Erwachende Leidenschaft
woanders.«
»Bitte konzentriere dich hierauf«, sagte Alesandra.
Colin wandte den Kopf, um sie anzusehen. Sie sah das warme Leuchten in seinen Augen und fragte sich, woran in Gottes Namen er wohl gedacht haben mochte, daß er sie so ansah. Bevor sie ihn fragen konnte, beugte er sich vor und küßte sie.
»Himmel, Colin«, schimpfte Caine.
»Wir sind frisch verheiratet«, meinte Alesandra in dem Versuch, eine Entschuldigung für das seltsame Verhalten ihres Mannes zu finden.
Flannaghan kam mit einem Tablett zurück, auf dem Gläser und eine große Karaffe mit Brandy standen. Er stellte das Tablett auf den Tisch neben Alesandra und beugte sich vor, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.
»Die Köchin ist zurück.«
»Hat sie etwas herausbekommen?«
Flannaghan nickte eifrig. Caine schenkte sich einen Brandy ein und trank ihn mit einem Zug aus. Nathan und Colin lehnten ab.
»Kann ich bitte ein Glas haben?« fragte Alesandra. Sie mochte den Geschmack nicht besonders, aber sie hoffte, der Alkohol würde sie ein bißchen wärmen. Außerdem war ihr wieder flau im Magen, und sie führte das Unwohlsein auf dieses Gespräch über den eventuellen Mord zurück.
»Flannaghan, hol Alesandra ein Glas Wasser«, befahl Colin.
»Ich hätte lieber einen Brandy.«
»Nein.«
Sie war erstaunt von seiner heftigen Ablehnung. »Warum denn nicht?«
Colin fiel so schnell keine passende Antwort ein. Er wollte ihr gerne sagen, daß der Brandy vielleicht dem Ungeborenen schaden würde, konnte das aber natürlich nicht. Sie hatte es ihm ja offiziell noch nicht verraten.
»Warum lächelst du? Wirklich, Colin, du bist ein absolut komischer Mann.«
Er zwang sich, sich wieder auf das Thema zu konzentrieren. »Ich mag es nicht, wenn man trinkt«, verkündete er.
»Ich trinke nie.«
»Das stimmt«, sagte Colin. »Dann brauchst du auch jetzt nicht damit anzufangen.«
Flannaghan tippte Alesandra auf die Schulter, um sie an die Botschaft zu erinnern.
»Würdest du mich bitte einen Augenblick entschuldigen?« begann sie, sah die Listen in seinen Händen und fragte: »Was machst du damit?«
»Ich halte sie nur für dich«, antwortete er. »Soll ich den Stapel nach der Liste, die Victoria betrifft, durchsehen?«
»Nein, danke.« Sie nahm ihm die Zettel aus der Hand, entdeckte die mit Victorias Namen als zweite und wollte sich dann erheben. Colin zog sie zurück.
»Du gehst jetzt nirgendwo hin.«
»Ich muß mit der Köchin sprechen.«
»Flannaghan kann ihre Fragen beantworten.«
»Du verstehst nicht«, flüsterte Alesandra ihm zu. »Sie hat einen kleinen Auftrag für mich erledigt, und ich will hören, was dabei herausgekommen ist.«
»Was für einen Auftrag?« fragte Colin.
Sie kämpfte eine Weile damit, was sie tun sollte. »Du wirst wütend werden«, flüsterte sie.
»Nein, bestimmt nicht.«
Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, daß sie ihm nicht glaubte.
»Alesandra?«
Er hatte ihren Namen mit einem warnenden Unterton ausgesprochen, und war sicher, daß sie ihm deswegen bestimmt ganz schnell antworten würde. Doch als sie lächelte, begriff er, daß sie ganz und gar nicht beeindruckt war.
»Bitte sag’s mir«, bat er.
Er hatte gebeten, nicht befohlen, und für sie war das der entscheidende Unterschied. Jetzt würde sie ihm antworten. »Ich habe die Köchin in das Haus des Viscount geschickt. Bevor du wütend wirst, Colin, denk bitte daran, daß du mir nur befohlen hast, nicht mit ihm zu reden. Daran habe ich mich gehalten!«
Er war gründlich verwirrt. »Ich verstehe immer noch nicht«, gab er zu.
»Ich habe die Köchin zu Lady Robertas Dienerschaft geschickt. Ich wollte herausfinden, ob sie irgendwelche Geschenke erhalten hat, bevor sie verschwunden ist. Colin, wir beide wissen, daß sie ihrem Mann nicht weggelaufen ist. Das ist undenkbar.«
»Sie hat Geschenke bekommen«, platzte Flannaghan heraus. »Der Viscount ist ebenfalls sehr wütend geworden. Die Dienerschaft glaubt jetzt, daß Lady Roberta mit diesem Verehrer weggelaufen ist. Der Viscount schweigt sich darüber aus, aber angeblich glaubt auch er es. Das Zimmermädchen hat erzählt, er schließt sich in seine Bibliothek ein und ertränkt seinen Kummer in Alkohol.«
»Was zum Teufel geht hier vor?« fragte Caine. »Könnte es eine Verbindung zwischen den beiden Frauen geben?«
»Sie sind beide verschwunden«, rief ihm Jade in Erinnerung. »Ist das nicht Verbindung genug?«
»Das war es nicht, was ich meinte, Liebes.«
»Vielleicht trifft er seine Auswahl
Weitere Kostenlose Bücher