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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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nahm ich, was ich kriegen konnte.
    Als wir uns voneinander lösten, strich sie mir sanft das Haar aus dem Gesicht. »Ich habe das Taxi unten warten lassen, ich muss jetzt wirklich los. Wenn ich den Flug verpasse, kriege ich mit den Londonern echt Ärger.«
    Ich nickte zustimmend, dabei wusste ich nicht mal, wieso sie überhaupt nach London reiste.
    »Kannst du mir einen Gefallen tun? Rieh muss Mittwoch nach Washington, und das heißt, er kann nicht auf Lucy und Ethel aufpassen. Ich weiß, es ist nervig, aber es ist ja nur der eine Abend. Würde es dir was ausmachen? Rieh fährt erst nach dem Mittagessen, du kannst also ruhig später kommen.«
    »Ja … na klar, kein Problem.«
    »Wirklich?« Ich versicherte ihr, Lucy und Ethel würden in besten Händen sein, und wurde gleich noch mal kräftig in den Arm genommen. »Du bist die Beste!«
    Sie stolzierte auf ihren hohen Absätzen zur Tür, umarmte und küsste mich noch einmal, überprüfte rasch im Spiegel über dem Tischchen, ob ihr Haar richtig saß, und verschwand im Treppenhaus.
    Ich blieb in der Tür stehen, sah ihr nach und fragte mich, worauf ich mich da wohl eingelassen hatte. Vermutlich auf einen großen Haufen Mist, zumal ich, wie mir - jetzt, wo es zu spät war - klar wurde, nicht mal wusste, wo sie wohnte. Oder gar, wo sie ihren Schlüssel versteckte.
    Und wenn ich es mir recht überlegte, war ich nicht mal sicher, was für einer Gattung Lucy und Ethel angehörten. Ich war von Hunden ausgegangen, aber vielleicht sollte ich ja für zwei hungrige Venusfliegenfallen den Babysitter spielen.
    Ich trat ins Treppenhaus, um R achel hinterherzujagen und sie zu fragen … ja, was? Ich stolperte, als mir klarwurde, dass ich das nicht machen konnte. Jedenfalls nicht, wenn ich nicht auffliegen wollte.
    Ich würde irgendwas aus dem Hut zaubern müssen

20
     
    Und hier die erstaunliche Wahrheit: Ein Messer tief in einen Dämon zu versenken ist viel einfacher, als ein Fass anzustechen. Oder vielleicht ging das auch nur mir so. Immerhin hatte ich den ganzen Morgen damit verbracht, einen Dämon nach dem anderen kaltzumachen, den Zane mir vor die Nase setzte. Mit jedem Lob, das er sich abrang, wuchs mein Selbstvertrauen. Stundenlang hatte ich über alten Texten gebrütet und mich über verschiedene Dämonenarten schlau gemacht, mehr als ich mich je in der Highschool reingehängt hatte. Und die wichtigsten Sachen hatte ich mir sogar richtig gut gemerkt.
    Und da stand ich nun, zu blöd, mit dem Bierfass fertigzuwerden. Ehrlich gesagt ging das schlicht über meinen Horizont.
    Es war erst mein zweiter Arbeitstag, aber es war bereits dermaßen viel geschehen, dass es mir vorkam, als würde ich schon seit Wochen so leben. Seit Monaten.
    Was meinen Frust nur noch verstärkte. Wenn ich mir ansah, wie viel Zeit ich gefühlsmäßig hier inzwischen verbracht hatte, dann sollte man doch meinen, ich würde so ein dummes Fass aufkriegen. Aber nein. Also stand ich wie ein Volltrottel im Keller des Pubs vor einer langen R eihe von Fässern mit Schläuchen, die nach oben bis hinter den Tresen führten, wo Egan darauf wartete, der aufgebrachten Meute endlich die Gläser mit Guinness vollschenken zu können. Verwehre einem Iren sein Dunkles, und schon kriegst du jede Menge Ärger. Das hatte ich ziemlich schnell kapiert.
    »Gibt’s ein Problem?«
    Vor Schreck machte ich einen Satz und schlug mir den Kopf an dem Regal über mir an, durch das die Schläuche verliefen. »Onkel Egan. Hallo. Ich …«
    »Du trödelst rum und verärgerst die Kunden?«
    »Ich krieg dieses blöde Ding einfach nicht…« Hilflos deutete ich auf die Anlage, die mich an eine Vorrichtung aus einem Science-Fiction-Film erinnerte, wo durch die Schläuche irgendeine Pampe hochgepresst wird, von der die Leute bewusstlos werden.
    »Das erlebe ich ja zum ersten Mal, dass du hier unten nicht zurechtkommst. Ist ja schließlich nicht sonderlich kompliziert.« Er warf mir einen Blick zu, dann stach er, ohne dabei groß auf die Schläuche und Verbindungsstücke zu achten, das Fass an. »Geht dir irgendwas im Kopf rum?«
    »Nein. Nein, nichts.« Ich schüttelte den Kopf und rang mir ein Lächeln ab. »Ich war wohl irgendwie nicht ganz bei der Sache.«
    Er nickte vor sich hin, wobei er mich die ganze Zeit anstarrte. »Bereust du es, dass du wieder hier angefangen hast?«
    »Natürlich nicht«, antwortete ich, fragte mich aber gleichzeitig, ob das nicht tatsächlich ein Teil von Alice’ Problem gewesen war.
    »Gut, Kleine, das höre

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