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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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rücken wir alle zusammen aus?«
    »Tut mir leid. Kleine, aber das hier ist eine Solovorstellung.«
    »Wie bitte? « Ich wiederholte: »Wie bitte? Spinnst du? Was soll das? Wird das eine Selbstmordmission? Das glaube ich kaum …«
    Er schnaubte wütend. »So stark, wie du bist? Da kann von Selbstmord keine Rede sein.«
    »Aber … aber … ein Team. Wieso kann ich keine Verstärkung kriegen?«
    »Weil es so und nicht anders sein muss, Kleine.«
    »Was? Warum? War bei der Prophezeiung eine Bedienungsanleitung dabei?« Funktionieren Prophezeiungen so? Mein Wissen beschränkte sich auf Filme und Fernsehen, wahrscheinlich nicht die zuverlässigsten aller Quellen.
    Er gluckste. »Nein, auf Geheiß unseres Chefs. Denn was würde passieren, wenn wir dich mit einem Team losschicken - und einer von ihnen wäre ein Spitzel der Mächte der Finsternis? Ein ziemlich unangenehmes Ergebnis durch und durch.«
    »Ein Maulwurf im Himmel?«
    »Ich weiß, Kleine. Es ist schwer, so eine Möglichkeit auch nur ins Auge zu fassen. Aber wir befinden uns im Krieg. Und wir müssen auf der Hut sein.« Er zuckte mit den Schultern. »Also, das Ganze läuft auf Folgendes hinaus: Du suchst und vernichtest den Rufer und die Schatulle.«
    »Ach, und wie?«
    »Dein Blut zerstört die Schatulle.«
    »Ehrlich?«
    »So lautet die Prophezeiung. Was den R ufer betrifft …« Er zuckte erneut mit den Schultern und wurde etwas kleinlaut. »Den Rufer bringst du einfach um.«
    Ich holte tief Luft. Mein Hochmut als ultracoole Superbraut schmolz im kalten Licht der Wirklichkeit dahin. Loszuziehen, das Böse zu bekämpfen und dicke Bonuspunkte auf der Seite der Guten einzuheimsen war das eine. Etwas ganz anderes war es zu erkennen, wie viel davon abhing, dass ich die Sache nicht vermasselte. Praktisch das Schicksal der ganzen Welt.
    »Du hast Kraft verliehen bekommen, Lily, Schnelligkeit und alle möglichen nützlichen Fähigkeiten. Alles dank der Prophezeiung. Glaub mir - du bist gut! Und mit entsprechendem Training wirst du noch besser.«
    »Training«, wiederholte ich und atmete tief ein. Na gut. Training war etwas Greifbares. Etwas, an dem ich mich festhalten konnte.
    Ich blickte auf meinen Arm, auf dieses geile Symbol, das sich schon wieder verflüchtigte, und erschauderte. Welchen Nutzen hatte Training gegen Dämonen, die Mächte der Finsternis und der Apokalypse? Das Ganze jagte mir einen Heidenbammel ein - schließlich war ich nur ein Mädchen. Ein Mädchen, dem keine Verstärkung zustand. Mit peinlicherweise weinerlicher Stimme wies ich Clarence auf diesen Punkt noch einmal hin.
    »Unterschätz dich nicht, Lily! Du kannst es schaffen.« Er sah mich ernst an. »Tatsächlich bist du die Einzige, die das schaffen kann.«
    Ich fing an, auf und ab zu gehen. Meine Gedanken rasten wie wild hin und her. Auf der einen Seite stellte ich mir vor, die Welt zu retten - auf der anderen fragte ich mich, wie ich bloß bei dem Versuch, Rose zu retten, in so eine Lage hatte kommen können.
    »Ich will sie sehen!«, verlangte ich. »Ich will Rose sehen.«
    »Da kann ich dir leider nicht helfen, Kleine. Vergiss nicht: Du bist tot. Du kannst nicht rumlaufen und den Leuten erzählen, du wärst in Wirklichkeit gar nicht Alice. Das siehst du doch ein, nicht wahr? Du darfst es niemandem verraten, nicht deinem Stiefvater, nicht Rose. Keinem Menschen.«
    »Aber er ist noch da draußen! Er wird von Neuem anfangen, Clarence. Ich weiß, dass er das tun wird. Und ich werde nicht tatenlos zusehen, wie er meine Schwester quält.« Ich starrte ihm kerzengerade in die Augen. »Niemals! Für niemanden.«
    »Ja, Kleine, ich verstehe dich schon, aber das Problem hat sich doch erledigt. Deine Schwester ist in Sicherheit. Dafür hast du gesorgt.«
    Ich blinzelte ihn an. »Was?«
    »Johnson«, sagte er. »Diese Plage der Menschheit ist tot.«
    Ich ließ mich auf das Sofa plumpsen. »Nein. Nein, ich habe zwar auf ihn geschossen, aber er ist trotzdem weiter auf mich zugekommen.«
    »Vielleicht sind seine Kräfte noch einmal zurückgekehrt, aber die sind ihm endgültig ausgegangen. Glaub mir: Diese elende Kreatur ist tot!« »Wirklich?« Ein Gefühl der Erleichterung durchflutete mich, zusammen mit einem verstörenden Anflug von Enttäuschung. Ich erkannte, dass ich mich tatsächlich darauf gefreut hatte, dem Dreckskerl noch einmal zu begegnen. »Und du verarschst mich nicht?«
    Er legte die Hand aufs Herz. »Könnte ich jemals lügen?«
    Ich befeuchtete die Lippen und versuchte, diese

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