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Erwachende Leidenschaft

Erwachende Leidenschaft

Titel: Erwachende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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einen harten Tag.«
    Sie wandte sich zum Gehen, hielt aber noch einmal inne. »Geht es dir gut? Ich finde, du bist ziemlich blaß.«
    »Ich fühle mich gut«, sagte er. »Geh ins Bett.«
    Die Lüge kam ihm leicht über die Lippen, doch er fühlte sich ganz und gar nicht gut. Es ging ihm entsetzlich schlecht. Seine Innereien schienen in Brand gesetzt, und sein Magen reagierte, als hätte er gerade ein Stück glühende Kohle verschluckt. Seine Haut war feucht und heiß, und er dankte Gott, daß er an diesem Tag nicht viel gegessen hatte. Allein der Gedanke an Essen brachte ihn zum Würgen.
    Colin war sicher, daß er sich besser fühlen würde, sobald er etwas Schlaf bekam. Gegen ein Uhr morgens wünschte er sich nur noch, er könnte die Augen schließen und sterben.
    Um drei Uhr glaubte er, genau das würde er tun.
    Er glühte im Fieber, und er wollte verdammt sein, wenn er den lächerlichen, kleinen Apfel, den er vor der Oper gegessen hatte, nicht mindestens schon zwanzig Mal ausgespuckt hatte.
    Endlich akzeptierte sein Magen die Tatsache, daß es nichts mehr gab, was loszuwerden war, und verkrampfte sich zu einem festen Knoten. Colin lag inzwischen bäuchlings auf dem Bett und hatte alle viere von sich gestreckt.
    Oh, ja, der Tod wäre wirklich eine Erleichterung gewesen.

 
5
     
    Sie ließ ihn nicht sterben. Sie ließ ihn auch nicht allein. Im gleichen Augenblick, als sie von den würgenden Geräuschen im Nebenzimmer geweckt wurde, schlug sie die Decke zurück und stand auf.
    Alesandra kümmerte sich nicht um Äußerlichkeiten. Ob es als unschicklich angesehen würde, wenn sie in Colins Schlafzimmer ging, interessierte sie nicht. Colin brauchte Hilfe, und er würde sie bekommen.
    Als sie ihren Morgenrock übergezogen hatte und nach dem Knauf der Verbindungstür griff, war Colin schon wieder im Bett. Er lag bäuchlings auf den Laken und war splitterfasernackt. Alesandra versuchte, es zu übersehen. Colin hatte beide Fenster geöffnet, und es war so kalt im Zimmer, daß sie seinen Atem sehen konnte. Die Vorhänge bauschten sich unter den beißenden Windböen, und Regen wurde in den Raum gepeitscht.
    »Lieber Gott, willst du dich umbringen?« fragte sie.
    Colin gab ihr keine Antwort. Sie schloß hastig die Fenster und wandte sich wieder zum Bett. Sie sah nur eine Seite von Colins Gesicht, aber seine gequälten Züge sagten ihr zur Genüge, wie elend er sich fühlen mußte.
    Es war nicht leicht, aber schließlich gelang es ihr, die Laken unter seinem Körper wegzuziehen und ihn zuzudecken. Er murmelte, sie solle ihn gefälligst alleinlassen, aber sie ignorierte seine Worte. Sie legte ihm die Hand auf die Stirn, fühlte die Hitze, die er ausstrahlte, und holte sofort ein kaltes, feuchtes Tuch.
    Colin war zu schwach, um gegen sie anzukämpfen. Sie blieb den Rest der Nacht bei ihm, wischte ihm alle paar Minuten die Stirn und hielt ihm mindestens genauso oft den Nachttopf hin. Er konnte zwar nicht mehr erbrechen, denn in seinem Magen war nichts übriggeblieben, aber er hörte trotzdem nicht mit dem krampfhaften Würgen auf.
    Er wollte Wasser. Sie erlaubte es ihm nicht. Sie versuchte, vernünftig mit ihm zu reden, aber er wollte nicht auf sie zu hören. Glücklicherweise war er zu schwach, um sich selbst etwas zu holen.
    »Wenn du irgend etwas schluckst, wird es gleich wieder hochkommen. Ich hatte die Krankheit auch schon, Colin, ich weiß, wovon ich rede. Jetzt mach die Augen zu und versuch, dich auszuruhen. Morgen wird es dir bessergehen.«
    Sie wollte ihm ein wenig Hoffnung machen, also log sie absichtlich. Wenn Colins Zustand denselben Verlauf wie bei den anderen nahm, dann würde es ihm eine gute Woche lang so elend gehen.
    Ihre Prognose erwies sich als richtig. Er fühlte sich am nächsten Tag genauso elend wie am übernächsten. Alesandra pflegte ihn persönlich, und weder Flannaghan noch Valena durften das Schlafzimmer betreten, weil sie befürchtete, auch sie könnten sich anstecken, wenn sie Colin zu nahe kamen. Flannaghan versuchte mit ihr zu streiten, er hätte schließlich die Verantwortung für seinen Herrn und, und es sei seine ehrenvolle Pflicht, ihn zu umsorgen und sich der Gefahr auszusetzen.
    Alesandra konterte mit der Erklärung, daß sie bereits die Krankheit gehabt hatte, und daher die einzige war, die wirklich auf Colins Bedürfnisse eingehen konnte. Zudem war es höchst unwahrscheinlich, daß sie noch einmal angesteckt wurde. Flannaghan dagegen würde ein viel größeres Risiko eingehen, und wie

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