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Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Erwählte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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hätte Lucan sofort zugegeben, dass der Orden mit Chase im Team sehr viel besser aufgestellt gewesen war. Und jetzt ohne ihn zu arbeiten – besonders nachdem er ihnen die dringend benötigte Gelegenheit verschafft hatte, das Hauptquartier zu räumen – , fühlte sich an, als hätte der Orden ein Glied verloren.
    Nicht zum ersten Mal überlegte Lucan, ob es nicht möglich wäre, zurück in die Stadt zu gehen und Chase aus dem Polizeigewahrsam zu holen. Es ging ihm gegen den Strich, einen Kameraden allein und verwundbar auf dem Schlachtfeld zu lassen. Der Orden hatte sich immer sehr um seine Gefallenen gekümmert, und obwohl Chase immer noch am Leben war – jedenfalls soweit sie wussten – , war es eine der schwierigsten Entscheidungen, die Lucan je getroffen hatte, mit den anderen aus Boston aufzubrechen und Chase zurückzulassen.
    Und sie hatten nichts mehr von ihm gehört, seit man ihn gestern Morgen ins Gefängnis gebracht hatte. Gideon hielt Augen und Ohren offen, überwachte Radio und Kabelfernsehen nach Neuigkeiten, aber es hatte seither keine Meldungen mehr gegeben.
    Diese Funkstille irritierte Lucan am meisten. Er erwartete keine Sekunde, dass Chase länger in einem Gefängnis der Menschen bleiben würde, als er wollte. Und lange konnte es nicht gedauert haben, bis sein Blutdurst ihn dazu getrieben hatte, Nahrung zu sich zu nehmen.
    Wenn er bloß nicht die Nerven verloren und jemanden auf dem Polizeirevier angegriffen hatte. Allein schon beim Gedanken daran stieß Lucan einen leisen Fluch aus.
    »Alles, was wir brauchen, ist ein Einziger, der redet«, sagte Rio gerade und brachte ihn wieder zum Thema zurück. »Einen Agenten, der uns etwas erzählt, das wir noch nicht über Dragos wissen, und wir werden dem Bastard ein gutes Stück näher sein.«
    »Sehe ich auch so«, sagte Lucan. »Der Orden – Hölle noch mal, der ganze Stamm – wäre besser dran, wenn die Agentur bei sich ausmistet. Aber wir können Dragos als unser Primärziel nicht aus den Augen lassen. So gerne ich die Agenturstützpunkte stürmen und Köpfe rollen lassen würde, wir haben schon genug zu tun, ohne der ganzen Agentur offen den Krieg zu erklären.«
    Tegan machte nachdenklich die Augen schmal. »Könnte sein, dass das genau Dragos’ Taktik ist. Er hat uns das als Ablenkungsmanöver hingeworfen, während er selbst mit etwas ganz anderem beschäftigt ist.«
    Gideon stieß einen Grunzlaut aus. »Teile und herrsche. Er wäre nicht der erste Größenwahnsinnige, der zu dieser Waffe greift.«
    Und an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit wäre Lucan vielleicht arrogant genug gewesen, um in eine solche taktische Falle hineinzutappen, weil er sich für unverwundbar hielt. Er war einst unfehlbar gewesen und für lange Zeit auch unbesiegbar.
    Der Orden war durch sein Schwert und durch seine Überzeugungen gegründet worden. Damals hatte er nichts gefürchtet, sich niemandem gebeugt. Zusammen mit seinen Gefährten war er in jede Schlacht geritten, entschlossen, dem Tod zu trotzen und ihn doch zu akzeptieren, wenn der Augenblick einmal kommen würde.
    Seither waren fast siebenhundert Jahre vergangen. Aber erst in letzter Zeit – seit ein paar Monaten, nur ein Sekundenbruchteil verglichen mit den Jahrhunderten, die er lebte – hatte er begonnen, seine Entscheidungen nicht allein auf seinem Selbstbewusstsein als Anführer und auf der Kampfkraft seiner Männer aufzubauen.
    Bisher hatte er sich immer nur um sein eigenes Wohlergehen gekümmert, nicht um das von anderen. Er hatte keine Veranlassung dazu gehabt. Aber jetzt?
    Hölle noch mal …
    Jetzt spürte er die Verantwortung für alle anderen unter seinem Dach auf sich lasten, und seit ihrem überstürzten Aufbruch aus Boston war diese Last nur noch schwerer geworden.
    Eben drang etwas von dem Grund für seine Sorge aus einem anderen Zimmer zu ihm herüber – das helle Lachen und entzückte Kichern eines kleinen Mädchens.
    »Wahnsinn! Das ist Wahnsinn, Rennie!«, rief das kleine Mädchen. »Er hat gesagt, er würde es machen, und er hat es wirklich gemacht!«
    Als Lucan verwirrt die Stirn runzelte, erklärte Gideon: »Mira hat gerade den Weihnachtsbaum entdeckt, den Niko heute früh vor Sonnenaufgang für sie aus dem Wald geholt hat.«
    »Weihnachtsbaum«, wiederholte Lucan leicht verärgert. Er erinnerte sich vage daran, von Nikolai gehört zu haben, dass das achtjährige Mädchen sich im neuen Hauptquartier Weihnachtsdekoration wünschte, aber es war keine Rede davon gewesen, gleich

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