Erwachende Leidenschaft
um eine Art Wettstreit.
Nathan bekam die Order, das Büro zu übernehmen, während Colin sich darauf konzentrierte, die Ergebnisse der Nachforschungen zusammenzutragen.
»Caine, Alesandra hat recht. Neil wird wohl kaum mit mir reden. Du wirst dich darum kümmern müssen.«
»Mach’ ich«, willigte Caine ein. »Und ich sollte auch mit Talbot reden«, fügte er hinzu. »Wir waren zusammen in Oxford, und er könnte eher gewillt sein, mir zuzuhören.«
»Ich spreche mit Vater«, sagte Colin dann. »Er muß ein wachsames Auge auf Catherine haben, bis wir diesen Bastard gefunden haben.«
Alesandra wartete gespannt darauf, welche Aufgabe Colin für sie vorgesehen hatte, aber die Zeit verstrich, und schließlich gewann ihre Ungeduld die Oberhand. Sie stieß ihren Mann in die Seite.
»Du hast mich vergessen.«
»Nein.«
»Gut. Was soll ich dann tun, Colin?«
»Dich ausruhen, Liebling.«
»Ausruhen?«
Ungläubig sah sie ihn an, doch Colin hatte keine Lust, mit ihr darüber zu diskutieren. Caine schickte sich an zu gehen, hob seine Frau vom Schoß und stand auf. Auch Nathan erhob sich und bewegte sich auf die Tür zu.
»Komm, Alesandra. Du mußt ein bißchen schlafen«, sagte Colin.
Ich muß ganz gewiß nicht ein bißchen schlafen, dachte sie. Und wenn sie nicht so schrecklich müde gewesen wäre, hätte sie es ihm wahrscheinlich auch gesagt. Mit ihrem Mann zu streiten, kostete Nerven und Kraft, und irgendwie schien sie von beidem nicht mehr viel übrig zu haben. Das Gespräch über die beängstigenden Geschehnisse hatte ihr offenbar den Rest Energie genommen.
Caine lächelte sie an. Alesandra wollte nicht, daß er sie für schwach hielt, denn er mußte Colins Worte gehört haben. Sie drückte ihm also die Liste in die Hand. »Ich habe noch ein paar Motive aufgeschrieben, die du vielleicht in Betracht ziehen kannst«, sagte sie.
Bevor Caine ihr danken konnte, entfuhr es ihr: »Ich bin ein bißchen müde, ja, aber nur weil Colin und ich jeden Abend bis spät in die Nacht ausgegangen sind. Er ist auch ziemlich erschöpft.«
Caine blinzelte ihr zu, und sie wußte nicht, was sie davon halten sollte. Doch schon schob Colin sie die Treppe hinauf, während Flannaghan sich darum kümmerte, ihre Besucher zu verabschieden.
»Warum behandelst du mich wie eine Kranke?«
Sie waren bereits im Schlafzimmer, und Colin knöpfte ihr Kleid für sie auf. »Du siehst so erschöpft aus«, antwortete er. »Und ich ziehe dich gerne aus.«
Er machte es so schrecklich zärtlich. Nachdem er sie bis auf ihr weißes Seidenhemd ausgezogen hatte, hob er die Haare in ihrem Nacken und küßte sie dort sanft.
Dann zog er die Decke zurück und legte sie ins Bett. »Ich ruhe mich nur ein paar Minuten aus«, sagte sie. »Ich wage es nicht, einzuschlafen.«
Er beugte sich über sie und küßte ihre Stirn. »Und warum nicht?«
»Wenn ich jetzt schlafe, kann ich es heute nacht nicht mehr.«
Colin wandte sich zur Tür. »Also gut, Liebling, dann ruh dich nur aus.«
»Möchtest du dich nicht auch ausruhen?«
Er lachte. »Nein. Ich habe noch zu arbeiten.«
»Es tut mir leid, Colin.«
Er hatte gerade die Tür aufgezogen, als er sich noch einmal umdrehte. »Was tut dir denn leid?«
»Ich scheine dich ständig bei deiner Arbeit zu stören. Das tut mir leid.«
Er nickte, ging durch die Tür, änderte aber dann seine Absicht und machte kehrt und kam wieder an ihr Bett zurück. Es war albern, daß sie sich für so etwas entschuldigte, und er wollte ihr genau das sagen. Sie war immerhin seine Frau, und nicht irgendeine entfernte Verwandte, die ihm auf die Nerven ging.
Doch er sagte kein Wort. Er würde es auf später verschieben müssen, denn seine Frau schlief bereits tief und fest. Er war erstaunt, wie schnell sie in Schlaf gesunken war, und hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sie die letzten Abende ständig mit zu Gesellschaften genommen hatte. Verdammt, sie wirkte so zerbrechlich und verletzbar.
Colin hatte keine Ahnung, wie lange er dort stand und sie anstarrte. Sein Geist kreiste nur um das Bedürfnis, sie zu beschützen. Er hatte sich niemals derart verantwortlich gefühlt … oder so glücklich, wie er plötzlich erkannte.
Sie liebte ihn.
Und, Gott, wie sehr er sie liebte! Die Wahrheit sprang ihn nicht eiskalt an oder fuhr ihm wie eine Keule über den Schädel, obwohl ihm diese Vorstellung ein Lächeln entlockte. Er hatte es schon lange gewußt, sich jedoch dickköpfig geweigert, es zuzugeben. Gott allein wußte, daß er alle
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