Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
ging über die City Hall Plaza auf die Büros des Senators zu, den Kopf gesenkt, das Kinn in ihren dicken Strickschal vergraben, als ein weiterer winterlicher Windstoß ihr entgegenwehte. Sie ging zwischen den beiden Türmen und dem danebenliegenden flachen Regierungsgebäude hindurch und hörte das Stimmengewirr einer Menge, schon bevor sie um die Ecke kam und den Tumult sah.
Übertragungswagen und Kamerateams jedes Lokalsenders und einiger überregionaler Kabelkanäle säumten die New Sudbury Street wie Geier. Polizeifahrzeuge, kein ungewöhnlicher Anblick bei den Regierungsgebäuden mit dem großen Revier direkt gegenüber, blockierten Eingang und Ausgang, und unzählige schwarze Geländewagen des FBI waren vor den Türen des Gebäudes und auf der ganzen Feuerwehrzufahrt am Gehsteig geparkt.
Ein eisiges Angstgefühl krampfte ihr den Magen zusammen.
»Entschuldigung«, wandte Tavia sich an eine Reporterin von Channel Five, die eben ihre blonde Helmfrisur für die Kamera aufbauschte und einen Soundcheck machte. »Was ist hier los?«
»Hinten anstellen, Schätzchen«, antwortete die Frau. »Das wollen wir alle wissen, deshalb sind wir hier. Der Polizeichef hat gerade eine Pressekonferenz für acht Uhr einberufen.«
Tavia trat durch die Gruppen der lauernden Reporter und Gaffer, die der Lärm und die Geschäftigkeit aus den umliegenden Straßen hierhingelockt hatten. Sie schlängelte sich durch die riesige Menschenmenge und versuchte, näher an den Eingang des Gebäudes heranzukommen, wo sich die meisten Polizeibeamten und FBI -Agenten versammelt hatten.
Jemand packte sie hart am Arm. »Ms Fairchild.«
»Detective Avery«, sagte sie, und das Hämmern in ihrer Brust ließ ein wenig nach, als sie dem Mann in die ernsten Augen sah. »Was ist denn hier los?«
»Bitte kommen Sie mit.« Er führte sie durch die Menge und zum Eingang des Gebäudes. In der Lobby wimmelte es von Beamten in Uniform und den bewaffneten Männern des Sondereinsatzkommandos. Der Detective blieb mit ihr stehen, und die Müdigkeit in seinem Gesicht ließ ihn älter wirken.
»Wann haben Sie Senator Clarence zum letzten Mal gesehen oder mit ihm gesprochen, Tavia?«
Der eisige Knoten in ihrem Magen zog sich noch fester zusammen. »Gestern Abend, als er mich zu Hause abgesetzt hat.«
»Wissen Sie noch, wann genau das war?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht genau. Es war direkt nachdem wir aus dem Revier kamen. Ist ihm etwas passiert? Ist das alles seinetwegen?«
Detective Avery stemmte die Fäuste in die Hüften und stieß einen schweren Seufzer aus. »Es fällt mir nicht leicht, Ihnen das zu sagen, Tavia. Jemand ist heute Nacht bei ihm eingebrochen und hat … ihn angegriffen. Er ist tot, Tavia. Er und auch ein paar seiner Sicherheitsleute.«
»Was?« Sie hatte Mühe, diese Neuigkeit zu verarbeiten, obwohl ihre Instinkte sie schon gewarnt hatten, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Eine Schockwelle erfasste sie – und Ungläubigkeit. »Das kann doch nicht sein. Senator Clarence kann nicht tot sein. Er sollte doch heute eine Rede auf einem Wohltätigkeitsfrühstück im Krankenhaus halten … «
Avery legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter. »Wir werden den Kerl kriegen. Machen Sie sich diesbezüglich keine Sorgen, in Ordnung?«
Sie schüttelte stumm den Kopf und versuchte, diese schrecklichen Neuigkeiten irgendwie zu verarbeiten, suchte nach Erklärungen, Antworten. »Der Mann letzte Nacht auf dem Polizeirevier – er hat mich gewarnt, dass der Senator in Gefahr sei. Sie haben es doch auch gehört, nicht? Er sagte, jemand wollte Senator Clarence töten. Jemand namens Dragos.«
Hinter ihr erklang ein verächtliches Schnauben. Tavia sah über die Schulter, direkt in die kalten Augen eines Polizeibeamten in Uniform, der langsam zu ihnen herübergekommen war, während sie und Detective Avery sich unterhielten. Eine Narbe zog sich durch seine linke dunkle Augenbraue und ließ ihn noch finsterer wirken.
»Nichts als Schwachsinn von diesem Bastard. Hätte ihm den Schädel voll Blei pumpen sollen, vielleicht wäre er dann liegen geblieben.«
Auf Tavias verwirrten Blick sagte Avery: »Der Mann, den wir in Gewahrsam hatten … ist letzte Nacht aus dem Krankenhaus ausgebrochen.«
»Ausgebrochen«, murmelte sie. »Ich verstehe nicht. Wie ist das möglich?«
»Das versuchen wir selbst noch herauszufinden. Ich habe den Kerl gesehen, als er aus dem Gegenüberstellungsraum gebracht wurde. Er war in einem schlechten Zustand.
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