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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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Augen und begann mich zu stimulieren.  
    In dieser Nacht machte ich den ersten Schritt zur psychischen Genesung. Da war ich mir sicher. Das Ritual hatte keine Macht mehr über mich. Die Zeit, in der ich intime Berührungen nicht ertragen konnte, war ein für alle Mal vorbei.  
    Ich war mir durchaus bewusst, dass Alain mich beobachtete, als ich mich umdrehte und in die Matratze zu pumpen begann. Ich spürte seine Augen, wie Finger über meine Haut gleiten und an meinem Gesäß hängen bleiben.  
    Es war unglaublich, ihn in meiner Nähe zu wissen, ihn teilhaben zu lassen und zu ahnen, dass er die Bilder, die ich ihm lieferte, genau so genoss wie ich.  
    Unter atemlosem Keuchen krümmte ich mich und ergoss mich in die zerwühlten Laken. Still blieb ich liegen und spürte dem Zucken meines Schwanzes nach.  
    Während ich dalag, dämmerte ich weg. Ich fühlte mich wohl, gelöst, frei. Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass ich mich in meinem verfluchten Leben noch einmal so wunderbar fühlen würde. Mit einem Lächeln auf den Lippen versank ich in einen traumlosen Schlaf.  
     

Champs Élysées
     
    „Ich warte jetzt schon seit einer halben Stunde“, sagte Christin mit einem tadelnden Unterton. Sie umarmte mich und gab mir auf jede Wange einen Kuss. Wir hatten uns in einem Straßencafé auf dem Les Champs verabredet.  
    „Tut mir leid. Mein Lehrer hat mich nicht weggelassen. Er hat darauf bestanden, dass ich die angefangene Lektion beende.“  
    „Dein Lehrer?“  
    „Alain zwingt mich lesen und schreiben zu lernen. Hab ich dir das noch nicht erzählt?“  
    „Nein, hast du nicht!“  
    Ich griff nach der Speisekarte und grinste Christin an. „Ich kann jetzt selbst entscheiden, was ich bestelle. Max sagt, ich mache großartige Fortschritte.“  
    „Max?“  
    „Na, mein Lehrer. Er sagt, wenn ich so weitermache, kann ich in wenigen Wochen die Führerscheinprüfung machen. Alain fiebert dem Augenblick schon lange entgegen.“  
    „Wirst du jetzt auch noch sein Chauffeur?“  
    „Alles, was er will.“  
    Ich grinste glücklich. Ich konnte einfach nichts dagegen unternehmen. Seit der Nacht, in der ich Alain alles erzählt hatte, fühlte ich mich wunderbar befreit. Es war, als wäre eine große Last von meinen Schultern genommen wurden.  
    „Du siehst gut aus.“ Christin sah mich skeptisch an.  
    „Danke, so fühle ich mich auch. Und, was gibt’s Neues? Wir haben uns ja schon so lange nicht mehr gesehen.“  
    „Ja, du hast überhaupt keine freie Minute mehr.“  
    „Christin“, sagte ich. „Ich arbeite, das weißt du doch. Jetzt, wo Alain seine neue Kollektion vorbereitet, schickt er mich zu anderen Leuten, Fotografen, Künstlern, du weißt schon. Ich bin den ganzen Tag beschäftigt.“  
    „Und mit gewissen Hilfsmitteln schaffst du das auch, oder?“ Christin nickte wissend auf das Glas Champagner, was ich mir bestellt und schon zur Hälfte geleert hatte.  
    „Ach komm, ich brauche keine Hilfe. Du weißt doch, ich werde einfach nur fürs rumstehen und verträumt gucken bezahlt. Mehr wollen die nicht von mir. Das hätte ich früher nie für möglich gehalten.“  
    „Das hier auch nicht. Alkohol am Vormittag. Es gab eine Zeit, da hast du nichts vertragen, erinnerst du dich?“  
    „Zeiten ändern sich eben.“  
    „Ja, und Menschen auch. Weißt du noch, wie du mir aufgetragen hast, ich sollte dir sagen, wenn mir was an dir auffällt?“ Besorgnis schwang, wie eine leise Glocke, in ihrer Stimme.  
    „Was soll ich denn tun?“, erwiderte ich, und ignorierte ihre Frage einfach. „Jeder will mit mir arbeiten. Alain beschwert sich schon, dass ihm die Telefonate und Anfragen zu viel werden.“  
    „Nun, eigentlich ist das Planen deiner Aufträge und Buchungen ja auch mein Job“, antwortete sie. „Aber mein lieber Chef gibt die Angelegenheiten um sein persönliches Haustier nicht aus seiner Hand.“  
    Ich ging auf ihre versuchte Kränkung nicht ein. Über diesen Punkt war ich längst hinaus. Was Alain in der Öffentlichkeit über mich sagte, war dermaßen gegensätzlich zu dem, was er mir in privaten Momenten zu verstehen gab, dass mich solche Dinge überhaupt nicht mehr berührten.  
    „Bist du nun doch eifersüchtig?“ Ich zog ihre Hand zu mir heran und drückte ihr einen Kuss auf den Handrücken. Ein paar Mädchen am Nachbartisch schauten zu uns herüber und kicherten.  
    „Nein.“ Sichtlich verlegen, aber auch ein bisschen geschmeichelt, nahm sie meine Umwerbung

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