Erwachende Leidenschaft
deine!«
»Ich bin dein Vormund«, konterte er. »Ich entscheide über deine Zukunft. Das scheinst du ganz vergessen zu haben.«
Sein Blick war so glühend wie das Feuer in den Nüstern eines Drachen. Sie entschied, besser nicht mit ihm zu streiten. Er benahm sich unmöglich, und wenn er nicht aufgehört hätte, sie so anzufunkeln, dann wäre sie wirklich aufgestanden und gegangen.
Colin wandte sich wieder dem Kommandeur zu. »Alesandra und ich haben letzte Woche über diese Sache gesprochen«, erklärte er. »Wir haben beschlossen, daß sie den General nicht heiratet. Sie können den finanziell Beteiligten mitteilen, daß das Geschäft nicht zustande kommt.«
Colin war so wütend, daß er das kleine zustimmende Nicken des Kommandeurs kaum bemerkte, als er nun fortfuhr. »Sie wird diesen Kerl nicht heiraten. Der General scheint ein echtes Schätzchen zu sein, richtig? Er schickt eine Bande Meuchelmörder her, um seine Braut entführen zu lassen. Eine hübsche Art, jemandem den Hof zu machen, finden Sie nicht auch? Schade, daß er nicht selbst dagewesen ist. Ich wäre mit diesem Bastard gerne ein paar Minuten allein gewesen.«
Alesandra konnte nicht verstehen, warum Colin sich so aufregte. Sie hatte ihn niemals derart zornig gesehen, doch sie war zu überrascht, um darüber erschrocken zu sein. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen oder tun sollte, um ihn ein wenig zu beruhigen.
»Er wird nicht aufgeben, Colin«, flüsterte sie und verzog das Gesicht, weil ihre Stimme zitterte. »Er wird andere Männer schicken.«
»Das ist mein Problem, nicht deins.«
»Ist es das?«
Das Aufflackern von Furcht in ihren Augen milderte seinen Zorn ein wenig. Er wollte nicht, daß sie vor ihm Angst hatte. Er zwang seine Stimme zur Ruhe, als er antwortete: »Ja, ist es.«
Eine lange Minute starrten sie sich schweigend an. Die Zärtlichkeit, mit der er sie ansah, erleichterte sie ungemein. Er würde nicht zulassen, daß sie England verlassen mußte.
Sie mußte sich zwingen, ihren Blick abzuwenden, damit er die Tränen in ihren Augen nicht sah. Sie starrte wieder auf ihre Hände, holte tief Atem und sagte dann: »Ich habe nur versucht, das Richtige zu tun. Ich will nicht, daß noch jemandem etwas geschieht. Und Sir Richards meinte, man könnte ein besseres Handelsabkommen erreichen …«
»Meine Partner sind der Meinung, daß der General sich kooperativ verhalten wird«, warf Sir Richards ein. »Ich persönlich glaube nicht an diesen Quatsch. Ich bin derselben Meinung wie Colin.« Er unterbrach sich, nickte kurz und fuhr dann fort: »Man kann dem General nicht trauen. Sie sehen also, meine Liebe, es ist nicht nötig, edelmütig zu sein.«
»Und wenn Colin etwas zustößt?«
Sir Richards und Colin warfen sich einen erstaunten Blick zu. Die Angst war zu Alesandra zurückgekehrt. Colin lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte sie an. Sie fürchtete nicht um sich selbst – sie hatte Angst um ihn! Wahrscheinlich sollte er verärgert sein. Er konnte schließlich auf sich selbst aufpassen, und es war schon fast eine Beleidigung, daß sie sich Sorgen um ihn machte.
Es war aber auch verdammt schmeichelhaft.
Sir Richards hob eine Augenbraue, während er darauf wartete, daß Colin etwas sagte.
»Ich kann auf mich selbst aufpassen«, bemerkte dieser endlich. »Und ich will nicht, daß du dich ängstigst, verstanden?«
»Ja, Colin.«
Ihre sofortige Zustimmung freute ihn noch mehr. »Laß uns nun allein, Alesandra. Richards und ich haben noch ein paar Dinge zu besprechen.«
Sie konnte nicht schnell genug aus dem Zimmer gelangen. Sie verabschiedete sich noch nicht einmal von dem Kommandeur. Es war sehr unhöflich, aber im Augenblick kümmerte sie das wenig. Sie zitterte so heftig, daß sie die Tür kaum hinter sich zuziehen konnte.
Ihre Knie schienen schwach vor Erleichterung. Sie sank gegen die Wand und schloß die Augen, während eine Träne ihre Wange hinabrollte. Sie holte tief Atem, um sich zu beruhigen.
Sie mußte also nicht edelmütig sein und diesen schrecklichen Menschen heiraten. Colin hatte ihr die Entscheidung aus der Hand genommen, und sie war so dankbar, daß sein Zorn sie überhaupt nicht kümmerte. Aus irgendeinem Grund hatte sich Colin entschlossen, sich seine Rolle als Beschützer zu Herzen zu nehmen. Er hatte sich wie ihr Vormund benommen, und Alesandra war so glücklich, jemanden auf ihrer Seite zu haben, daß sie ein Dankgebet sprach.
»Prinzessin, geht es Ihnen gut?«
Vor Schreck machte sie einen Satz
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