Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
beigebracht, zu spüren, dass mein Körper nicht vollständig tot ist, Carl. Wenn ich hart daran arbeite, kann ich vielleicht wieder lernen, auf dem Computer zu schreiben. Vielleicht kann ich mit dem Finger einen Joystick bewegen. Vielleicht kann ich sogar eines Tages mit einem elektrischen Rollstuhl fahren – ohne fremde Hilfe.«
    Carl lächelte vorsichtig. Das klang gut, aber leider auch ziemlich unwahrscheinlich.
    »Was liegt denn hier auf dem Fußboden?« Morten klang ungewöhnlich neugierig. »Ooooooh! Ein Seidenbeutelchen! Aber Carl, rennst du jetzt mit kleinen Seidenbeuteln durch die Gegend?«
    Morten wandte sich an Mika, der gerade zurückgekommen war und sich ungeniert den Reißverschluss hochzog. »Hast du das gesehen? Die Romantik hat Einzug gehalten in unser Zuhause!« Sie sahen sich verliebt in die Augen und umarmten sich ein bisschen zu exaltiert für Carls Geschmack.
    »Dürfen wir reinschauen?« Die zwei schienen es kaum abwarten zu können.
    Carl stand auf und nahm Morten den Beutel aus der Hand.
    »Ihr haltet den Mund, wenn Mona anruft, klar?«
    »Neiiin, eine Überraschung! Eine richtige, wunderbar romantische Überraschung. Und sie ahnt wirklich nichts?«
    Morten war geradezu ekstatisch. Bestimmt war er im Geiste schon damit beschäftigt, ein Kostüm für die Braut zu entwerfen.
    »Nein, tut sie nicht.« Carl lächelte. Ihre Albernheit und Begeisterung steckten ihn tatsächlich an.
    »Oh Mona, Mona, Mona, wann kommt der Tag …«, sangen die zwei im Falsett.
    Carl verdrehte die Augen.
    Das gemeinsame Essen wurde beherrscht von Hardys Etappensieg. Aber gerade als Carl bereit war, sein Urteil über den Scheißtag etwas abzumildern, ließ Morten die Bombe platzen.
    Lächelnd und mit der größten Selbstverständlichkeit erzählte er, dass Mika und er von nun an keine doppelte Haushaltsführung mehr brauchten. Sie hätten seine Playmobilsammlung zusammengepackt und in einer Internetauktion verscherbelt. Jetzt stand dem Zusammenzug der Verliebten nichts mehr im Wege. Und als Carl sich umsah, wurde ihm klar, dass schon alles über die Bühne gegangen war. Wäre nett gewesen, solche Dinge ein bisschen im Voraus zu diskutieren, mit ihm zum Beispiel, aber was nützte so ein Einwurf jetzt noch? Außerdem war er zu müde, um sich zu streiten. Die Anzahl der Bewohner hatte sich um fünfundzwanzig Prozent erhöht – wenn man davon absah, dass sich Jesper inzwischen lieber bei seiner Freundin aufhielt als zu Hause. Mika war bereits dabei, seine und Mortens Klamotten unten im Keller durchzusehen, um ein mögliches Platzproblem durch eine Rotkreuz-Spende zu beheben.
    Aber Carls hellroten Pulli bekämen sie nicht, das war mal sicher.
    Rose befand sich in einer dieser Phasen, in denen sie jeden Tag in rabenschwarzer Aufmachung angestiefelt kam. Einzige Ausnahme: ein goldgelbes Halstuch. Ansonsten war alles komplett schwarz. Schwarze Schnürstiefel bis an die Knie, hautenge schwarze Hose, schwarz nachgezogene Augenbrauen. Und in den Ohrläppchen mehr Piercings als Heftklammern in einem mittelgroßen Tacker. Als Outfit für ein Punkkonzert in den Neunzigern sicher ausgezeichnet geeignet, aber nicht ganz so optimal bei einer Tür-zu-Tür-Befragung auf der Jagd nach einem Mörder.
    Seufzend betrachtete Carl ihre Ohren und ihre Haare. Die Errungenschaften der Gelfabrikanten manifestierten sich heute in einem atemberaubenden Turm. »Rose, hast du eine Mütze? Wir müssen raus. Unter Menschen. Dienstlich.«
    Sie sah ihn an, als wäre er gerade aus Sibirien eingeflogen worden.
    »Heute ist der 11. Mai. Außentemperatur zwanzig Grad. Was bitte schön soll ich mit einer Mütze? Wie wäre es, wenn du dein inneres Thermometer mal justierst?«
    Wieder seufzte er. Dann musste er eben so mit ihr losziehen. Heftklammern in den Ohren hin oder her.
    Auf dem Weg zum Dienstwagen kam Gordon wie zufällig aus der Wache gerannt. Es deutete einiges darauf hin, dass er im zweiten Stock am Fenster gesessen und auf diese Situation gelauert hatte.
    »Hallihallo ihr zwei! Wollt ihr auch gerade los? Na, ausgezeichnet! Wo müsst ihr denn hin?«
    Ganz offensichtlich bemerkte der Lulatsch das Gift nicht, das Rose versprühte, seit Carl ihr von ihrem dienstlichen Auftrag erzählt hatte. Aber Carl war es nicht verborgen geblieben. Doch, doch, er wusste sehr gut, dass Rose sich ihre Aufgaben lieber selbst aussuchte.
    Roses Blick wanderte an Gordons endlos langen Beinen hinab zu den Füßen. »Mich würde eher interessieren, wo du hinwillst – auf

Weitere Kostenlose Bücher