Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
Vom Netzwerk:
Fünfzehn von vierzig.
    Ich langte nach den Snacks, die ich mir aus der Küche geholt hatte, ein paar Cracker und einen Apfel. Ich folgte den Links, in denen Leute gute Ratschläge gaben, Vorgehensweisen vorschlugen und viel medizinisches Gebrabbel zum Besten gaben. Die Rubrik »Gemeinschaft« versprach Auskunft über jeden möglichen Fruchtbarkeitszustand. Ich musste zugeben, ich war gefangen.
    Ich klickte mich durch noch mehr Links, bis hin zu der Liste mit den Schwarzen Brettern, Ratschlägen für Väter, Trauer und Verlust, Erstschwangere, Teenager-Schwangerschaft. Was man nicht essen sollte, wie zum Beispiel Thunfisch. Ich fragte mich, woher meine Mutter das wusste. Fragen wie »Mein Brustkorb tut weh. Ist das normal?« überschwemmten die Seiten, mit einer endlosen Anzahl von Themen, über die es zu diskutieren galt. Aber es gab anscheinend nichts für meine Situation: Wie komme ich zurück an den Punkt, bevor alles anfing?
    Die Abteilung für Teenager-Schwangerschaften war hauptsächlich zugemüllt mit Vierzehnjährigen, die panisch wissen wollten, was sie tun sollten, wenn ihre Eltern es rausfinden würden. Ich hatte schon genug Panik in meinem Leben.
    Aber irgendetwas sprach mich in der Rubrik »Erstschwangere« an. Sie waren frisch verheiratet oder hatten schon so lange probiert, dass sie fast aufgegeben hatten, oder waren völlig überrascht, wie das Baby ihr Leben durcheinanderbrachte. Was sie aber alle gemeinsam hatten, war nicht Angst oder Verbitterung. Es war Freude. Sie hatten Onlinenamen wie Babyfee und Bald2 und Stacy+eins. Sie schrieben über Morgenübelkeit, Tests, Ultraschall und ihre Partner, veröffentlichten Smileys und Babymesslatten für das Wachstum ihrer Föten. Babyfee war die Fantasievolle. Bald2 war die Managerin. FemmeNikita war die Anführerin oder zumindest diejenige, die am direktesten war mit Sprüchen wie: »Das ist der größte Spaß, den ich hatte, seit das Spermium sich dem Ei vorgestellt hat.«
    Nachdem ich eine Stunde ihre Beiträge gelesen hatte, kamen sie mir vor wie Freunde. Für sie schien Schwangerschaft Spaß, sogar Freiheit zu sein. Im Netz konnte ich alles so hinbiegen, wie ich es mir vorstellte. So, wie ich immer noch hoffte, dass es werden könnte.
    Ich hatte mich noch nicht registriert, aber ich hatte mir schon den perfekten Online-Namen ausgedacht: XandasEngel.

12
    Delaney rief mich nicht zurück. Plötzlich hatte sie eine Million Erledigungen zu machen und konnte mir nicht mehr in die Augen sehen. Nur einmal nach dem Geschichtsunterricht, da kam sie zu mir und sagte: »Ich habe von dir und Kamran gehört. Wir machen bald mal eine Schoko-Nacht, okay? Muss los – an Französisch beiß ich mir dieses Jahr die Zähne aus. A bientôt !« Chloes communiqué bestand darin, mir süße Sprüche zu schicken und mich daran zu erinnern, dass ich unbedingt eine Notfallnummer in mein Handy einspeichern sollte. Nur wessen Nummer das sein sollte, ich hatte keine Ahnung.
    Ich musste mir keine Sorgen mehr machen, dass es jemand herausfinden könnte, denn inzwischen wusste es die ganze Schule. Nach meinem Parkplatzstreit mit Kamran verbreiteten sich die Neuigkeiten durch meine sogenannten Freundinnen und das lose Mundwerk von Essence wie ein Lauffeuer. Statt »Hast du heute schon Fräulein Oma-BH gesehen?« hieß es jetzt »Hast du den krassen Streit gesehen?« und »Ich habe gehört, sie ist absichtlich schwanger geworden«.
    Kamran konnte mir überall, außer in Englisch, aus dem Weg gehen – wir existierten in getrennten, parallelen Universen. Aber sein Zorn war spürbar, undurchdringlich. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich Angst in seinen Augen gesehen hatte.
    In der Mittagspause ging ich in die Bibliothek oder in den Computerraum und las über die glückliche Schwangerschaft von FemmeNikita alias Nik und ihren Freundinnen. In dieser Fluchtwelt liebte mich Kamran immer noch. Das Baby zu behalten hieß, die Hoffnung zu behalten.
    Das Leben zu Hause hätte normal sein können, wäre ich Xanda gewesen – die bösen Blicke, die Missbilligung.
    In dem Moment, als ich das elegante schwarze Auto in der Auffahrt stehen sah, hätte ich wissen müssen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
    Mom und eine fremde Frau erhoben sich, als ich ins Wohnzimmer kam. Die Fremde war so ordentlich und steif wie die Kissen unserer Couch. Brenda die Gute würde bleiben und die Fremde begrüßen, würde ihr vielleicht sogar ein paar Löffelbiskuits anbieten. Bevor ich in Ungnade

Weitere Kostenlose Bücher