Erwachende Leidenschaft
ein.«
Colin schüttelte schon den Kopf, bevor sie noch zu Ende gesprochen hatte.
»Das ist ein kluger Plan«, argumentierte sie. »Und hör auf, den Kopf zu schütteln.«
»Und wird das Geld ausgezahlt, wenn du stirbst oder am Leben bleibst, Alesandra?«
Sie sah ihn finster an. »Wenn ich am Leben bleibe, natürlich.«
Dann wandte sie sich an Dreyson. »Ich weiß, wie ungern Sie mit Morton and Sons Geschäfte machen, aber könnten Sie diese kleine Transaktion für mich abwickeln?«
»Ich habe noch gar nicht ja gesagt!«
»Bitte, Matthew«, sagte sie, ihren Mann ignorierend.
»Sie möchten also, daß sein Name auf dem Schein für jeden zu lesen ist?« fragte Dreyson.
»Ja, genau«, antwortete sie.
»Sie werden aber eine hohe Prämie bezahlen müssen, und ich bin überhaupt nicht sicher, daß sich ein Versicherer findet, der seine Initialen neben Ihre setzt«, sagte er zu Colin.
»Sie haben mir einmal gesagt, daß Lloyd’s of London ein sinkendes Schiff versichern würde, wenn der Preis hoch genug ist«, erinnerte Alesandra den Agenten. »Ich bin sicher, daß Morton and Sons mit ihrem schlechten Ruf sofort die Chance ergreifen würden, einen Gewinn zu erzielen.«
»Vielleicht … wenn Sie mit jemand anderem als Sir Hallbrook verheiratet wären, dann würde es zutreffen. Doch leider wird der Ruf Ihres Mannes Ihrem Plan im Wege stehen, Prinzessin. Niemand wird eine Wette gegen ihn eingehen.«
»Und wieso nicht?«
Dreyson lächelte. »Ihr Mann ist zu einer Art Legende geworden. Er wird in den meisten Kreisen gefürchtet. Sehen Sie, seine Arbeit für die Sicherheitsabteilung –«
»Das reicht, Dreyson«, unterbrach Colin ihn. »Sie bereiten meiner Frau nur Sorgen.«
Der Agent entschuldigte sich sofort. »Soll ich versuchen, einen Versicherer für den Schein zu finden, Sir Hallbrook?«
»Nennen Sie es, was es ist«, sagte Colin, »eine Wette.«
»Wenn du nur einen geringen Zweifel an deiner Fähigkeit hast, mich zu beschützen, dann würde ich natürlich verstehen, woher dein Widerwille kommt, dein hartverdientes Geld einzusetzen …«
»Du weißt verdammt gut, daß ich dich beschützen werde«, fauchte Colin. »Ehrlich, Alesandra, die meisten Frauen würden vor Angst in Tränen ausbrechen, daß jemand gegen ihr Leben gewettet hat, aber du …«
»Ja?«
Er schüttelte den Kopf. Er mußte schließlich seine Niederlage eingestehen, wenn auch nicht besonders würdevoll. »Dann bitte«, grummelte er. »Wenn meine Frau jeden in London wissen lassen will, daß es zwei gültige Dokumente gibt, dann lassen wir ihr eben ihren Willen.«
Alesandra lächelte. »Weißt du, Colin, eigentlich wettest du auf deine eigenen Qualitäten. Ich finde das ziemlich sportlich.« Dann setzte sie hinzu: »Und meiner Meinung nach ist es ein sicherer Gewinn für dich. Du solltest wirklich nicht so grantig darüber werden. Ich habe höchstes Vertrauen in dich. Es gibt also keinen Grund, zu schimpfen.«
Alesandra wartete keine Antwort mehr ab, sondern verabschiedete den Agenten und ging nach oben.
Flannaghan trat aus der Dunkelheit ins Foyer, ließ den Agenten zur Vordertür hinaus und eilte dann zu seinem Herrn.
»Sie scheint sich gar keine Sorgen zu machen, was, Mylord?«
»Wieviel hast du mitgehört?«
»Alles.«
Colin schüttelte den Kopf. »Dein Onkel wäre entzückt. Du übernimmst all seine schlechten Angewohnheiten.«
»Vielen Dank, Mylord. Die Loyalität Ihrer Prinzessin muß Ihnen Freude machen.«
Colin lächelte. Er gab seinem Diener keine Antwort, sondern ging ebenfalls die Treppe hinauf und betrat sein Arbeitszimmer. Flannaghans Worte hallten in seinem Kopf wider.
Meine Prinzessin, dachte er. Ja, sie war nun seine Prinzessin, und wie sie ihm Freude machte!
10
Er machte sie rasend. Spät in der Nacht hatten sie ihren ersten Streit. Alesandra war schon zu Bett gegangen, konnte aber nicht schlafen, also stellte sie eine Liste der Dinge auf, die sie am folgenden Tag erledigen wollte. Sie befand sich in ihrem eigenen Schlafzimmer, da Flannaghan ihr ja mitgeteilt hatte, daß ihr Mann es so haben wollte, und sie war verzweifelt bemüht, sich keine Gedanken zu machen, was für ein gefühlloser Klotz ihr Ehemann doch war. Er konnte ja nichts dafür, daß er so war, wie er war, oder? Zudem war ihre Ehe ja keine Verbindung aus Liebe, und so sollte sie auch nicht beleidigt sein, daß er allein schlafen wollte. Aber sie war es trotzdem. Sie fühlte sich verletzt, auch verängstigt, und konnte nicht verstehen,
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