Das würde ich zu verhindern wissen. Niemals wollte ich beißen.
„Carys…“, seufzte Nathaniel und klang so elend, wie ich mich selbst fühlte.
Ich starrte weiterhin auf seinen Mund und schwieg. Sobald ich meinen Mund aufmachte, würde ich vor Schmerz laut brüllen. Nathaniel sollte mein sein! Verdammt!
„Du warst immer so wunderschön“, hauchte er, sein Atem berührte beim Sprechen die Haut auf meinem Gesicht wie eine Liebkosung. „Wie kannst du noch schöner geworden sein?“ Das Staunen in seiner Stimme und in seinen Augen brachte mich um.
Stumm schüttelte ich den Kopf.
„Sprich mit mir, Carys! Sei nicht wieder das stille Mädchen, in das ich mich verliebt habe! Ich dachte, ich hätte dir deine Sprache zurückgebracht…“
Meine Lippen öffneten sich und ein tiefer Schluchzer entrang sich meiner Kehle. „Nicht, Nate“, wimmerte ich leise und schüttelte kaum merklich den Kopf.
Er hob seine Hand und streichelte sanft mit den Fingerspitzen über meine Schläfe. „Sieh mich an!“ bat er.
Ich schluckte und hob meinen Blick zu seinen schönen Augen. Sie verrieten seine Verwirrtheit, seine Traurigkeit und sein Verlangen.
„Verdammt bist du, Carys! Du hast mich fortgeschickt! Ich habe getan, was du von mir verlangt hast!“ stieß er hervor, sein Gesicht kam meinem viel zu nah und er stieß mir beim Sprechen seinen Atem ins Gesicht. „Hellprints können sich nicht verlieben!“ Seine Stimme klang spöttisch. „Das hast du gesagt.“
„Ich weiß, was ich gesagt habe“, entgegnete ich ruhiger, als ich es von mir selbst erwartet hatte. „Es sind bloß Legenden.“
„Warum ist mir dann so schrecklich zumute bei dem Gedanken daran, Lisa zu nehmen – wenn ich doch nur dich will?“
Ich ertrank in seinen Augen, die so voller Verzweiflung in mich blickten.
„Nate…“, wisperte ich und rang um Fassung, denn seine Worte wüteten in meinem Herzen.
„Du siehst mich an, als wolltest du mich auch, Carys“, flüsterte er ungläubig.
Ich schüttelte den Kopf, doch das Beben meiner Lippen strafte mich Lügen.
„Verflucht, Carys!“ Leidenschaftlich zog er mich in seine Arme, umschlang mich mit einer Inbrunst, die mir die Tränen in die Augen trieb. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und saugte tief den unwiderstehlichen Duft ein, den er verströmte. Sein Atem ging stoßweise in mein Haar und er stöhnte leise auf, als meine Hände Halt an ihm suchten.
„Wird sie dein Blut trinken?“ fragte ich und hob meinen Kopf, um ihn anzusehen.
Er ließ mich nicht los, als er mich ansah. „Nein, ich will nicht, dass ich ihr gehöre!“ entgegnete er frostig, fast trotzig wie ein kleiner Junge.
Ich musste schmunzeln, obwohl diese ganze Situation immer noch zum Schreien war. Doch dann trat mir die Ausweglosigkeit unserer Gefühle wieder ins Bewusstsein.
„Lisa wird dein sein“, zischte ich verächtlich. „Du wirst sie gleich vor allen besteigen.“ Ich sprach die Worte voller Abscheu, nur damit mein Herz von Nathaniel Abstand nahm.
Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück, sah mich voller Entsetzen an. „Ich will nicht, dass du mich so siehst!“
Ich zuckte die Achseln. „Ich habe dich schon andere besteigen sehen, Nate.“ Meine Stimme klang hart und teilnahmslos. Für die Rolle, die ich gerade spielte, verdiente ich eine Auszeichnung.
Die gewohnte Arroganz legte sich über Nathaniels Gesicht. „Ich bin der Vizekönig, Carys Olwyn.“ Er spielte seine Rolle ebenfalls sehr überzeugend, schoss es mir durch den Kopf.
Aber es war besser, wenn wir beide uns etwas vorspielten. Es war besser, wenn wir einander verheimlichten, wie sehr wir uns ineinander geirrt hatten.
„Die Zeremonie beginnt bald, du solltest nach deiner Braut sehen!“
Noch ehe er etwas erwidern konnte, kam Gwydion aufgeregt in die Halle. „Carys! Schatz!“ Er riss mich in seine Arme und drückte mich fest. „Pat hat mir gerade gesagt, was dir Wundervolles wiederfahren ist! Endlich! Darauf haben wir alle so lange gewartet!“ Er betrachtete mich eingehend und beachtete Nathaniel überhaupt nicht. „Du bist wunderschön, Carys!“
Ich konzentrierte mich nur auf Gwydion und bemerkte erst, dass Nathaniel gegangen war, als die Tür laut ins Schloss knallte.
Ich stand
Weitere Kostenlose Bücher