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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Größe der übrigen Frauen auf dem Foto als Maßstab heranzieht. Deshalb muss in den Angaben zu Sverre Anweilers Größe im Polizeibericht ein grundsätzlicher Fehler vorliegen. Es würde mich nicht wundern, wenn er auf Zehenspitzen gestanden hätte, als er bei seiner ersten Verhaftung gemessen wurde. Wenn man sich nämlich den Ausdruck von dem Überwachungsvideo anschaut und die Größe der Freundin mit der Anweilers vergleicht, ist er eher eins fünfundsechzig als eins fünfundsiebzig mit Schuhen. Also ein ziemlich kleiner Kerl.«
    »Alles in allem sehr speziell, der Typ.« Rose klappte die Mappe zu. »Wenn die Putzfrau recht hat, verleiht diese Birthe ihre Wohnung andauernd an alle möglichen Freunde und Bekannten, wenn sie verreist ist. Wenn nun diese spezielle Freundin nur ein paar Tage dort übernachtet hat, dann ist es kein Wunder, dass sie den Leuten in der Siedlung nicht aufgefallen ist.«
    Carl startete den Wagen. »Okay, so weit, so gut. Du kannst wieder aussteigen, Rose. Du bleibst hier, bis Birthe Enevoldsen nach Hause kommt. Sie soll uns nicht durch die Lappen gehen. Halt dich wacker. Wenn du Hunger bekommst, hol dir eine Wurst dort in der Bude am Sankt-Jakobs-Platz. Und mach dir keine Sorgen um Gordon. Ich kümmere mich schon um ihn.«
    Als er aus der Parklücke fuhr, beobachtete er ihr weiß geschminktes Gesicht im Rückspiegel.
    So wie sie kochte, würde die Make-up-Schicht gleich Blasen werfen.

8

    Winter 2010 bis Frühjahr 2011
    »Wie lange dauert das?«, fragte Marco und deutete auf seine Kleidung.
    Der Ältere in der Schnellreinigung stützte die Hände auf die Theke und schüttelte leicht den Kopf. Er schien die Frage nicht zu verstehen.
    »Wie lange dauert es, bis der hier sauber und trocken ist?«, präzisierte Marco und begann, sich den Pullover über den Kopf zu ziehen.
    »He, he, mein Freund, warte mal.« Der Mann bog etwas affektiert den Kopf zurück, als hätte jemand vor seiner Nase eine Flasche mit reinem Salmiakgeist geöffnet. »Wir reinigen die Kleidung nicht, während du wartest. Du kannst doch nicht im Adamskostüm hier im Geschäft sitzen, was glaubst du denn?«
    »Ja, aber ich habe sonst nichts.«
    Hinter den Gestellen mit den Plastikhüllen knisterte es, dann wurde die Reihe mit den Mänteln auseinandergeschoben.
    Der Mann hinter dem Gestell wirkte nicht ganz so feminin wie der erste, aber Marco erkannte in den beiden auf Anhieb das schwule alte Pärchen wieder, das man nie ohne irgendwelche kleinen Handtäschchen auf der Straße sah. Sie trugen sie immer eng an den Körper gepresst, die Riemen adrett ums Handgelenk geschlungen. Stets aus echtem Leder und oft mit interessantem Inhalt für Taschendiebe. Aber die Schwulen waren meist vorsichtiger als andere, das war der Nachteil. Womöglich hatten sie in all den Jahren, in denen man sie schief angeguckt hatte, gelernt, besonders wachsam zu sein.
    »Er sieht doch sehr nett aus, Kay«, sagte der Mann hinter den Mänteln zu seinem Partner. »Schau mal, er hat ein Buch unterm Arm, eine richtige kleine Leseratte.« Jetzt lächelte er Marco freundlich an. »Na komm, wäre doch gelacht, wenn wir dir nicht helfen könnten. Sag mal: Hast du denn überhaupt Geld dabei, Junge?«
    Marco zeigte ihnen den Geldschein. Er hatte keine Ahnung, ob das reichen würde.
    »Hundert Kronen.« Der Mann lächelte wieder. »Pass auf, wir finden für die Zwischenzeit hinten etwas für dich. Was meinst du, wie viele Menschen vergessen, ihre Sachen aus der Reinigung abzuholen. Jedenfalls bitten wir deshalb immer um Vorkasse.«
    Er gab Marco gereinigte Kleidungsstücke aus dem hinteren Teil des Geschäfts, und seinen Geldschein durfte er behalten. In zwei Tagen könne er seine Sachen wieder abholen, sie würden sie schon irgendwie sauber bekommen. Die Ersatzklamotten schenkten sie ihm – die hatten jetzt über ein Jahr dort hinten gehangen, damit war die Aufbewahrungsfrist abgelaufen.
    Beim Gehen sah Marco im Spiegel der Schaufensterscheibe, wie einer der beiden Männer dem anderen einen kleinen Klaps auf den Hintern gab. Sie schienen gute Laune zu haben. Vielleicht hatte es ihnen ja Spaß gemacht, ihm zu helfen?
    Marco war jedenfalls sprachlos angesichts solcher Freundlichkeit.
    Ganz am Anfang seines neuen Daseins ohne Diebstahl und Bettelei, als Marco immerzu Hunger hatte, fiel ihm das Leben auf der Straße schwer. Aber er lernte schnell, sich durchzuschlagen, indem er lauter kleine Jobs übernahm, die sich immer mal wieder ergaben. Den ersten bekam er,

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