Erwachende Leidenschaft
es einer verheirateten Frau praktisch unmöglich, einen Vertrag zu schließen. Ich würde dich mit dieser Sache ja nicht belästigen, aber ich brauche deine Unterschrift auf dem Papier.«
»Der Grund für dieses Gesetz ist einfach zu verstehen«, erwiderte er. »Ehemänner sind vom Gesetz her für jegliche Geschäfte ihrer Frauen verantwortlich.«
»Ja, aber die Sache, um die es hier geht …«
»Die Sache ist, ob ich für dich sorgen kann oder nicht, nicht wahr?« unterbrach er sie mit harter Stimme. »Zweifelst du daran, daß ich es kann?«
»Nein, natürlich nicht«, gab sie zurück.
Er nickte zufrieden. Sie seufzte. Er würde also mal wieder nicht mit sich reden lassen. Sie zog kurz in Erwägung, ihre Initialen zu benutzen und zu erklären, daß Onkel Albert das Haus für sie erworben hatte, verwarf den Gedanken jedoch schnell wieder. Colin war ja nicht dumm. Zudem würde sich eine solche List in eine Endloslüge verwandeln, und sie glaubte nicht, daß Gott ihr diese Sünde vergeben würde, die durchaus nicht selbstlos war. Ein bißchen Täuschung, um die Aktien zu sichern und in der Familie zu halten, um Colin und seinem Partner zu helfen, war eine Sache. Eine ganz andere aber war es, ihn zu betrügen, um ein Haus zu kaufen, nur weil sie sich darin so wohl fühlte. Sie nahm an, daß sich ihr Sündenregister um einige Manipulationen und willentlich falschen Auslegungen vergrößert hatte, seit sie Colin geheiratet hatte, aber sie war davon überzeugt, daß das meiste in der Spalte der geringen Vergehen stehen würde. Eine glatte Lüge, nur um sich einen Wunsch zu erfüllen, würde höchstwahrscheinlich in die Spalte der ernsthaften Sünden geschrieben werden.
Sie konnte ihn täuschen. »Wie du willst, Colin. Aber ich möchte bemerken, daß du in dieser Sache ausgesprochen unvernünftig handelst.«
»Ist registriert«, erklärte er trocken. Diesmal ließ er sie noch nicht einmal das letzte Wort haben.
Obwohl er häufig auf ihre Bedürfnisse wenig sensibel reagierte, schien er es bei anderen Leute genau umgekehrt zu handhaben. Gelegentlich konnte er direkt einfühlsam sein. Als der Monat um war und Stefan und Raymond nicht mehr gebraucht wurden, bot Colin ihnen eine Anstellung in seinem Unternehmen. Die beiden sagten gerne zu, denn sie waren jung und ungebunden und freuten sich darauf, um die Welt reisen zu können, und so gab Colin sie in die Obhut seines Freundes Jimbo, damit sie eine gute Ausbildung erhielten.
Colin blieb weiterhin ein sehr leidenschaftlicher Liebhaber. Er verbrachte jede Nacht in ihrem Bett, und wenn sie sich geliebt hatten, hielt er sie in den Armen, bis er glaubte, daß sie eingeschlafen sei. Dann ging er in sein eigenes Zimmer zurück. Alesandra wagte nicht, dieses Thema anzuschneiden, denn ihr Mann hatte ihr ja deutlich genug zu verstehen gegeben, daß er nicht über sein Bein sprechen wollte. Er tat praktisch so, als gäbe es da überhaupt kein Problem. Sie wußte, was in seinem Kopf vorging. Würde er sich minderwertig fühlen, wenn er eine Schwäche zugab? Und wenn er sie liebte, war es dann nicht seine Pflicht, nicht nur Freud, sondern auch Leid mit seiner Frau zu teilen?
Aber Colin liebte sie nicht. Wenigstens noch nicht, rief Alesandra sich immer wieder in Erinnerung. Dadurch ließ sie sich jedoch nicht entmutigen – sie hatte volles Vertrauen in ihren Mann. Er war schließlich intelligent, und mit der Zeit würde er schon erkennen, was für eine gute Frau sie war. Wenn es die nächsten fünf Jahre dauern sollte, bis er das erkannte, war das schon in Ordnung. Sie konnte warten. Und sie würde auch ihr Versprechen halten und sich nicht einmischen.
Die Einlagen, die sie für ihren Mann hatte machen lassen, konnten keinesfalls als Einmischung angesehen werden, fand sie. Sie freute sich ungemein darüber, daß er nun fast jeden Tag ein spezielles Paar Wellingtons trug. Der Schuster hatte zwei Ledereinlagen gemacht. Die eine war, wie sie glaubte, zu dick, denn Colin trug die Stiefel nur ein paar Minuten, bis er sie wieder auszog und sich ein anderes Paar suchte. Die zweite Einlage, die sie unter das Futter geschoben hatte, paßte viel besser. Colin glaubte, er hätte die Schuhe nun eingelaufen, und sie säßen daher bequem. Sie wußte, woran es lag, sagte aber nichts, und auch Flannaghan hielt den Mund. Er flüsterte seiner Herrin zu, daß das Hinken seines Herrn am Ende des Tages nicht mehr so ausgeprägt war, und sie konnte nur zustimmen. Sie war so erfreut über den Erfolg
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