Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
Mädchen.«
    »Was willst du eigentlich?« An liebsten hätte ich mich ganz meinen Lustgefühlen überlassen, aber ihn loszuwerden, war mir dann doch wichtiger. Wenn er mirso auf die Pelle rückte, konnte ich nicht mehr denken.
    »Ich will Antworten, Alice.«
    »Ich kenne ja nicht mal die Frage.«
    »Dann lass es mich dir erklären. Du hast dich verändert. Und glaub mir, ich finde schon noch heraus, warum.«
    »Nein, ich …«
    Er ließ den Finger über meine Lippen gleiten, und ich musste mich schwer zusammenreißen, ihn nicht einzusaugen und an ihm herumzulutschen. »Für die Alice, die mich um Hilfe gebeten hat, hatte ich solche Gefühle nicht, und ich muss zugeben, das hat mir zu schaffen gemacht. Ich habe mich gefragt, ob die ganze Geschichte irgendwie nicht stimmt.«
    Ich blinzelte. Von welcher Geschichte redete er?
    »Aber die Alice in der Gasse? Die Alice, die mich zusehen ließ, während sie in meinem Kopf rumstocherte? Die Frau, die sich in einer gemeinsamen Vision nackt mit mir herumgewälzt hat? Das ist die Frau, nach der ich mich gesehnt habe. Das ist die Frau, die ich will. Und glaub mir - ich kriege sie.«
    Ich versuchte, etwas zu sagen, aber mein Körper war inzwischen so dahingeschmolzen, dass mir nichts mehr einfiel, und so gab ich nur ein leises Schnaufen von mir.
    Seine Lippen glitten mein Ohr entlang, und dabei strich sein heißer Atem über meine Haut. » Also sag es mir, Alice. Sag mir, was mit dir passiert ist.«
    Mir brach der Angstschweiß aus. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Ich finde es auch so raus.« Er richtete sich auf, musterte mich von oben bis unten und wandte sich zum Gehen. Dann drehte er sich noch mal um und sagte: »Und ich nehme meine Versprechen immer sehr, sehr ernst.«
     

19
     
    Er wusste es.
    Irgendwie wusste Deacon, dass ich nicht die richtige Alice war.
    Tief sog ich die frische Nachtluft ein, die deutlich sauberer war als die Mischung aus Rauch und Drogen und Körperausdünstungen, die ich in der tanzenden Menge eingeatmet hatte. Die Luft reinigte nicht nur meine Nasenhöhlen, sondern auch mein Gehirn. Nein, er wusste nicht, was los war. Jedenfalls nicht mit Sicherheit. Er vermutete etwas, das schon, aber das war schließlich ganz was anderes. Und auch wenn er sich die eine oder andere Frage stellte, würde er wohl kaum auf die Idee kommen, dass ich mir Alice’ Körper unter den Nagel gerissen hatte.
    Während ich mit großen Schritten über den Bürgersteig fegte, kreisten meine Gedanken immer wieder um dasselbe Thema, und die ganzen Wenns und Abers trieben mich allmählich in den Wahnsinn.
    Keine Frage, Deacon war eine Bedrohung. Eine unbekannte Größe, die ich im Auge behalten musste. Ein Joker, über den ich so schnell wie möglich so viel wie möglich in Erfahrung bringen sollte.
    Dummerweise war mir der Gedanke, ihm nach Hause zu folgen und ihn auszuspionieren, erst zu spät gekommen. Also blieben mir nur banalere Suchmethoden. Ich war vielleicht keine Detektivin, aber zumindest verfügte ich über die typischen Fähigkeiten meiner Generation: Im Googeln war ich nicht so schnell zu schlagen. Was mir allerdings nicht viel half, denn als
    ich in Alice’ Wohnung ankam, war dort weit und breit nichts von einem Computer zu sehen.
    Erst war ich frustriert, aber dann fiel mir die rosa Ledertasche ein, die ich auf der Suche nach Kellnerinnenklamotten hinten im Schrank entdeckt hatte. Und tatsächlich entpuppte sie sich als eine dieser schicken Laptop-Taschen für Mädchen und beherbergte ein glänzendes weißes MacBook.
    Während ich den Computer auf den Küchentisch stellte, fragte ich mich, ob sie kurz vor ihrem Tod gepackt hatte, um zu verreisen. Die meisten Leute ließen ihren Computer ausgepackt und angeschaltet, weil sie es nicht länger als eine Minute aushielten, ihn nicht auf neue E-Mails oder sonstige Nachrichten zu checken.
    Als ich ihn einsteckte und hochfuhr, kam ich mir ganz schön voyeuristisch vor. Aber dann rief ich mir in Erinnerung, dass ich alles Recht der Welt hatte rumzuschnüffeln. Formal gesehen gehörte der Computer jetzt mir.
    Während das Gerät startete, drückte ich auf die Taste von Alice’ Anrufbeantworter. Ihre fröhliche Ansage enthielt glücklicherweise auch ihre Telefonnummer, die ich mir gleich mal merkte. Dann kündigte die digitale Stimme drei neue Nachrichten an.
    Die erste war von Gracie - was keine Überraschung war. Die zweite war von jemandem namens Brian, der wissen wollte, ob sie Lust auf einen Film hatte. Die

Weitere Kostenlose Bücher