Erwachende Leidenschaft
wollte das heikle Thema jedoch nicht vertiefen. »Ich verstehe«, sagte sie also. »Sie haben in Ihren Plänen also gewisse Freiräume für Unvorhersehbares gelassen.«
»Colin, wovon redet deine Frau?«
»Als ich Alesandra kennenlernte, habe ich ihr erklärt, daß ich frühestens in fünf Jahren heirate.«
»Oder eine Familie aufbaust«, warf sie mit einem Nicken ein.
»Oder eine Familie aufbaue«, wiederholte er, nur um es ihr recht zu machen.
Caine und Jade warfen sich einen Blick zu. »Wie organisiert du bist«, bemerkte Caine.
Alesandra glaubte, Caine hatte Colin ein Kompliment machen wollen. »Ja, das ist er wirklich«, pflichtete sie ihm eifrig bei.
»Pläne haben die Angewohnheit, sich zu verändern«, sagte Jade, wobei sie Alesandra ansah. Ihre Miene drückte freundliches Mitgefühl aus. Alesandra sah plötzlich unglücklich aus, und Jade glaubte zu wissen, was der Grund dafür war.
»Ein Baby ist ein Segen«, entfuhr es ihr.
»Ja«, bestätigte Nathan. »Jade hat auch recht, daß Pläne sich ändern. Colin und ich zählten auf das Erbe meiner Frau, um unsere Gesellschaft zu stützen, aber der Prinzregent beschloß, das Geld doch lieber für sich zu behalten, und wir mußten uns unsere Köpfe zerbrechen, um eine andere Lösung zu finden.«
»Daher der Fünfjahresplan«, erklärte Colin.
Alesandra sah aus, als wollte sie gleich in Tränen ausbrechen. Caine hatte den Wunsch, seinen Bruder zu würgen. Wenn Colin seine Frau nur einmal ansehen würde, dann hätte er sehen können, daß etwas absolut nicht in Ordnung war. Doch Colin schien nichts zu merken, und Caine hielt es nicht für richtig, sich einzumischen … noch nicht!
Alesandra war in ihren eigenen Gedanken gefangen. Sie spürte, wie die Wut über Nathans beiläufig hingeworfene Bemerkung in ihr aufstieg. Er hatte deutlich gemacht, daß weder er noch Colin Bedenken gehabt hatten, Saras Erbe zu verwenden. Warum zum Teufel war Colin dann nur so stur, wenn es darum ging, etwas von ihrem Geld zu nehmen“?
Colin lenkte sie ab, als er sagte: »Caine, jetzt hör doch endlich auf, deine Frau so düster anzublitzen.«
»Er gibt mir die Schuld«, sagte Jade.
»Das tue ich nicht«, stritt Caine ab.
»Schuld wofür?« fragte Colin.
»Ich habe heute morgen Blumen bekommen. Es lag kein Brief dabei, nur eine Unterschrift.«
Nathan und Colin runzelten im Einklang ihre Stirn.
»Du hast Blumen von einem anderen Mann bekommen?« fragte Nathan verblüfft.
»Ja.«
Nathan wandte sich um und sah seinen Schwager böse an. »Du solltest verdammt noch mal etwas unternehmen, Caine. Sie ist deine Frau. Du kannst doch nicht einem anderen Mann erlauben, ihr Blumen zu schicken. Wieso hast du den Schuft noch nicht umgebracht?«
Caine war dankbar, daß Nathan sich auf seine Seite schlug. »Das werde ich ganz bestimmt tun, sobald ich weiß, wer der Kerl ist!«
Colin schüttelte den Kopf. »Du kannst niemanden umbringen«, erklärte er ungeduldig. »Du mußt vernünftig sein, Caine. Blumen zu schicken ist ja kein Verbrechen. Wahrscheinlich handelt es sich bloß um einen pickeligen Jüngling, der seine erste Schwärmerei auslebt.«
»Du hast es leicht, vernünftig zu argumentieren, Colin. Jade ist ja nicht deine Frau.«
»Ich würde es immer noch tun, wenn meine Frau die Blumen bekommen hätte«, behauptete Colin.
Caine schüttelte nur den Kopf.
»Sag uns doch seinen Namen, Jade«, forderte Nathan sie auf.
Keiner hatte auf Alesandra geachtet, und dafür war sie höchst dankbar. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie hatte sofort den Kopf geschüttelt, als Colin die Möglichkeit erwähnte, es könnte sich um einen Jüngling handeln.
»Ja«, fragte nun auch Colin. »Wer hat die Blumen geschickt?«
»Er unterzeichnet seine Karten mit ›Ihr heimlicher Bewunderer«, antwortete Alesandra.
Alle Köpfe flogen gleichzeitig zu ihr herum. Jades Kinnlade fiel herunter.
»Ist es nicht so, Jade?«
Ihre Schwägerin nickte. »Aber woher weißt du das?«
Nathan lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Da steckt mehr dahinter als nur Verehrung, richtig?«
Niemand sprach eine gute Minute lang ein Wort. Alesandra fiel plötzlich das Päckchen ein, das laut Flannaghan für sie abgeliefert worden war. Sie versuchte aufzustehen und hinauszugehen, doch Colin ließ es nicht zu. Er verstärkte seinen Griff um ihre Schulter.
»Ich glaube, daß der Mann auch mir etwas geschickt hat«, erklärte sie. »Da liegt eine Schachtel für mich im Foyer.«
»Das gibt’s doch
Weitere Kostenlose Bücher