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Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Erwählte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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wo der Orden mit einem Zwangsumzug seines Hauptquartiers alle Hände voll zu tun hatte und eines seiner Mitglieder sich in Polizeigewahrsam befand? Rowan hätte eigentlich mit so etwas rechnen müssen. Er hätte darauf vorbereitet sein sollen, heute Nacht für Lucan und seine Krieger einzuspringen, mit der halben Agentur als Verstärkung.
    Natürlich setzte das voraus, dass die Angehörigen der Agentur immer noch ihrem Diensteid treu waren. Was das anging, war sich Rowan definitiv nicht mehr sicher. In den vielen Jahrzehnten ihres Bestehens hatte die Agentur ihre eigenen Probleme gehabt. Sie war eine träge, bürokratische Institution, manchmal viel zu politisch, der aufgeblähte, unfähige Cousin des Ordens, jenes Ordens, der trotz seiner wenigen Mitglieder effizient und mit chirurgischer Präzision sowohl den Stamm als auch die Menschen beschützte.
    Korruption war ein allgegenwärtiges Problem, das immer dicht unter der Oberfläche schwärte. Es wurde immer schwieriger, praktisch unmöglich, zu wissen, wer noch vertrauenswürdig war. Zwar blieben ihm immer noch einige gute Männer, aber es gab andere – mehr, als Rowan zugeben wollte – , die ihre illegalen Machenschaften hinter einer Maske von Pflichtgefühl und Autorität versteckten. Dragos selbst war so einer gewesen, war in eine der höchsten Positionen der Organisation aufgestiegen und hatte dabei zweifellos eine ganze Liga loyaler Gefolgsleute gewonnen, bevor der Orden ihn vor etwa einem Jahr enttarnt und in den Untergrund getrieben hatte.
    Nein, dachte Rowan grimmig. Es bestand kein Zweifel, diesen Massenmord im Revier der Agentur hatte Dragos inszeniert, um sowohl dem Orden als auch der Agentur ans Bein zu pissen.
    »Scheißkerl«, knurrte er in die gruftartige Stille des Clubs.
    Jetzt konnte vorerst nichts getan werden, so kurz vor Sonnenaufgang und während der Orden irgendwo fünf Stunden nördlich von Boston sein provisorisches Hauptquartier aufschlug, aber Lucan musste über die Situation informiert werden.
    Abrupt wandte sich Rowan von dem Blutbad ab und ging hinaus, vorbei an dem Agententeam, das eben mit Leichensäcken und Reinigungsmaterialien hereinkam, auf seinen Wagen zu. Sobald er in der Limousine saß, wählte er eine gesicherte Nummer, die der Orden ihm gegeben hatte. Es klingelte ein paarmal.
    »Gideon, ich bin’s, Mathias Rowan«, sagte er, als am anderen Ende abgenommen wurde. »Wir haben hier ein Problem. Es wird Lucan nicht gefallen. Schlechte Neuigkeiten, mein Freund, und es sieht mir sehr nach Dragos aus.«
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße.« Tavia sah wieder auf ihre Uhr und wartete ungeduldig, dass die vielen anderen Pendler vor ihr im Bostoner Government Center Station aus dem Zug stiegen. Es war fast acht Uhr, und sie kam zu spät zur Arbeit.
    Definitiv das erste Mal in ihrem Leben. Der Stress der letzten Tage begann ihr offensichtlich zuzusetzen. Sie war immer noch angespannt von dem Vorfall auf dem Polizeirevier und Senator Clarences seltsamem Benehmen danach.
    Der verstörende Traum hatte ihren Nerven auch nicht gerade gutgetan. Von der doppelten Dosis Tabletten hatte sie zwar einschlafen können, aber dafür hatte sie die Schlummertaste ihres Weckers heute Morgen einige Male zu oft gedrückt.
    Sie sah eine Lücke in der trägen Masse und eilte hindurch. In schnellem Tempo überquerte sie das verschneite Kopfsteinpflaster vor dem Bahnhofsgebäude und eilte an einem Blumenstand vorbei, der von roten und weißen Weihnachtssternen und immergrünen Kränzen überquoll. Auf der Straße blies ein kalter Wind und brachte das Läuten einer Heilsarmeeglocke irgendwo in der Nähe und den Geruch von frisch geröstetem Kaffee und frischen Backwaren aus dem Starbucks an der Ecke mit. Tavias Magen knurrte prompt, aber sie ging in die entgegengesetzte Richtung weiter.
    Sie versuchte, den Senator auf seinem Handy zu erreic hen, abe r es sprang sofort die Mailbox an, wie schon die letzten beiden Male, als sie ihn von unterwegs aus angerufen hatte. Er musste inzwischen schon bei dem Wohltätigkeitsfrühstück sein. Normalerweise hätte sie ihn als Erstes angerufen, um sicherzugehen, dass er alles hatte, was er für die Veranstaltung brauchte. Normalerweise wäre sie schon mindestens eine Stunde im Büro gewesen und hätte sich in die Aufgaben des Tages gestürzt, während er draußen in der Öffentlichkeit unterwegs war und seine Wähler bezirzte.
    Normalerweise.
    Nichts an den letzten paar Tagen schien normal.
    Auch nicht annähernd.
    Tavia

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