Erwachen
mit wunderschönen Augen, voll sinnlicher Anziehungskraft. Federleicht, aber mit dem Feuer eines Kriegers.
»Weit gefehlt«, lächelte er. Er kam mir näher, sodass meine Haut zu prickeln anfing, als wäre ich einem elektrischen Draht zu nahe gekommen. »Vergiss nicht, ma chere: Du darfst dich keinesfalls beirren lassen. Nicht von Mitgefühl, nicht von Neugier, nicht von Augen, die denen deiner Schwester gleichen«, fuhr er fort mit einem Blick auf den noch immer unbeweglichen Dämon. »Die Fähigkeiten hast du. Was dir noch fehlt, ist die nötige Hingabe.«
»Die habe ich doch«, widersprach ich. »Dich habe ich erwischt, oder nicht?«
»Mit ihr ist nicht zu spaßen, das sehe ich schon«, sagte er zu
Clarence. »Aber oui, das hast du, aber zu spät. Und wenn ich dich getötet hätte, cherie, wo wärst du jetzt?«
Ich würde in der Hölle schmoren.
Seinem Blick sah ich an, dass ich da richtig lag.
»Willst du überleben, Lily? Willst du unseren Kampf kämpfen? Unserer Sache zum Sieg verhelfen?«
»Unbedingt.« Ich drehte mich um und schaute zu der kleinen Ratte, die mich fast zur Hölle geschickt hätte. »Unbedingt.«
»Gut. Dann trainiere!«, erwiderte Zane. »Du folgst deiner Bestimmung. Du zögerst nicht. Du erfüllst deine Mission so zielstrebig wie möglich. Wenn du zweifelst, wirst du sterben; Zögern bringt dich ins Reich des Todes. Du bist nicht hier, um dich um sie zu kümmern, ihre Wunden zu verbinden oder ihre Krankheiten zu lindern. Vergiss nie, gegen wen wir kämpfen! Ihre Methoden sind trickreich, ihre Soldaten stark. Aber wenn du gehorchst - wenn du ganz bei der Sache bist -, werden dich deine Gaben ans Ziel führen.« Er legte mir die Hände auf die Schultern. »Schaffst du das, Lily?«
»Ja.« Eine andere Antwort stand gar nicht zur Debatte.
Zane ging anmutig zu dem Mädchen, das immer noch auf dem Boden lag, mit schmerzverzerrtem Gesicht, die Hand am Nacken.
Er beugte sich vor, strich ihr fast liebevoll übers Haar und zog den Kragen ihres Hemds weg, sodass eine merkwürdige Tätowierung zum Vorschein kam. Eine Schlange. Sie wand sich um ein Schwert, riss das Maul auf, entblößte ihre Fangzähne und verschluckte gerade die Spitze der Klinge. »Sie ist ein elender Dämon, Lily, ein Tri-Jal. Siehst du dieses Zeichen? Das ist das Zeichen der Tri-Jal. Das sind die allerschlimmsten. So gewalttätig, so tödlich, dass sich selbst ihr Realitätssinn verschiebt. Dieses Mädchen ist nur scheinbar aus Fleisch und Blut. Aber sie hat nichts Menschliches an sich, noch nie gehabt. Sie ist ein Dämon,
Lily, durch und durch. Ja, noch weniger. Ein Kampfhund, und das Böse ist ihr Herrchen.« Er beugte sich ganz zu ihr runter. »Wuff ! «
Trotz der Schmerzen knurrte der Tri-Jal wütend.
»Manche von ihnen kann man abrichten. Sie gehen, sie sprechen, sie passen sich an. Eine Elitetruppe, wenn du so willst. Eine höchst gefährliche Rasse. Eines Tages wirst du auf ein weiteres Exemplar stoßen. Und ich kann dir jetzt schon sagen, dass das kein schöner Tag sein wird.«
Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und schaute das Mädchen argwöhnisch an.
»Das ist es, was du am Leben gelassen hast, Lily. Das ist es, was dich getötet hätte.«
Er hielt mir das Messer her. Das Messer, das ich im Kampf verloren hatte. Mit dem sie mich aufgeschlitzt hatte. Mit dem ich ihn getötet hatte. »Na los!«, forderte er mich auf. »Bring die Sache zu Ende.«
Ich zögerte nur kurz, dann nahm ich das Messer. Er trat einen Schritt zurück. » Jetzt! « Er drückte einen Knopf der Fernbedienung.
Das Dämonenmädchen heulte auf, dann war es auch schon auf den Beinen. Ihre Haut kräuselte sich, als würde darunter etwas leben, sich bewegen und sie entstellen, aber als sie mich ansah, waren ihre Augen immer noch die von Rose.
»Von wegen Rose«, knurrte ich und holte aus. Sie wehrte ab, doch ich war bereit, warf mich auf sie, sodass wir beide zu Boden gingen. Ich spürte die neue Kraft in mir, die durch mich hindurchbrannte, mich ausfüllte. Und verdammt wollte ich sein, wenn ich sie nicht sinnvoll einsetzte.
Ich packte sie mit einer Hand am Nacken und drückte sie nach unten. Sie schlug die Augen auf, aber ich sah weg. »Du bist nicht sie!«, rief ich und fuhr ihr mit der Klinge quer über den Hals.
Ein unheimliches Jaulen zerriss die Luft, als die schwarze Soße aus der Wunde sickerte. Ich sprang zurück und beobachtete fasziniert, wie sich ihr Körper in eine unergründliche Schleimgrube verwandelte. Sie
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