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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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stirnrunzelnd mit dem Lichtstrahl den Abdrücken, bis sie vor einer Wand endeten. Sackgasse.
    Was zum … ?
    Ich leuchtete die tapezierte Wand ab auf der Suche nach Spalten, dann konzentrierte ich mich wieder auf den Boden. Die Mitte des Teppichs war durch den jahrelangen Gebrauch völlig abgetreten, die Ränder waren jedoch noch in gutem Zustand. Abgesehen von der Stelle, wo die Fußspur endete. Dort waren die Fasern abgewetzt, als hätte sich an dieser Stelle ein beständiger Besucherstrom flach an die Wand gedrückt und wäre so einfach stehen geblieben, ohne irgendwas zu tun.
    Verdammt unwahrscheinlich.
    Ich beugte mich vor und drückte mit den Fingern gegen die Ränder der Tapete. Vielleicht gab es ja einen Mechanismus, um eine Tür zu öffnen, die zu einem weiteren Raum oder einer weiteren Treppe führte. Aber was es auch war, es hatte eine Verbindung zu meinem Symbol. Und ich konnte nicht eher weg, bis ich den Rufer fand. Ihn fand und umbrachte und die Schatulle zerstörte.
    Ich kann nicht behaupten, schon mal einen Geheimraum gesucht zu haben, aber nach ein bisschen vorsichtigem Rumstochern entdeckte ich die verräterische Einkerbung. Ich drückte
    drauf, und Simsalabim, schon klickte der Mechanismus, und die ganze Täfelung schwang an geölten Angeln nach innen auf.
    Das kleine Zimmer, das sich vor mir auftat, stank nicht nach herrenlosem Müll wie der öffentlich zugängliche Bereich. Es war spärlich möbliert, makellos sauber und funktional. Was hier fehlte - zumindest war nichts zu sehen war ein Bewohner.
    Nachdem ich den Trick jetzt schon kannte, fand ich die nächste Geheimtür deutlich müheloser. Diese führte zu einer Wendeltreppe, die sich in R ichtung Dachboden und eines weiteren Absatzes hochschraubte. Dieses Mal entdeckte ich - endlich - Anzeichen von Leben. Ein Schatten bewegte sich im Speicher, allerdings ohne besondere Eile. Mit etwas Glück hatte mich der Dämon nicht gehört.
    Die Stufen waren aus Metall. Ich schlich im Schneckentempo vorwärts, um nur ja nicht durch ein Klacken die Stille zu stören.
    Irgendwie schaffte ich es tatsächlich nach oben, ohne der ganzen Welt mein Kommen anzukündigen. Langsam näherte ich mich dem Absatz, linste vorsichtig um die Ecke und schaute, ohne Atem zu holen, zum Baum hoch.
    In Anbetracht meiner bescheidenen Fähigkeiten, mich unbemerkt anzuschleichen, war ich freudig überrascht, dass ich mich nicht gleich mehreren Kontrahenten gegenübersah. Der einzige Dämon, den ich dort vorfand, blickte nicht in meine R ichtung, sondern starrte auf etwas in der Zimmerecke links von mir. Sein Profil war knochig und enttäuschend menschenähnlich. Mir wurde flau im Magen, aber das kannte ich schon, und ich rief mir in Erinnerung, dass die Bestie bösartig war, sogar das Ende der Welt herbeiführen wollte.
    Während ich ihn noch musterte, drehte sich der Dämon zu dem Kamin links hinter ihm um. Offensichtlich zog ihn das Kaminsims an, das von eingearbeitetem Gold und Edelsteinen glänzte und an dem Radierungen zu erkennen waren, die entfernt an ägyptische Hieroglyphen erinnerten. Das Ding hatte eindeutig einen stark zeremoniellen Charakter, aber auch wenn es uralt und mächtig war, auf mich übte es keinerlei Einfluss aus.
    Zumindest nicht, bis der Dämon seine Hand flach auf die Mitte der Verzierungen legte. Eine Tür glitt auf und enthüllte ein goldenes Kästchen.
    Die Schatulle von Shankara.
    Perfekt.
    Ich war rechtzeitig gekommen. Zerstöre die Schatulle und töte den Dämon, dann bist du an deinem freien Abend zur besten Fernsehzeit wieder zu Hause.
    Ich schnitt mir in die Handfläche und ließ das Blut laufen. Wenn mein Blut die Schatulle zerstören konnte, wollte ich vorbereitet sein. Dann packte ich entschlossen meine Messer und überlegte die nächsten Schritte. Die Entfernung zwischen uns betrug knapp zehn Meter ohne Deckung. Er stand mit dem Rücken zu mir, und wenn ich mich langsam und vorsichtig über den Teppichboden bewegte, käme ich möglicherweise unbemerkt an ihn ran. Darauf verlassen konnte ich mich allerdings nicht. Am Ende spiegelte sich das Zimmer noch in den Edelsteinen am Kaminsims wider.
    Ich wollte nicht als die Mörderin in die Geschichte eingehen, die ihre erste Mission gleich in der Sand setzte, weil sie blind darauf vertraute, dass ihr Überfall aus dem Hinterhalt gelingen würde. Lieber würde ich jede Vorsicht fallen lassen und mich auf ihn stürzen. Ich würde zwar rennen müssen, als würden mich die Feuer der Hölle schon in den

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