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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Alters‹?« Sie schnaubte. »Sie meinen wohl, ich könnte Ihre Mutter sein?«
    Er schüttelte höflich den Kopf. Aber das war eine glatte Lüge, denn angesichts der Faltenmenge und -tiefe und der hängenden Augenlider hätte er eher auf seine Großmutter getippt.
    »Ich putze hier«, sagte sie. »Was haben Sie denn gedacht? Dass ich an dem Tisch da drinnen Haute Couture schneidere? Mit Gummihandschuhen?«
    Carl lächelte zuvorkommend. Ihr Wortschatz und die Ironie störten den Gesamteindruck.
    »Wir ermitteln in einem Fall von Brandstiftung«, sagte Rose und beging damit den ersten Fehler. »Wir suchen diese Dame hier. Kennen Sie sie?«, fuhr sie fort und machte den zweiten, indem sie der Frau den Ausdruck aus dem Überwachungsvideo direkt vor die Nase hielt.
    Damit hatte sie gewissermaßen alle Karten auf einmal ausgespielt. Falls die Frau die Gesuchte kannte, würde sie hundertprozentig die Klappe halten.
    »Na, ich danke. Brandstiftung, sagen Sie? Diese Dame hier? Warum sucht ihr die?«
    »Entschuldigung«, schaltete sich Carl ein. »Aber die Angelegenheit ist ein bisschen komplizierter. Die Frau steht nicht unter Verdacht. Wir suchen sie in Zusammenhang mit …«
    »Wollen Sie das wohl bitte mal sein lassen, sich dazwischenzudrängen, nur weil Ihre Kollegin Ihnen die Show stiehlt? Markieren Sie hier mal nicht den dicken Max, Meister. Ich rede lieber mit der Punkerin hier.« Sie zog gierig an ihrer Zigarette.
    Carl sah lieber nicht zu Rose. Würde er nämlich auch nur den Anflug eines Grinsens bemerken, würde er sie bis zum Ende des Jahres mit Kopierjobs eindecken.
    »Kennen Sie sie?«, wiederholte Rose ungerührt ihre Frage. Dass die Frau sie als Punkerin bezeichnet hatte, störte sie offenbar nicht im Geringsten. Na ja, bei ihrer Neigung zum Identitätswechsel …
    »Die kennen? Nee!«, antwortete die Frau. »Aber Wiedererkennen vielleicht. Wenn ich mich richtig erinnere, steht die dort drinnen auf dem Schreibtisch.«
    Sie bat sie mit keinem Wort herein, aber es bestand kein Zweifel, dass sie ihr folgen sollten, also taten sie das.
    »Ja, hier«, sagte sie, als sie in der Wohnzimmertür standen, und reichte Rose ein gerahmtes Foto von einer Gruppe Frauen. »Hier steht sie, außen rechts. Tja, hab ich mich doch gut erinnert, wenn ich das mal anmerken darf. Bestimmt eine von Birthes Freundinnen vom Konservatorium.«
    Carl und Rose lehnten sich vor, um das Foto in Augenschein zu nehmen. Doch, ja, das konnte sie sein.
    »Auf dem Bild wirkt sie aber nicht sonderlich groß«, wandte Rose ein.
    »Welche von den anderen ist denn Birthe Enevoldsen, für die Sie arbeiten?«, fragte Carl.
    Die Alte deutete auf die Frau in der Mitte.
    »Frau Enevoldsen wohnt hier im Haus?«, fragte Carl.
    Die Putzfrau schoss ihm einen giftigen Blick zu. Dann wandte sie sich an Rose.
    »Ich habe bei ihr angefangen, als Carlo noch lebte. Das muss jetzt zehn Jahre her sein.«
    »Ihr Mann hieß Carlo?«, fragte Carl.
    »Um Gottes willen, nein. Carlo war mein Hund. Kleiner Münsterländer, sehr schönes Braun.«
    Carl runzelte die Stirn. »Wie groß ist Birthe Enevoldsen in etwa, können Sie mir das sagen?«
    »Noch mal: um Gottes willen, nein. Als Nächstes fragen Sie mich wohl noch nach ihrer Schuhgröße.«
    »Ich muss mich für meinen Assistenten entschuldigen, er prescht manchmal etwas vor«, schaltete sich Rose ein. »Könnten Sie mir wohl sagen, ob sie größer ist als ich?«
    Mit der Kippe in der Hand musterte die Putzfrau Rose von Kopf bis Fuß. Dann drehte sie sich triumphierend zu Carl um, der die beiden Frauen fassungslos anstarrte. Hatte Rose ihn tatsächlich gerade als ihren Assistenten bezeichnet?
    »Ich glaube, Birthe ist etwa genauso groß wie Ihre Vorgesetzte.«
    Carl ignorierte Roses Grinsen, als sie sich in den Wagen setzten. »Zwei Sachen, Rose: Erstens wirst du mich nie mehr als deinen Assistenten ausgeben. Ich habe Sinn für Humor, aber da hört’s auf, klar? Und zweitens musst du dir angewöhnen, deine wirren Gedanken zu filtern, ehe du sie absonderst. Heutehattest du Glück, aber wenn du nächstes Mal so unvorsichtig bist, könnte es sein, dass die Leute dichtmachen wie eine Auster.«
    »Ja, ja, Carl, entspann dich, bisher steht die Quote meiner Ermittlungserfolge bei ziemlich genau hundert Prozent. Im Übrigen liebe ich Austern. Nun komm schon.«
    Er holte tief Luft. »Also. Wir wissen jetzt, dass die Frau, nach der man letzte Woche suchte, keine eins neunzig ist, sondern eher eins fünfundsiebzig – wenn man die

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