Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
alles, was es bisher ausgespuckt hat. Bei der Geschwindigkeit dürfte es noch mal vier oder fünf Tage dauern, um die ganze Sequenz zu knacken. Vorausgesetzt, die Ergebnisse sind fehlerfrei.«
Lucan knurrte. »Und wir haben keine Ahnung, was in dieser Datei ist, sogar wenn wir den Code knacken.«
»Stimmt genau«, sagte Gideon. »Aber da Dragos sich die Mühe gemacht hat, sie mit mehreren Maßnahmen zu schützen, schätze ich mal, dass sie Informationen enthält, die wir unbedingt haben wollen.«
»Sehe ich auch so. Aber noch mal vier oder fünf Tage könnte zu spät sein, um noch benutzen zu können, was wir finden. Sag mir, dass du noch mehr hast als das.«
Gideon nickte. »Ich habe mich in die GPS -Daten eingehackt, die Hunter uns noch aus New Orleans geschickt hat. Da diese Informationen uns zu Corinnes Sohn geführt haben, kriegen wir vielleicht eine Spur zu Dragos’ anderen Killern im ganzen Land. Wenn wir diese Zellen lokalisieren, können wir sie eine nach der anderen ausschalten. Dragos’ Armee von Grund auf zerschlagen.«
»Guter Plan. Wir brauchen jetzt endlich ein paar Erfolge, wo wir allmählich sehen, was Dragos all die Jahrzehnte getrieben hat.«
»Eine weibliche Gen Eins«, sann Gideon und machte sich an einer seiner Tastaturen zu schaffen. »Wie kann es sein, dass sie die ganze Zeit unter den Menschen gelebt hat? Und was zur Hölle hat Dragos sich überhaupt davon versprochen, sie zu erschaffen?«
»Das frage ich mich auch«, antwortete Lucan. »Wir werden sie ausführlich befragen können, sobald Tegan und die anderen sie von Rowan abgeholt haben.«
Weil Lucan nicht wissen konnte, ob Tavia Fairchild kooperieren würde, hatte Lucan Hunter und Niko mitgeschickt. Auch Renata war mitgegangen, nicht nur, weil die Anwesenheit einer anderen Frau für Tavia vielleicht etwas Trost bedeutete, sondern auch wegen ihrer besonderen Stammesgefährtinnengabe. Mit ihren übernatürlichen mentalen Kräften konnte Nikos Gefährtin jeden Stammesvampir vorübergehend außer Gefecht setzen. Allerdings setzte sie ihre Gabe nur selten ein, weil sie davon meistens schreckliche Migräneanfälle bekam.
»Was ist mit Chase?«, fragte Gideon. »Hat Rowan dir irgendwas von ihm erzählt, als er angerufen hat?«
»Nur, dass er bei ihm in seinem Dunklen Hafen war und dass er verdammt schlecht aussieht.« Ein weiterer Grund, warum Lucan es für klug gehalten hatte, Renata mit dem Rest der Crew nach Boston zu schicken.
»Schlecht oder nicht«, sagte Gideon, »ich bin einfach nur erleichtert, zu hören, dass Harvard überhaupt noch am Leben ist.«
»Mach dir da besser keine Hoffnungen«, antwortete Lucan, aber in Wahrheit war auch er erleichtert, dass Chase noch lebte. Und er war ihm extrem dankbar dafür, dass er den Orden auf Tavia Fairchild aufmerksam gemacht hatte. Und für das persönliche Risiko, das Chase eingegangen war, als er sich den Behörden der Menschen ergeben hatte, als die Polizei das Hauptquartier stürmen wollte. An diesem Tag hatte er wahrscheinlich mehr als einem von ihnen das Leben gerettet, ein Akt der Selbstaufopferung, der Lucan immer noch beschämte.
Lucan war so lange der Anführer des Ordens gewesen, weil er wusste, wann er klare Grenzen ziehen musste, aber er wusste auch, wann er besser Nachsicht walten ließ.
Mit Sterling Chase ging es in der letzten Zeit steil abwärts, aber noch war er kein völlig hoffnungsloser Fall.
Lucan sollte es wissen, schließlich war es ihm selbst vor noch gar nicht langer Zeit genauso gegangen.
»Wie war es?« Gideon hatte sich von seinen Tastaturen abgewandt und beobachtete Lucan durch seine eisblauen Brillengläser. Das sonst immer zu Späßen aufgelegte Technikgenie war plötzlich ganz ruhig und ernst geworden. »Du hast nie erzählt, wie sich die Blutgier angefühlt hat.«
Die Erinnerung daran fiel Lucan nicht schwer. Sein eigener Kampf mit seiner wilden Seite hatte etwas nachgelassen, seit vor anderthalb Jahren Gabrielle in sein Leben getreten war, aber die Erinnerung daran war immer noch sehr lebendig.
»Es war die Hölle«, gab er zu. »Die absolute Hölle. Ständig Hunger und Aggression. Eine gefährliche Kombination, selbstzerstörerisch. Der Durst schürt den Zwang zur Gewalt, und Gewalt intensiviert den Drang, zu jagen und Nahrung zu sich zu nehmen.« Er stieß einen Fluch aus. »So schlimm es bei mir auch war, Tegan hat noch Schlimmeres durchgemacht.«
Gideon nickte grimmig. Er kannte die Grundzüge von Tegans Geschichte. »Er hat seine
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