Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
war überall Wasser. Es stieg immer höher, und die Leute … überall schreiende, ertrinkende Leute. Oh Gott … es war so furchtbar!«
Lucan warf Gideon einen fragenden Seitenblick zu, der schüttelte den Kopf, genauso verwirrt.
Brock nahm ihr Gesicht in die Hände und hielt sie fest, beruhigte sie mit seiner Berührung. »Was für Leute, Süße? Was für Wasser? Wer ist ertrunken?«
»Ich weiß nicht.« Sie presste die Wange an seine Brust und schluchzte wieder. »Ich weiß nicht, wer sie waren, aber sie sind alle ertrunken. Männer, Frauen und Kinder. Auch Tiere. Diese riesige Welle hat alles überflutet. Sie hat die ganze Stadt fortgespült.«
Jetzt runzelte Gideon die Stirn wie Lucan. Sogar Lazaro Archer wirkte etwas erschüttert über Jennas Beschreibung von Chaos, Zerstörung und Massensterben.
Brock flüsterte ihr tröstliche Worte ins Ohr. »Nur ein böser Traum, Süße. Du bist in Sicherheit. Niemand ist gestorben. Es war nur ein böser Traum.« Dabei warf der Krieger Lucan, Gideon und Archer einen grimmigen Blick zu. »Wir setzen ihr zu sehr zu. Sie ist total erschöpft, körperlich und seelisch. Diese ganzen Tests und Aufzeichnungen und Analysen, das ist alles zu viel für sie, verdammt. Das hört mir jetzt sofort auf.«
»Nein.« Es war nicht Lucan oder einer der anderen, der ihm widersprach, sondern Jenna selbst. Sie löste sich aus Brocks Umarmung und schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht war gerötet und tränenüberströmt, aber ihre sanften braunen Augen blickten entschlossen. »Nein, Brock. Ich muss nicht damit aufhören. Ich will nicht aufhören.«
»Aber schau doch, was es mit dir macht«, sagte er zu ihr. »Jedes Mal, wenn du die Augen zumachst, wachst du schreiend aus einem neuen Albtraum auf – und die werden immer schlimmer.«
Immer noch schüttelte sie den Kopf, als sie sein angespanntes Gesicht in die Hände nahm. »Ich bin in Ordnung. Ein bisschen erschüttert, aber in Ordnung. Ich will das tun. Wir kommen da an etwas Großes heran, das spüre ich. Ich will diese Träume verstehen, auch wenn sie mir Angst machen. Sie sind ein Teil dessen, was ich jetzt bin, Brock. Ich muss einfach wissen, was sie bedeuten.«
»Da gibt es jemanden, der uns helfen könnte«, bemerkte Gideon, und alle Köpfe wandten sich ihm zu. »Claire Reichen«, sagte er. »Andreas Reichens Stammesgefährtin hat die Gabe, sich in den Träumen von anderen zu bewegen. Sie könnte Jenna dabei helfen, diese Träume bewusster zu steuern und Details zu sammeln, die uns sonst vielleicht entgehen.«
»Das wäre genau das Richtige«, sagte Jenna. »Denkst du, sie würde mitmachen?«
»Claire ist in Rhode Island«, erinnerte Lucan die anderen. »Jetzt, wo Reichen für uns auf Erkundungsmission in Europa ist, können wir Claire nicht aus einer Laune heraus bitten, ihren Dunklen Hafen zu verlassen.«
»Muss sie vielleicht gar nicht«, sagte Gideon. »Sie hat es schon aus der Ferne gemacht. Leicht ist es nicht für sie, aber deshalb ist es trotzdem möglich.«
Brock rieb sich seinen geschorenen Kopf. »Ich hab da gar kein gutes Gefühl. Was, wenn was passiert?«
»Was soll schon passieren?«, fragte ihn Jenna. »Es sind doch nur Träume. Vielleicht die Erinnerungen des Ältesten, das weiß ich nicht. Aber ich muss es wissen, Brock. Er hat mich nicht umsonst am Leben gelassen. Er hat mich vor die Wahl gestellt, und dann hat er mir dieses lebendige Stück von ihm unter die Haut eingepflanzt. Warum? Was wollte er von mir? Ich habe keine Ruhe, bis ich das nicht herausgefunden habe. Ich verändere mich, und du kannst nicht von mir verlangen, dass ich davor weglaufe, was ich bin.«
»Das würde ich nie von dir verlangen«, sagte Brock sanft zu ihr. Er senkte die Stimme zu einem heiseren Flüstern. »Du weißt, ich liebe dich über alles, Jenna. Ich will nur, dass dir nichts passiert.«
»Mir passiert schon nichts.« Sie lächelte ihn an, als wären sie beide die Einzigen im Raum. »Mit dir zusammen passiert mir nichts, und ich habe keine Angst. Versprich mir einfach nur, dass du hier bist und mich auffängst, wenn ich aufwache.«
»Ich bin immer bei dir.« Er küsste sie kurz und leidenschaftlich, und Jenna sah ihren Gefährten weiter unverwandt an, als sie sagte: »Würdest du bitte Claire anrufen, Gideon?«
Als Lucan zustimmend nickte, zog Gideon sein Handy heraus und drückte die Kurzwahltaste zu Reichens Dunklem Hafen an der Küste von Newport, Rhode Island.
23
Er hatte wirklich jede Absicht gehabt, zu gehen.
Seine
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