Erwarte mich in Paris (German Edition)
„Ich liebe dich“, keuchte ich.
Der Regen rann in dicken Bächen über die Glasscheiben.
„Sag es noch einmal, und sieh mich dabei an.“
Sein fester Körper auf meinem, sein Gesicht so dicht über mir, seine forschenden, kalten Augen, die mich bannten. Alains Präsenz war unglaublich. Er nahm mein ganzes Denken gefangen. Nichts hatte mehr neben ihm Platz. Meine Welt schien nur noch aus seiner Existenz zu bestehen.
„Ich … ich liebe dich“, stammelte ich.
„Oh, du glutäugiger Gott“, murmelte er. Dann begann er sich in mir zu bewegen. Kraftvoll nahm er mich in Besitz, ohne seine Augen von mir zu wenden.
Ich stemmte ihm mein Becken entgegen, um seinen Stößen genügend Widerstand zu bieten. Er war unglaublich, er riss mich mit, peitschte mich erneut an die Grenze der Lust, dicht zum Wahnsinn. Und dann glaubte ich den Verstand zu verlieren. Ich driftete davon, während es um mich herum zu tosen und zu donnern begann. Lichtblitze zuckten, so dass man glauben konnte, die Welt gehe unter. Meine Persönlichkeit war auf einen vor Lust zitternden, heftig nach Atem ringenden Körper zusammen geschrumpft, der sich in der neu aufbrandenden Leidenschaft suhlte und mit den Donnerschlägen, die das Haus erschütterten, um die Wette schrie.
Ich erreichte meinen gewaltigen Höhepunkt gemeinsam mit dem tosenden Gewitter, welches über der Stadt tobte und die Scheiben klirren ließ.
Treffen mit Tom
„Siehst du? Hier!“ Christin schob mir eine Zeitschrift über den Schminktisch. „Jetzt ist es offiziell.“
Alain Serafons Haustier und Muse erbt Millionen , prangte als große Überschrift auf dem Cover. Darunter war ein Foto von mir und Alain zu sehen. Es zeigte uns, wie wir eng zusammen saßen und lachten. Es musste irgendwann ohne unser Wissen gemacht worden sein, denn ich erinnerte mich nicht an diese Situation.
„Du weißt, dass mich das Geld nicht interessiert. Außerdem wird Alain nicht so bald sterben. Er ist für sein Alter äußerst fit.“
Das bewies er mir mittlerweile mehrmals die Woche. Dank seiner blauen Pillen blieb er nun nicht mehr nur der passive Beobachter, sondern war ein potenter, ausdauernder Liebhaber geworden. Und ich … ich war ihm durch die Hilfe meiner kleinen, weißen Freunde ein würdiges Gegenstück.
„Pardon.“ Die kleine Visagistin hielt schon seit einiger Zeit die Puderquaste vor mein Gesicht.
„Aber bitte“, ich schloss die Augen, damit sie ihre Arbeit erledigen konnte.
„Hast du Tom schon gesehen? Er ist heute auch wieder dabei.“
Ich zuckte unwillkürlich zusammen. „Tom? Nein. Den hatte ich schon fast vergessen.“
„Wenn man vom Teufel spricht …“ Christin stand auf und gab vor, ihre Listen durchzuchecken.
Tom nahm neben mir Platz. Die kleine Visagistin war mit meinem Make-up fertig und drehte sich zu ihm um.
„Du musst doch nicht gleich die Flucht ergreifen“, sagte er, als ich ebenfalls aufstehen wollte. „Oder kennt mich der feine Herr jetzt nicht mehr?“
„Tom, bitte. Wir waren nie beste Freunde.“
„Und trotzdem habe ich eine Nachricht für dich. Ein gemeinsamer Freund kommt nächste Woche nach Paris und möchte dich sehen.“
„Piero kommt?“
Tom schloss die Augen und ließ sich das Gesicht eincremen. Minutenlang, so schien es mir, ließ er mich auf eine Antwort warten.
„Wann kann ich ihn treffen?“, drängte ich.
„Ich sag doch, nächste Woche. Er kommt zu mir nach Hause, dort wartet er auf dich.“
„Zu dir?“
„Ja klar, oder hast du vergessen, wo das ist?“
„Nein, natürlich nicht. Aber ich hätte ihn gern allein gesehen.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Ein Lächeln verzerrte seinen Mund zu einer Grimasse. „Aber so haben wir es nicht vereinbart. Er kommt zu mir, und ihr trefft euch da. Basta!“ Tom stand auf. „Lass ihn nicht warten! Du würdest es bedauern.“ Mit einem seltsamen Grinsen sah er mich an.
Als er mir den Rücken zudrehte und zu den Kleiderständern ging, hatte ich den Eindruck, als würde er humpeln. Doch als ich zwinkerte, war es verschwunden.
„Du traust ihm doch etwa nicht? Ich komme mit, wenn du zu ihm gehst.“ Christin kam wieder heran und sah Tom misstrauisch hinterher.
In meinen Gedanken spielte sich eine Szene ab, wie ich Piero traf, Christin neben mir, uns eifersüchtig musternd.
„Nein, das kommt nicht in Frage. Ich muss da allein hin. Was soll mir denn schon
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