Erwachende Leidenschaft
vergessen.«
»Wir holen es später nach«, antwortete er, »nachdem ich an der Reihe war.«
Sie verstand nicht, was er meinte. »An der Reihe mit was?«
Colin rollte sie auf den Rücken und schob sich auf sie. Er stützte sich mit den Ellenbogen ab und grinste auf sie herunter.
Als sein Mund nur noch Millimeter von ihrem entfernt war, antwortete er.
»Zu gewinnen.«
12
Colin zu lieben und Colin zu mögen waren zwei ganz unterschiedliche Paar Schuhe. Es war unmöglich, mit ihm vernünftig zu reden, aber extrem leicht, ihn zu küssen. Sie wußte genau, daß sie ihm ihr verbliebenes Erbe nicht für sein Unternehmen anbieten konnte, und so mußte sie endlich auf die gute, alte Kunst der List zurückgreifen, um ihm zu helfen. Sie folgte damit dem Beispiel ihres Vaters und sagte sich mehr als einmal, daß Gott es verstehen würde, auch wenn Colin es nicht tat. Irgendwann würde ihr Mann schon seinen Starrsinn überwinden, aber sie war nicht gewillt zuzusehen, wie Außenstehende sein Geschäft aufkauften, während sie darauf wartete, daß er seinen Verstand gebrauchte.
Die Aktien wurden an einem Mittwoch um zehn Uhr morgens öffentlich gemacht. Zwei Minuten später waren alle zwanzig Anteile verkauft. Der Preis war extrem hoch.
Colin war überrascht von dem Ergebnis. Und er wurde mißtrauisch. Er verlangte den Namen der neuen Aktionäre zu erfahren. Dreyson wollte ihm nur verraten, daß ein einziger Käufer alle Anteile erworben hatte, daß er aber nicht berechtigt war, den Namen des Käufers zu nennen.
»Aber eine Frage werden Sie mir beantworten«, sagte Colin. »Ich will wissen, ob der Name meiner Frau auf den Anteilen steht.«
Dreyson schüttelte den Kopf. »Nein, Sir Hallbrook«, konnte er die Frage ehrlich beantworten, »Prinzessin Alesandra hat sie nicht erworben.«
Colin war zufrieden. Dann jedoch fiel ihm plötzlich noch etwas anderes ein. »Und dieser Ratgeber von ihr? Der Mann, den sie Onkel Albert nennt?«
»Nein«, sagte Dreyson. »Ich bin sicher, er hätte die Gelegenheit nur zu gern ergriffen, aber die Anteile waren in kürzester Zeit verkauft. Es blieb keine Zeit, ihn zu benachrichtigen.«
Schließlich ließ Colin die Sache auf sich beruhen. Alesandra sprach ein Dankesgebet, weil ihr Mann nicht weiter nachforschte.
Sie hatte ein ausgesprochen schlechtes Gewissen, weil sie ihn ausgetrickst hatte. Sie wußte, daß es falsch war, ihren Mann zu manipulieren, aber sie schob die Schuld auf seinen Starrsinn. Außerdem glaubte sie, daß sich ihr schlechtes Gewissen irgendwann beruhigen würde, aber je mehr Zeit verstrich, ohne daß sie ihrem Mann die Wahrheit gesagt hatte, desto elender fühlte sie sich. Sie sprach viel und oft mit sich selbst, aber Colin bekam Gott sei Dank davon nichts mit. Er arbeitete täglich zwölf Stunden in seiner Firma. Flannaghan hörte natürlich ihr Gejammer, glaubte aber, seine Herrin sei nur schlechter Laune, weil sie so lange im Haus festsaß.
Tatsächlich aber schien der Monat dahinzurasen. Catherines Ball wurde ihr als strahlendes Ereignis geschildert, und sowohl die Duchess als auch ihre Schwiegertochter Lady Jade berichteten ihr in allen Einzelheiten, was geschehen war. Es tat ihnen schrecklich leid, daß Alesandra nicht hatte dabei sein können, aber sie verstanden die Gründe für Colins Entscheidung, seine Frau lieber in der Sicherheit des Hauses zu wissen.
Catherine kam einen Tag später vorbei, um ihr ihrerseits alles haarklein zu erzählen. Sie verkündete, daß sie sich bereits in zwei Earls und einen Marquis verliebt hatte und innig darauf hoffte, daß die jungen Herren ihren Vater bitten würden, ihr ihre Aufwartung machen zu dürfen.
Weil Colin soviel arbeitete, hütete Alesandra ihre gemeinsame Zeit wie einen Schatz und vermied es meist, über geschäftliche Angelegenheiten zu sprechen. Dennoch war es manchmal unumgänglich. Der Makler hatte Flannaghan davon unterrichtet, daß die Besitzer des Hauses sich entschieden hatten, in Übersee zu bleiben und nun ihr Haus verkaufen wollten. Alesandra hatte das Haus liebgewonnen und wollte es gerne erwerben. Beim Abendessen brachte sie das Thema behutsam zur Sprache.
Colins Einstellung zu ihrem Erbe hatte sich nicht geändert. Er sagte ihr, daß es ihn nicht kümmerte, was sie mit ihrem Geld anstellte.
Dann wurde sie genauer. »Ich möchte dieses Haus hier kaufen.«
Sie ließ ihm keine Zeit, ihren Wunsch von vornherein abzulehnen, sondern fuhr hastig fort: »Durch euer ignorantes englisches Recht ist
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