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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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beschloss, mich von jetzt an zu konzentrieren. Schließlich hatte ich noch so einiges zu erledigen.
    Wild entschlossen tippte ich Deacons Namen ein, fand aber nichts. Der Mann war ein R ätsei. Oder, um es genauer zu sagen, der Dämon war ein Rätsel.
    Um mich von Deacon abzulenken, suchte ich nach Informationen über Alice Purdue, aber auch über sie fand ich nichts sonderlich Aussagekräftiges. Ein paar popelige Eintragungen über ihren Highschoolabschluss, ein Hinweis auf ihr Geburtsdatum und ein Foto, auf dem sie mit Egan und einer Frau zu sehen war, die laut Begleittext ihre Schwester Rachel war. Die drei standen vor dem Bloody Tongue, an jenem Tag, als es zur historischen Sehenswürdigkeit gekürt wurde.
    Ich prägte mir das Bild der Schwester ein, dann gab ich auf. Ob man das gut oder schlecht finden mag - über 22-jährige Kellnerinnen findet sich nun mal nicht viel bei Google.
    Einen Großteil ihres Lebens hatte sie im Bloody Tongue verbracht, und über diesen Ort wollte ich unbedingt mehr in Erfahrung bringen. Als Erstes rief ich die Webseite des Pubs auf und arbeitete mich durch die übliche Werbung - die großartigen Kritiken über das R estaurant, seine langjährige Tradition als Familienbetrieb, die originalgetreue Speisekarte, in die auch ein paar neuere, angesagte Gerichte aufgenommen worden waren. Und natürlich den Ruf des Pubs: dass es dort unheimlich war und spukte. Woran ich mich gut von meiner Gruselrundfahrt durch Boston erinnern konnte.
    Das Bloody Tongue machte gute Geschäfte mit den Gerüchten. Angeblich stand es mit dunklen Mächten im Bunde, angeblich gab es Verbindungen zu Hexen und Hexenprozessen, und angeblich hatte Hexenjäger Colton Mather höchstpersönlich versucht, die Schänke im späten 17. Jahrhundert schließen zu lassen, was ihm allerdings nicht gelungen war. Woraus man entweder schließen konnte, dass das Pub nichts mit Dämonen zu tun hatte - oder dass es dort derart von schwarzer Magie wimmelte, dass die Ankläger jener Zeit dagegen nicht ankamen.
    Die Webseite ließ diese Fragen offen, was noch zur Anziehungskraft des Pubs beitrug. All die Touristenseiten, die das Bloody Tongue erwähnten, stellten die Verbindung zu den dunklen Mächten als etwas eher Amüsantes und leicht Kitschiges dar. Trotzdem fragte ich mich, ob sich dahinter nicht doch ein gar nicht mal so kleiner Funke Wahrheit verbarg.
    Als Nächstes schnüffelte ich in Alice’ Internetbrowser herum. Ich hoffte, auf etwas zu stoßen, das ihr so wichtig gewesen war, dass sie mit Deacon ein heimliches Treffen vereinbart hatte. Aber der Verlauf war gelöscht worden und alle Cookies ebenso.
    Da war nichts, also konnte ich auch nichts herausfinden. Nichts außer der befremdlichen Tatsache, dass Alice offensichtlich ein paar Leichen im Keller hatte. Und die hatte sie außerordentlich gut gehütet.
    Ich trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte, fragte mich, wie ich jetzt weitermachen sollte, und beschloss, mehr über meine seltsame neue Welt in Erfahrung zu bringen. Clarence hatte mir bereits einiges über die unterschiedlichen Dämonenarten beigebracht, aber ich hatte im Unterricht noch nie sonderlich gut aufpassen können. Und wenn man bedenkt, was alles am ersten Tag meiner neuen Karriere auf mich eingestürmt war, dürfte es kaum verwunderlich sein, dass mir die Informationen zum einen Ohr rein-und zum anderen wieder rausgegangen waren.
    Schon bald musste ich feststellen, dass man im Internet nicht sonderlich viel über Dämonen erfährt. Nachdem sich auf wissenschaftlicher Ebene nichts finden ließ, rief ich Seite um Seite von Fan Fiction auf, Zusammenfassungen verschiedener Fernsehsendungen und ein paar Seiten der Verkünder des Weltuntergangs mit all ihrer Hoffnungslosigkeit und Katastrophenstimmung. Ein paar der Informationen kamen mir bekannt vor. So hatte mir Clarence erklärt, dass manche Dämonen tatsächlich menschliche Gestalt annehmen können, während andere sich einfach eines Menschen bemächtigen - wobei manche Menschen sich sogar freiwillig dafür hergeben, was ich nun wirklich abstoßend fand. Gruftie war tatsächlich ein menschlicher Dämon gewesen. Mir war bis jetzt noch kein Mensch über den Weg gelaufen, der - gewollt oder ungewollt - einen Dämon beherbergte, aber in meinem neuen Job standen die Chancen vermutlich gut, dass das nur noch eine Frage der Zeit war.
    Davon abgesehen waren die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit fließend. Offensichtlich musste ich Clarence’ Vorlesungen und

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