Erzaehl es niemandem
wird ihn nach dem Krieg etwas ganz anderes …
Unter dem Kommando von General Nikolaus von Falkenhorst beginnt am
14. April 1940 von Oslo aus der deutsche Vormarsch nach Norden. Dabei kommt es
besonders im Gudbrandsdal zu heftigen Gefechten, und auch das Gebiet um Åndalsness
ist hart umkämpft, da die norwegischen Truppen Verstärkung von englischen und
französischen Truppen erhalten haben. Die gesamte Operation verläuft nicht so
reibungslos, wie die Deutschen sich das gedacht haben, und in Berlin wird man
zunehmend nervös. Zudem haben am 10. April in Nordnorwegen britische
Seestreitkräfte bereits jene zehn deutschen Zerstörer angegriffen, die
Generalmajor Dietl mit 2000 Gebirgsjägern in Narvik an Land gebracht haben.
Alle Zerstörer gehen verloren. Hitler fordert, dass Dietl sich mit seinen
Gebirgsjägern nach Süden durchschlagen soll. Wenig später muss man in Berlin
zur Kenntnis nehmen, dass alliierte Streitkräfte in der Hafenstadt Harstad an
Land gegangen sind.
Die Alliierten in Harstad
April 1940
Am 15. April 1940 nähert sich eine kleine Barkasse dem Hafen
von Harstad. Hinten, am Heck, flattert, das sehen die Harstader, die sich am
Kai versammelt haben, mit Erleichterung, nicht die Flagge der deutschen
Kriegsmarine. Die Offiziere tragen englische Uniformen. Sobald sie an Land
gegangen sind, melden sie sich bei den Behörden der Stadt. In den nächsten
Stunden steuern Transportschiffe die Bucht vor Harstad an. Sie bringen
alliierte Truppen, die mit Booten an Land gesetzt werden und der kleinen
norwegischen Stadt bald ein anderes Gesicht geben: Irish Guards, französische
Alpenjäger, Fremdenlegionäre, Inder in weißen Uniformen mit Turban, Schotten im
Kilt, Australier und viele schwarze Soldaten.
John erzählt beim Mittagstisch, dass jetzt mindestens 16 000 fremde
Soldaten in der Stadt sind, die selbst nur 4000 Einwohner hat. Schulen, Hotels
und auch Kirchen werden als Unterkunft requiriert und Panzer, Lastwagen und
Militärjeeps fahren auf und ab. Noch liegt eine dünne Schneedecke über der
Landschaft, aber das nützt den Landstraßen rund um Harstad nichts – sie werden
zermahlen unter dem groben Profil der Zwillingsreifen und dem Scheppern der
eisernen Panzerketten.
»Es gibt keinen Zweifel«, meint John Berthung, »unsere Stadt ist zu
einem alliierten Hauptquartier geworden.« Da die Alliierten mit einem
Luftangriff der Deutschen rechnen, werden an vielen Stellen der Stadt
Luftschutzbunker und Unterstände angelegt. Die Deutschen sind zwar nur bis
Narvik gekommen, aber die Unruhe unter der Bevölkerung in Harstad wächst. »Man
weiß gar nicht, wie es um uns herum aussieht und in welcher Lage wir wirklich
sind«, klagt Annie und denkt vor allem an ihren Sohn: »Wenn wir doch nur etwas
von John hören würden!«
»Tore und John werden sicher bald zurückkommen«, hofft Lillian, ohne
recht daran zu glauben. Es ist überhaupt alles so unwirklich, was in diesen
Wochen passiert: Vom Wohnzimmerfenster der Berthungs sieht man jetzt auf ein
Maschinengewehr und zwei englische Soldaten, die den Himmel nach den Flugzeugen
der Luftwaffe absuchen.
An manchen Tagen kommt Lillian ihre Heimatstadt wie eine einzige
große Filmkulisse vor: Aus der Methodistenkirche ist ein großes Proviantlager
geworden. Gleich daneben steht eine Feldbäckerei, in der Tag und Nacht
gearbeitet wird und aus der sich der Duft von frisch gebackenem Brot über das ganze
Viertel ausbreitet. Gleich daneben schneidet ein Friseur in englischer Uniform
seinen Kameraden die Haare. Auf der Straßenkreuzung steht ein Inder und regelt
mit weißen Handschuhen den Verkehr. Ab und zu marschieren schottische Soldaten
zu den Klängen des Dudelsacks vorbei. Die Alliierten machen ihre eigenen Läden
auf, in denen die Soldaten Tabak und Konserven kaufen können, und wer keine
Büchsen mag, kann in die neuen Restaurants und Bars gehen. Daneben blüht der
Handel mit der Bevölkerung. Vertrieben wird alles, Wein, Tabak, Schokolade und
anderes aus den Beständen der Truppe. Das Arbeidersamfunnet ,
das Gewerkschaftshaus, wird kurzerhand in »Arctic Empire« umbenannt und ist
jetzt ein Club, in dem an jedem Abend Unterhaltungsshows für die Soldaten
geboten werden.
Man könnte darüber lachen oder staunen, wenn da nicht die großen
Geschütze wären, die vor der Stadtgrenze stehen, und die vielen Kriegsschiffe,
die jetzt auf dem Vågsfjord liegen.
Zudem werden zunehmend deutsche Flugzeuge gesichtet. In großer Höhe,
jenseits der
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