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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Messer. Und bevor ich ihr siegesgewisses Grinsen überhaupt richtig mitbekam, schnellte die Waffe auch schon auf meine Brust zu.
    Wie in Zeitlupe versuchte ich, mir ein Drehbuch einfallen zu lassen, das nicht mit meinem Tod hier und jetzt endete. Aber die hilfreichen Ideen ließen auf sich warten.
    Ich konnte nirgendwohin ausweichen.
    Sie hatte mich in einer Ecke des Bings festgenagelt. Ein Stahlpfosten drückte mir gegen die Bippen, und sie blockte jeden möglichen Fluchtweg ab. Unter mir befand sich fester Boden und über mir die scharfe Klinge meines Messers.
    Ich war im Arsch, kein Zweifel.
    Dennoch kämpfte ich; ein Tod in Würde lag mir nicht so. Auch kein anderer.
    Ich stieß die Hände nach vorne und schlitzte mir die Handflächen an meiner eigenen Waffe auf. Blut strömte heraus.
    Meine Hände brannten, als Stahl auf Fleisch traf. Ich schrie, umklammerte die Klinge und verschmierte sie mit meinem Blut.
    Keine gute Idee. Der Schmerz brannte sich durch mich hindurch, und als sie mit dem anderen Arm ausholte, um auf mein Gesicht einzudreschen, ließ ich los und fürchtete schon das Unvermeidliche. Erwartungsgemäß setzte das Messer seinen heimtückischen Weg auf mein Herz zu fort, und diesmal war ich felsenfest davon überzeugt, endgültig sterben zu müssen. Und verflucht noch mal, ich hatte schreckliche Angst.
    Ein Schrei entrang sich meiner Kehle, lebendig, klangvoll und furchtsam, als die Messerspitze mein Shirt berührte. Ich war tot, und ich wusste es und …
    Ich war frei.
    Mit einem bitteren Heulen ließ mich der Dämon los, umklammerte das Halsband, zerrte daran, als würde sein Leben davon abhängen, dass er es abreißen konnte. Dann sank er auf die Matte, völlig lautlos bis auf das unregelmäßige Heben und Senken der Brust.
    Mit einem Blick auf Zane krabbelte ich seitlich weg. Er hielt die Fernbedienung hoch. »Wird beim Training unserer Krieger immer eingeplant.«
    Ich blickte zu Clarence, aber der kritzelte immer noch wie wild auf seinem Block herum.
    Zitternd holte ich Luft und hoffte verzweifelt, dass er mich trösten würde. Leider tat er das nicht.
    »Jetzt verstehst du«, sagte Zane, betrat den Ring und ging auf den Dämon zu, der immer noch bewegungslos auf der Matte lag. »Töten oder getötet werden.«
    Er hob mein Messer auf und hielt es vorsichtig. Ich nickte nur, aus Angst, dass meine Stimme versagen könnte.
    »Du hast nicht getötet«, fuhr er fort, »sondern hättest dieses
    Schicksal beinahe von der Hand deines Feindes erlitten. Du hast versagt, ma cherie! Ich hatte so große Hoffnungen, dass Clarence recht hat - dass du die Richtige bist. Das ist außerordentlich enttäuschend!« Seine Stimme war leise und hypnotisch.
    Ich stand da, meine Handfläche pulsierte vor Schmerz, während ich diese schwingenden Laute, getragen von seinem männlichen Duft, in mich einsog und mich in einen sinnlichen Dunst treiben ließ. Der Mann war der personifizierte Sex, so geschmeidig und sinnlich, dass ich mich auf nichts anderes konzentrieren konnte, obwohl tief in mir der Schrei erklang, dass ich fortmusste, raus aus diesem Nebel. Dass alles, was ich in Gegenwart dieses Mannes fühlen würde, nicht wirklich sei.
    Es war mir egal. Ich hätte ihn bis in alle Ewigkeit anstarren können, dieses sinnliche Vergnügen, dieses Prickeln genießen, das seine bloße Nähe mir über die Haut jagte.
    Ich seufzte, mein Körper summte wohlig, auch wenn ich undeutlich erkennen konnte, dass sein Griff um den Knauf des Messers fester wurde.
    Das Metall glitzerte in dem wie durch Filter getrübten Licht, das Aufblitzen eine verschlüsselte Warnung an mich: Wach auf, wach auf, wach auf!
    Der Dunst teilte sich, und ich verstand: Ich hatte versagt. Und jetzt war es an mir zu sterben.
    Die Klinge schoss nach unten und brach den Zauber. Mit meiner verletzten Hand packte ich Zanes Handgelenk und zog. Das Messer kam mir zwar gefährlich nahe, aber er geriet aus dem Gleichgewicht.
    Er stolperte auf mich zu, ich drehte mich und zog ihn am Arm mit, als ich mich abrollte. Der Nebel hatte sich aufgelöst, an seine Stelle war einzig und allein mein Überlebenswille getreten.
    Sein Handgelenk hielt ich fest umschlossen, drückte nach vorne, beachtete die stechende Wunde nicht weiter und hatte nur eins im Sinn: das Messer so weit wie irgend möglich von meiner Haut fernzuhalten.
    Ach ja, und diesen Drecksack aufzuschlitzen, der vorhatte, mich um die Ecke zu bringen.
    Ich hörte ein scharfes Knacken, als das Gelenk brach und

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