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Erwachende Leidenschaft

Erwachende Leidenschaft

Titel: Erwachende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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dir oder Raymond.«
    Endlich rührte sich Colin. Er ging zu dem Stuhl hinter dem Tisch, setzte sich und legte die Füße auf einen Hocker.
    »Warum will dieser General, daß du nach Hause kommst?«
    »Das ist nicht mein Zuhause«, berichtigte sie ihn. »Ich bin nicht einmal dort geboren. Mein Vater war dort König, bis er meine Mutter geheiratet hat. Sie war Engländerin und wurde nie anerkannt. Vater trat zurück, um sie zur Frau nehmen zu können, und Edward, sein jüngerer Bruder, bestieg den Thron. Es lief alles sehr höflich und gesittet ab.«
    Colin erwiderte nichts darauf, und sie fragte sich, was er denken mochte. »Soll ich weiterreden?« fragte sie besorgt.
    »Ich möchte hören, warum der General dich zurück haben will«, antwortete er schließlich.
    »Mein Vater war bei seinen Untertanen sehr beliebt. Sie verachteten ihn nicht dafür, daß er meine Mutter geheiratet hatte, sondern fanden es tatsächlich sehr romantisch. Schließlich hatte er für sie ein Königreich aufgegeben. Und jeder, der meine Mutter kennenlernte, betete sie an. Sie war eine liebenswürdige, wunderbare Frau.«
    »Siehst du ihr ähnlich?«
    »Ja«
    »Dann war sie auch eine wunderschöne Frau, richtig?«
    Er hatte ihr gerade ein Kompliment gemacht, doch sie konnte es nur schwer annehmen. Ihre Mutter war soviel mehr als nur schön gewesen.
    »Ein Kompliment sollte eigentlich keinen düsteren Blick auslösen«, bemerkte Colin.
    »Meine Mutter war schön«, sagte sie. »Aber sie hatte auch ein reines Herz. Ich wünschte, ich käme mehr nach ihr, Colin. Meine Gedanken sind selten rein. Ich war so wütend vorhin, daß ich den Männern etwas antun wollte.«
    Das entlockte ihm das erste Lächeln. »Ich habe es ja für dich erledigt«, sagte er. »Bitte erzähl weiter. Ich bin gespannt auf den Rest der Geschichte.«
    »Der Bruder meines Vaters starb letztes Jahr, und das Land stürzte einmal mehr in tiefe Unruhen. Es scheint, daß einige der Meinung sind, ich solle zurückkehren. Der General will mich heiraten, weil er denkt, er könnte sich den Thron aneignen, wenn ich seine Frau bin.«
    »Wie kommt er denn auf die Idee?«
    Sie stieß einen Seufzer aus. »Weil ich die einzige noch übriggebliebene Thronfolgerin bin. Die Untertanen haben offenbar großzügig vergessen, daß mein Vater abgedankt hat. Wie ich schon sagte, seine Untertanen liebten ihn sehr, und diese Liebe …«
    Sie verstummte. Colin war überrascht, als er die leichte Röte sah, die ihre Wangen überzog. »Und diese Liebe was?« fragte er.
    »Ist auf mich übertragen worden«, platzte sie heraus. »Zumindest ist das die Ansicht, die Sir Richards von eurem Kriegsministerium vertritt, und all die Briefe, die ich über die Jahre von den Königstreuen erhalten habe, scheinen das zu bestätigen.«
    Colin setzte sich kerzengerade auf. »Du kennst Sir Richards?«
    »Ja«, antwortete sie. »Er hat mir viel geholfen. Wieso guckst du so erstaunt? Stimmt etwas nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wie ist der Leiter von Englands Sicherheitsabteilung denn in diese Sache verwickelt?«
    »Dann kennst du Sir Richards auch?«
    »Ich arbeite für ihn.«
    Nun war es an ihr, überrascht zu sein. Und entsetzt. »Aber er leitet doch die Geheim … Colin! Wenn du für ihn arbeitest, dann muß es doch riskant sein! Was denken deine Eltern über das Doppelleben, das du führst? Oh, Colin, kein Wunder, daß du nicht heiraten willst. Deine Frau müßte sich ja ständig Sorgen machen. O Himmel, ja!«
    Colin bedauerte, ihr die Wahrheit gesagt zu haben. »Ich habe mal für ihn gearbeitet«, schränkte er seine Aussage ein.
    Sie wußte, daß er log – seine Augen verrieten ihn. Sie waren kalt und hart geworden. Sie beschloß, lieber nichts mehr dazu zu sagen. Wenn er sie glauben machen wollte, er habe nichts mehr mit der Reichssicherheit zu tun, dann sollte er seinen Willen haben.
    »Wie und warum ist Sir Richards in die Sache verwickelt?«
    Sein verärgerter Tonfall brachte sie wieder auf das Hauptthema zurück. »Er kam mich einen Tag, bevor dein Vater krank wurde, besuchen. Er und seine Verbündeten – oder Vorgesetzte, wie er sie nannte – möchten, daß ich General Ivan heirate.«
    »Er kennt also den General?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er weiß von ihm«, erklärte sie. »Sir Richards hält Ivan für das kleinere von zwei Übeln.«
    Colin fluchte leise. Sie tat so, als hätte sie nichts gehört. »Sir Richards sagte deinem Vater, daß der General leichter zu kontrollieren wäre. England will

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