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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Freundlich konnte man das auch »gegenseitiges Vertrauen« nennen.
    »Hören Sie, René«, fuhr Brage-Schmidt fort. »In Zukunft wird es so laufen, wie wir es besprochen haben. Sie sorgen weiterhin dafür, dass jährlich fünfzig Millionen nach Kamerun überwiesen werden. Und dann schreiben Sie jedes Jahr auf der Basis der sogenannten Louis-Fon-Berichte eine hübsche Zusammenfassung darüber, wie vorzüglich es dort unten ausschaut.«
    Hier ergriff Teis Snap das Wort. »Derweil empfangen wir in der Karrebæk-Bank wie gehabt einige Wochen später die Summe, die unsere gegenwärtige Finanzsituation erfordert. Das Geld geht den üblichen Weg: Unsere Verbündeten in Jaunde leiten es über die ›Investorengruppe‹« – hier malte er Anführungszeichen in die Luft – »in Curaçao an die Bank weiter, nachdem die anderen Teilhaber der vom Vorstand vorgeschlagenen Kapitalerhöhung zugestimmt haben, was sie zuverlässig tun werden: Die haben ja auch ein Interesse daran, die Bank undihre Anteile zu erhalten. Und das restliche Geld platzieren wir in nicht börsennotierten Aktien in unserem Depot in Curaçao, als Puffer für unvorhergesehene Entwicklungen im Bankensektor. Auf diese Weise bleibt die Karrebæk-Bank weiterhin stabil, unsere bestehenden Anteile sind also einerseits gesichert, andererseits erwerben wir weitere Vorzugsaktien, die offiziell der Investorengruppe gehören. Und zugleich wächst auch unser Aktiendepot in Curaçao von Jahr zu Jahr an. Wir drei haben also mehr als einen guten Grund zur Freude.«
    So viel Schönfärberei konnte René dann doch nicht ertragen. »Ja, wirklich ein guter Grund zur Freude.« Er markierte seine Worte ebenfalls mit Anführungszeichen in der Luft. »Außer vielleicht für Louis Fon. Und Mbomo und William …«
    Teis Snap unterbrach ihn. »René, jetzt hör mal auf, dir über Mbomo und Fon den Kopf zu zerbrechen. Wenn etwas Zeit verstrichen ist, zahlen wir deren Witwen eine Art ›Rente‹. Die Behörden sind so sehr daran gewöhnt, dass Menschen dort unten verschwinden, da wird nicht viel Aufhebens drum gemacht. Und was Stark betrifft, der hat doch gar keine Familie, oder?«
    »Nein, aber eine Lebensgefährtin und eine kranke Stieftochter.« René sah Snap direkt an.
    »Gut«, sagte Snap nur. »Also keine Familie, nur zwei lose mit ihm verbundene Personen. Die beiden Frauen werden bestimmt eine Weile trauern, aber dann geht das Leben weiter.«
    René atmete langsam aus. Eine Antwort erübrigte sich wohl.
    Wieder übernahm die Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Was die zweihundertfünfzig Millionen aus dem Baka-Projekt betrifft, kann man wohl mit einiger Berechtigung vorbringen, dass es sich dabei um eine Art getarnte staatliche Unterstützung für den dänischen Bankensektor handelt. Und ist es nicht nur recht und billig, dass der Staat die ertragreiche Privatwirtschaft Dänemarks, zu der auch die Karrebæk-Bank gehört, unterstützt? Die Unternehmen, die den Menschen Arbeit geben, sind für das Funktionieren einer Gesellschaftschließlich unerlässlich, nicht nur für die Zahlungsbilanz und unseren Lebensstandard. Nein, direkt oder indirekt, die Räder würden stillstehen, wenn gute Banken wie die Karrebæk-Bank zusammenbrächen – und das will doch niemand, oder?«
    René war mit seinen Gedanken weit weg. Würde irgendetwas schiefgehen, dann wären die beiden Männer hier unter Garantie blitzschnell über alle Berge, und er säße allein da – mit der Verantwortung und mit der Strafe. Nein, das durfte nicht passieren.
    »Ich sage es noch einmal: Egal, was ihr auch unternehmen werdet, es geschieht, ohne dass ich Kenntnis davon erhalte, klar? Ich will von alledem nichts mehr wissen. Aber solltet ihr tatsächlich die nächsten Schritte einleiten, dann sorgt dafür, dass ich umgehend Starks Laptop bekomme.«
    »Selbstverständlich, René. Und ja. Ich verstehe sehr wohl, dass es dir schwerfällt, das Ganze zu begreifen, ich kenne dich doch. Du bist ein rechtschaffener Mann. Aber denk bitte auch an deine Familie, ja?« Nach kurzer Pause fuhr Snap fort: »Lass Jens Brage-Schmidt und mich das hier erledigen und hör auf, dir Sorgen zu machen. Wir werden einen Mittelsmann einschalten, der sich auf das Lösen solcher Probleme versteht. Er wird dafür sorgen, dass William Stark am Flughafen von jemandem abgeholt wird. Unterdessen kannst du dich freuen, dass deine Aktien Tag für Tag steigen.«

3

    Herbst 2010
    Pünktlich um siebzehn Uhr holte der gelbe Lieferwagen sie auf der Tivoli-Seite

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