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Erwachende Leidenschaft

Erwachende Leidenschaft

Titel: Erwachende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Menschenkenntnis besitzt.«
    »Vielleicht hat der Prinz ein gutes Herz«, bemerkte sie, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen.
    »Hat er nicht.«
    »Und wieso magst du ihn nicht?«
    »Er hat sein Wort gebrochen … Ein Versprechen, das er meinem Partner gegeben hat«, erklärte Colin. »Der Prinzregent verwaltete einen großen Schatz, der Nathans Frau Sara gehörte, und nach einiger Zeit beschloß er, ihn für sich zu behalten. Unrechtmäßig.«
    »Das ist schändlich«, stimmte Alesandra zu.
    »Und du? Warum magst du ihn nicht?«
    »Er wirkt so … so egoistisch«, gab sie zu.
    Colin schnaubte. »Da würden mir noch ganz andere Worte einfallen.«
    Die Kutsche hielt holpernd vor dem Royal Opera House. Alesandra zupfte ihre weißen Handschuhe zurecht, ohne ihren Blick von Colin zu lassen. »Ich hätte ihm niemals Zutritt zu deinem Haus gewährt, wenn ich gewußt hätte, was er deinem Partner angetan hat. Ich bitte dich um Verzeihung, Colin. Dein Zuhause ist deine Festung, in die nur Freunde eintreten dürften.«
    »Du hättest ihm den Besuch verweigert?«
    Sie nickte. Er blinzelte ihr zu. Alesandras Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen. Er konnte so charmant sein!
    Raymond hatte vorn beim Kutscher gesessen und sprang nun vom Bock herunter, um die Tür aufzureißen.
    Colin stieg zuerst aus und half dann Alesandra. Als sie nach seiner Hand griff, öffnete sich ihr Umhang, und das Taschentuch, das sie in ihr Mieder gestopft hatte, verschob sich. Als sie auf das Pflaster trat, rutschte es ganz heraus.
    Colin fing es auf. Er warf einen Blick auf den provozierenden Ausschnitt und funkelte sie wütend an.
    Ja, er war wütend auf sie. Sie wich instinktiv vor ihm zurück und stolperte über den Rinnstein. Colin packte sie gerade noch, drehte sie mit dem Gesicht zur Kutsche und stopfte das Taschentuch wieder in ihr Kleid.
    Es war demütigend, doch sie hielt seinem düsteren Blick stand. Sie starrten sich einige Momente an, bis sie aufgab und ihre Augen abwandte.
    Colin rückte ihr den Umhang an den Schultern zurecht, zog sie schwungvoll an seine Seite und führte sie zu den Treppen. Wahrscheinlich sollte sie dankbar sein, daß er ihr keine Szene gemacht hatte. Niemand schien das kleine Zwischenspiel bemerkt zu haben, denn er hatte der Menge, die in die Oper ging, die Sicht versperrt. Ja, sie sollte wohl dankbar sein. Sie war es aber nicht. Colin benahm sich wie ein alter Mann.
    »Du hast zuviel Zeit allein mit deinen Büchern verbracht. Du solltest wirklich öfter ausgehen. Dann würdest du nämlich feststellen, daß mein Kleid alles andere als unangemessen ist. Es ist sogar ziemlich brav.«
    Sein verächtliches Schnauben gefiel ihr gar nicht. Am liebsten hätte sie ihn kräftig getreten. »Du nimmst deine Aufgabe als Vormund sehr ernst, nicht wahr?«
    Er hatte seinen Arm fest um ihre Schulter gelegt, als sie die Treppe hinaufstiegen. Sie versuchte immer wieder, ihn abzuschütteln, aber Colin schien entschlossen zu sein, sie festzuhalten, und so gab sie schließlich auf.
    »Alesandra, mein Vater hat dich in meine Obhut gegeben. Ob mir diese Aufgabe nun gefällt oder nicht, ich bin dein Vormund, und du wirst tun, was ich dir sage.«
    »Es ist schade, daß du deinem Vater nicht ähnlicher bist. Er ist nämlich ein lieber, verständnisvoller Mensch. Du könntest ein paar Dinge von ihm lernen.«
    »Wenn du dich nicht mehr wie eine Schlampe anziehst, bin ich auch verständnisvoller.«
    Ihr empörtes Aufkeuchen klang fast wie Schluckauf. »Niemand hat je gewagt, mich eine Schlampe zu nennen.«
    Colin sagte nichts, grinste aber. Eine lange Zeit sprach keiner von ihnen. Man geleitete sie zur Loge des Prinzregenten, und sie nahmen ihre Plätze nebeneinander ein.
    Die Oper war bis auf den letzten Platz besetzt, aber Colin war überzeugt, daß Alesandra als einzige auf das Geschehen auf der Bühne achtete. Das restliche Publikum starrte sie an.
    Sie gab vor, die Blicke nicht zu bemerken. Und sie beeindruckte Colin über alle Maßen mit ihrer gesammelten, würdevollen Haltung. Nicht ein einziges Mal wandte sie die Augen von dem Geschehen auf der Bühne ab. Doch er sah ihre Hände in ihrem Schoß. Sie hatte die Finger fest ineinander verschlungen.
    Er rückte ein Stück näher an sie heran und legte vorsichtig eine Hand über ihre. Sie sah ihn nicht an, ergriff aber seine Hand und hielt sie fest. Die ganze Vorstellung saßen sie so zusammen.
    Die weiße, gestärkte Halsbinde um seinen Nacken machte ihn langsam wahnsinnig. Am

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