Erwarte mich in Paris (German Edition)
und presste seinen Körper an meinen.
„Ich weiß nicht, ob …“
„Du weißt nicht, ob du mich scharf findest? Das sah vorhin ganz danach aus.“ Ein Windstoß fuhr in sein Haar und wehte es in sein Gesicht. Dies erweckte in mir erneut eine Illusion, von der ich schon so viele Nächte geträumt hatte. Als er mich wieder zu küssen begann, zögerte ich nicht, sondern entgegnete seinen Liebkosungen heißhungrig. Eine Gier ergriff Besitz von mir, die ich so noch nie gespürt hatte. Gaspards Hände fuhren über meinen Körper und entfachten diese Gier noch mehr. Willig drehte er sich um, als ich ihn an die Wand drückte und an seiner Hose zu zerren begann. Ich wollte mehr, ich wollte endlich alles. So lange hatte ich darauf gewartet.
Ich spürte seine heiße Haut unter meinen Händen, vergrub mein Gesicht in seinem Haar.
„Ich habe dich so vermisst, Piero“, flüsterte ich heiser. Mein steifes Glied schmerzte vor Begehren, als ich es an ihn presste.
„Nicht Piero! Gaspard!“, verbesserte er mich genervt. Schlagartig erlosch die Täuschung, der ich mich gerade eben noch bedenkenlos hingegeben hätte. Ich sah den jungen Mann, den ich erst heute kennengelernt hatte, roch seinen fremden Duft, spürte seine Haut …
Erschrocken sprang ich zurück.
„Was ist los? Warum hörst du auf? Mach doch weiter.“
„Ich … ich kann nicht.“ Ein Zittern erfasste meinen Körper.
„Los, weiter!“ Er zog mich an sich.
„Nein!“
Ich hatte die Wut, die mich jetzt wie ein Tiger ansprang, heute schon einmal erlebt. Unwillkürlich ballte ich meine Faust.
„Hol ihn raus und stoß’ mich. Dafür bezahlt mich doch dein Gönner. Los! Tu es endlich!“, forderte er.
Mein Gehirn schaltete sich aus. Zorn überflutete es, wie ein umgefallener Eimer mit roter Farbe. Ich hob die Faust und schlug sie ihm mit voller Kraft ins Gesicht.
Gaspard taumelte und hielt sich die Nase. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor.
„Scheiße, Mann. Was soll das denn?“
„Ich … ich hatte dich gewarnt. Ich hatte NEIN gesagt.“
„Verdammt, und deshalb musst du mir gleich die Nase brechen? Gerade eben hast du es nicht erwarten können, mich zu ficken … He, warte, wo willst du hin?“
Ich hatte mich umgedreht und lief zur Treppe, die zur Straße hinauf führte.
„Ich ruf mir ein Taxi“, antwortete ich. In mir war keine Reue. Sollte er seine Nase doch von einem anderen willigen Typen richten lassen.
„Ich komm mit.“ Gaspard rannte hinter mir her.
„Vergiss es, der Abend ist gelaufen“, raunzte ich ihn unhöflich an.
„Dafür, dass du beinah deinen Schwanz in mich gesteckt hättest, bist du jetzt aber ganz schön unhöflich. Ich verlange einen Zuschlag. Dafür, dass du mir meine Visage demoliert hast, war das Honorar zu niedrig.“
Ich winkte ein Taxi und setzte mich hinein. Gaspard folgte mir unaufgefordert. Vor Alains Haus stiegen wir aus. Ich klingelte Sturm, bevor ich den Code eingab und die Tür öffnete. Dann stürmte ich die Treppe hinauf.
„Meine Verabredung möchte mit dir noch etwas Finanzielles regeln“, sagte ich zu Alain, der am riesigen Esstisch stand und arbeitete. Ohne Gaspard einen letzten Blick zu gönnen, rannte ich in mein Zimmer und warf die Tür ins Schloss.
Achtlos streifte ich mir die Kleidung ab und ging ins Bad.
Ich fühlte mich schmutzig, missbraucht, besudelt. Was war nur mit mir los gewesen, dass ich mich wie ein Tier aufgeführt und beinah einen Fremden gefickt hätte? Mein Gehirn hatte mir eine andere Person vorgegaukelt, und ich wäre beinah darauf reingefallen.
Mir war kalt und wieder erfasste mich ein Zittern, das meinen gesamten Körper beben ließ. Ich stellte mich unter die Dusche und drehte das Wasser so heiß, wie ich es aushielt. Es prasselte auf meinen Rücken. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass der Schmutz noch immer an mir haftete, wie eine klebrige Paste.
Hektisch begann ich mich mit Seife abzuschrubben. Meine Finger fuhren über meinen Hals, wo mich Gaspards Lippen berührt hatten, über meine Schultern und ertasteten die unebenen Narben auf meinem Rücken, wo sie kurz verharrten.
Mea culpa, mea maxima culpa …
Eine Nacht voller Wörter
… Ideo precor beatam Mariam semper Virginem, omnes Angelos et Sanctos, et vos, fraters …
Hände berührten mich, glitten über meinem Körper, peinigten meine Seele.
“…ad Dominum Deum nostrum”, schluchzte ich .
Weitere Kostenlose Bücher