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Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
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bis Mom still war.
    »Ich habe vergessen zu erwähnen«, sagte er leise, »dass ich für morgen noch ein paar Baustellenpläne durchgehen muss. Ich bin im Keller, falls mich jemand braucht.« Er stand auf und wischte über seinen Stuhl, nur für den Fall, dass er Staub hinterlassen hatte.

11
    Nach dem Essen blieb mir nichts anderes übrig, als mich in meinem Zimmer zu vergraben. Ich versuchte, Delaney auf ihrem Handy zu erreichen. Sie nahm nach dem vierten Klingeln ab, kurz bevor ich auflegen wollte. Ich hörte schallendes Gelächter, das von einem atemlosen »Hallo?« unterbrochen wurde.
    Eine männliche Stimme war kurz zu vernehmen, dann wurde es still, alle Geräusche erloschen, inklusive meinem Herzschlag.
    »Rand?«
    Ich konnte kaum den Hörer halten.
    »Delaney«, sagte ich. »Ist Kamran bei dir?«
    »Kamran? Nein, Süße. Wie kommst du denn dadrauf? Das war das Radio.«
    Ich wusste, was ich gehört hatte, und es war sicher nicht das Radio.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    Ich schwieg.
    »Hör zu, Rand«, erklärte sie fröhlich. »Ich kann grad nicht reden, aber kann ich dich anrufen, wenn ich zu Hause bin?«
    Ich bewegte meine Lippen, aber es kam kein Ton heraus. Wenn doch, würde das Haus um mich herum zusammenstürzen.
    »Okay, Rand«, fuhr sie fort, »ich ruf dich an, wenn ich zu Hause bin. Ich hab euch beide auf dem Parkplatz gesehen. Hoffe, alles ist okay!«
    Klick. Aufgelegt.
    Kamrans Worte kamen mir in den Sinn. Hast du mich angerufen, um mir mitzuteilen, dass wir heiraten werden? Wann genau soll das stattfinden? Wenn ich am MIT bin? Aber wir hatten doch darüber geredet, über unseren Umzug nach Boston, unser Studium und über ein gemeinsames Leben! Dann, wenn er nicht zu beschäftigt war mit seinen Tests und Aufnahmeprüfungen. Wenn ich nicht gerade dabei war, meine Kunstmappe zu füllen. Wenn ich nicht gerade mit Delaney feiern war oder in Erinnerungen an meine Schwester schwelgte. Wenn ich mir unsere Zukunft ausmalte. War ich die Einzige?
    Ich dachte kurz darüber nach, Chloe anzurufen, die unbeabsichtigte Wahrerin meiner Geheimnisse, die unfreiwillige Freundin. Sie hatte mir Engelswünsche und Persönlichkeitstests gemailt, ohne mir tatsächlich ein Wort dazu zu schreiben. Sie würde mich wahrscheinlich mit ihrer zuckersüßen Beste-Freundin-Imitation abspeisen, mir sagen, dass alles wieder gut wird und dass sie immer für mich da wäre. Während ich auf meinem Bett lag und über sie und Delaney nachdachte, wurde ich zunehmend wütender. Sie musste doch über alles Bescheid wissen! Sie hatte zugesehen, wie Kamram und Delaney den ganzen Sommer über miteinander geflirtet hatten, und trotzdem nie ein Wort darüber verloren.
    Und dann gab es da noch die eine Person, mit der ich immer über alles geredet hatte. Verbunden mit meiner Familie, über die Hälfte unseres Lebens und jetzt getrennt durch einen Abgrund aus gemischten Gefühlen. Nein, ich konnte definitiv nicht Essence anrufen.
    Ich musste mit jemanden reden und Xanda war nicht mehr da. Ich konnte mich nicht mehr mit ihr um Mitternacht treffen, wenn sie von einem Date mit Andre nach Hause kam, nach der Luft draußen, nach Blättern, Pommes und Haut roch. Alles was mir geblieben war, war ein Kleid aus Sicherheitsnadeln.
    Mom zog sich zurück und betäubte sich mit ihren Manuskripten. Vielleicht würde sie Brendas Rolle der verlorenen Tochter in die der verlorenen schwangeren Tochter umschreiben. In ein paar Monaten würde ich der Rolle gerecht werden.
    »Was hast du vor?«, wollte sie wissen, als ich versuchte, ins Arbeitszimmer zu huschen, geradeso, als ob Kamran draußen rumlungerte und wir gleich dort Sex haben würden.
    »Hausaufgaben.«
    »Das will ich auch hoffen.« Dann kehrte sie in ihre Fantasiewelt zurück, in der sämtliche Menschen genau ihrer Vorstellung entsprachen.
    Google öffnete sich und ich gab einen Suchbegriff ein.
    Die Resultate für »Schwangerer Teenager sitzen gelassen und völlig aufgeschmissen« sahen nicht sehr vielversprechend aus. Auf der BabyCenter-Website war die fröhliche Frage des Tages: »Mein Schwangerschaftstest war positiv. Bin ich schwanger oder könnte es was anderes sein?«
    Ich tippte das Datum meiner letzten Periode in den kleinen Geburtsterminkalkulator ein, obwohl ich mich eigentlich nicht mehr daran erinnern konnte. Am Anfang der Sommerferien. Die Woche danach vielleicht. Definitiv vor dem Trip zur Hütte. Wenn ich richtig lag, war ich in der fünfzehnten Woche, fast vier Monate, schwanger.

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