Erwachende Leidenschaft
seinen Nacken und begann, in seinem Haar zu wühlen, um ihn noch mal dazu zu bringen, sie zu küssen.
Er ließ ihr ihren Willen. Sie seufzte leicht, dann schob sie schüchtern ihre Zunge gegen die seine, und Colin fühlte, wie ihm seine Selbstkontrolle entglitt. Hart und verlangend preßten sich seine Lippen wieder und wieder auf ihren Mund.
»Ist alles in … Du lieber Himmel, Colin! Spar dir das für die Zeit nach der Zeremonie auf!«
Caines Stimme durchschnitt den Dunst der Leidenschaft, der Colin und Alesandra umgab. Langsam machte er sich los. Sie brauchte etwas länger, um wieder zu sich zu kommen. Colin mußte ihre Arme von seinem Hals nehmen, dann band er den Gürtel ihres Morgenmantels wieder richtig zu. Alesandra sah nur zu, wie er den Stoff in Ordnung brachte, um jeden Zentimeter ihrer Haut zu verbergen.
»Du solltest dich jetzt anziehen«, schlug er flüsternd vor und grinste über ihre verwunderte Miene. Sie hatte sich immer noch nicht ganz von seinem Kuß erholt, und das gefiel ihm ungemein gut.
»Hast du mich gehört?« fragte er noch einmal, als sie keine Anstalten machte, sich zu bewegen.
Alesandra erkannte, daß sie sich zusammenreißen mußte. Sie wich ein Stück zurück, schaffte Distanz zu der Ursache ihrer Verwirrung, und sagte: »Ja. Ich sollte mich anziehen.« Doch dann schüttelte sie den Kopf. »Ich kann mich nicht anziehen. Sie …«
»Ich würde gerne helfen«, erbot sich Jade. Colins Schwägerin zeigte eine Miene zwischen Mitgefühl und Sorge. »Wir werden nicht lange brauchen.«
Alesandra wandte sich um und zwang sich zu einem Lächeln. Überrascht stellte sie fest, daß Caine und Jade nur wenige Schritte von ihr entfernt standen. Sie hatte sie überhaupt nicht herankommen hören.
Colins Kuß hatte die Welt offenbar ausgeschlossen. Oje, hatten sie wohl mitbekommen, wie sie sich an ihn geklammert hatte? Allein der Gedanke ließ sie heftig erröten.
Plötzlich war sie so durcheinander, daß sie nicht mehr denken konnte. Ja, sie hatte etwas sagen wollen, aber sie wußte nicht mehr, was. Abwesend fuhr sie sich mit den Fingern durchs Haar, und der Hausmantel teilte sich ein kleines bißchen bei der Bewegung. Colin zog ihn sofort wieder zusammen. Nun handelte er wie ein eifersüchtiger Ehemann. An sich hätte es ihr gefallen, wenn er sie dabei nicht so düster angesehen hätte.
»Man empfängt keine Leute im Morgenmantel«, sagte er. »Haben dir die Nonnen denn gar nichts beigebracht?«
Er scherzte nicht. Sie schlug seine Hand weg und wich noch einen Schritt zurück. »Haben Sie den erwischt, der die Treppe hinuntergekrochen ist?« fragte sie Caine.
»Ja.«
»Gut«, flüsterte sie. »Sie sind mit den Blumen hereingekommen«, fügte sie hinzu. »Ich hätte es erkennen müssen, als sie die Vasen nach oben trugen, aber ich …«
Alle warteten, daß sie die Erklärung zu Ende brachte, aber nach ein oder zwei Minuten begriffen sie, daß sie nichts mehr hinzufügen wollte.
»Was ist mit dem anderen passiert?« fragte Caine.
»Colin hat ihn aus dem Fenster geworfen.«
»Raymond hat ihn aufgefangen«, setzte Colin schnell hinzu.
Caine wollte über diese alberne Lüge schon lachen, als sein Bruder mit dem Kopf schweigend auf Alesandra deutete. Er nickte also und sagte: »Gut zu wissen.«
»Könnten sich noch mehr in den anderen Räumen verstecken?« fragte Alesandra.
»Nein«, antwortete Colin.
»Ihre Wachen haben das Haus gründlich durchsucht«, sagte Caine, um ihre Angst ein wenig zu mildern. »Es gibt keine anderen.«
Jade lenkte die Aufmerksamkeit ihres Mannes auf sich, als sie entsetzt aufschrie. Er wandte sich zu ihr und sah die Tränen in ihren Augen. »Was ist denn, Liebes?« fragte er leise.
Jade zeigte auf den Boden vor dem Schrank. Caine drehte sich um, sah das Hochzeitskleid und stieß einen leisen Fluch aus.
Alesandra hatte für niemanden Augen außer für Colin. Irgendwas an ihm war anders, wie sie gerade erst festgestellt hatte, aber sie konnte einfach nicht ausmachen, was es war.
»Wir werden in zehn Minuten heiraten, Alesandra. Wenn du dann immer noch deinen Hausmantel trägst, dann wirst du darin zur Zeremonie erscheinen. Caine, tausch deinen Rock mit mir. Ich habe mir meinen zerrissen.«
»Ich glaube nicht, daß es gut ist, heute zu heiraten«, flüsterte Alesandra.
»Zehn Minuten«, wiederholte Colin.
Sein vorgeschobenes Kinn sagte ihr, daß es wenig Sinn haben würde, mit ihm zu diskutieren. Sie versuchte es dennoch ein letztes Mal. »Nein«, sagte sie
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