Erwachende Leidenschaft
logisch.
»Ich war bloß neugierig«, flüsterte sie. »Hast du eine dieser Frauen geliebt?«
»Nein.«
»Dann war es Lust?«
Er seufzte wieder. »Ja.«
»War es Lust mit mir?«
Oder Liebe, wollte sie fragen, aber sie traute sich nicht, denn sie befürchtete, die Antwort könnte anders ausfallen, als sie sie hören wollte. Sie wußte ja, daß Colin sie nicht liebte. Warum nur hatte sie dennoch die verzehrende Sehnsucht, es von ihm zu hören?
Was in Gottes Namen war bloß mit ihr los?
Colin wollte ihrer Befragung ein Ende setzen. Sie drängte ihn, Fragen zu beantworten, über die er noch nicht nachdenken wollte. Teufel, ja, es war Lust gewesen, als er mit ihr geschlafen hatte, entschied er. Schon seit dem ersten Mal, seit er sie gesehen hatte, wollte er sie in seinem Bett haben.
Dennoch konnte er Alesandra nicht mit den Frauen gleichsetzen, die er vor ihr gehabt hatte. Sie zu lieben, war vollkommen anders und soviel befriedigender. Keine andere Frau hatte ihn so entfacht, wie es ihr gelungen war, keine andere Frau hatte es je geschafft, daß er sich so vollkommen gehenließ.
Es war mehr als Lust. Soviel konnte sich Colin eingestehen. Er empfand etwas für Alesandra. Aber sie gehörte nun zu ihm, und es war ja durchaus normal für einen Mann, seine Frau beschützen zu wollen.
Aber Liebe? Colin wußte es wirklich nicht. Er hatte in dieser Hinsicht nicht genug Erfahrung, um zu beurteilen, was Liebe überhaupt war. Seine erste instinktive Reaktion auf diese nagende Frage war, daß er ohnehin nicht fähig war, jemand mit echter Intensität zu lieben. Er würde es sich nicht erlauben. Er konnte sich noch gut an die Qualen erinnern, die sein Freund und Partner Nathan durchlitten hatte, als er sich in seine spätere Frau verliebte. Colin wurde blaß allein bei dem Gedanken daran, daß er emotional vielleicht auch nicht stärker sein mochte als Nathan. Aber er hatte auch nicht geglaubt, daß ein derartig abgeklärter, erfahrener Mann so tief fallen konnte. Dennoch war es Nathan passiert. Und plötzlich war er verdammt verletzlich geworden.
Colin zwang die belastenden Gedanken beiseite und griff nach seiner Frau. Sie versuchte, so weit wie möglich von ihm abzurücken, aber er ließ es nicht zu, sondern zog sie in seine Arme, drehte sie sanft auf den Rücken und legte sich dann mit seinem ganzen Körper über sie. Er stützte sein Gewicht mit seinen Armen ab und sah sie an. Besorgt registrierte er die Tränen in ihren Augen. »Hab’ ich dir schon wieder weh getan, Liebling? Wenn ich in dir bin, weiß ich kaum, was ich tue. Ich …«
Seine Stimme war rauh vor Gefühl. Sie streckte die Hand aus und streichelte seine Wange. »Ich weiß auch nicht, was mit mir geschieht«, gestand sie. »Du machst mich meine Empfindlichkeit vergessen.«
»Warum bist du dann so deprimiert?«
»Bin ich gar nicht. Ich habe nur versucht, ein paar Dinge in meinem Kopf klarzustellen.«
»Wie zum Beispiel Liebe und Lust?«
Sie nickte, und er lächelte. »Liebling, ich hatte schon eine lange Zeit Lust auf dich. Und du wolltest mich auch«, fügte er noch mit einem Nicken hinzu.
Er dachte, dieses Zugeständnis würde ihr gefallen. Sie überraschte ihn mit einem Stirnrunzeln. »Lust ist eine Sünde«, flüsterte sie. »Ich gebe ja zu, daß ich dich sehr attraktiv fand, aber ich wollte dich bestimmt nicht in meinem Bett haben.«
»Und warum, zum Teufel, nicht?«
Sie verstand gar nicht, warum er über ihr Geständnis so aufgebracht war. Vermutlich weil es hier um den Stolz des Mannes ging und sie unabsichtlich darauf herumgetrampelt war.
»Weil ich doch gar nicht wußte, was geschehen würde. Niemand hat mir erzählt, wie wundervoll es sein könnte. Verstehst du jetzt?«
Er grinste ein bißchen verlegen.
»Weißt du, Colin, ich habe jetzt alles begriffen. Ich habe nicht verstehen können, warum ich mich so verletzlich fühlte, aber nun, da ich den Grund kenne, geht es mir schon viel besser.«
»Erklär es mir«, befahl er.
»Es lag an der Intimität. Es ist so neu für mich, und ich hatte ja überhaupt keine Ahnung, wie wundervoll es sein würde und wie viele Gefühle darin verwickelt sind.« Sie hielt inne und lächelte ihn an. »Wenn ich deine Erfahrung gehabt hätte, wäre ich sicher nicht so verletzlich gewesen.«
»Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn eine Ehefrau sich verletzlich fühlt«, sagte er. »In deiner Situation allerdings macht es keinen Sinn.«
»Wieso das denn nicht?«
»Weil du ganz sicher begriffen hast, daß
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