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Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
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gefallen war, hätte ich das auch getan. Aber was für einen Sinn hatte das jetzt noch?
    »Mandy, ich möchte dir ….«
    » Miss Wrent vorstellen«, schnitt ihr die Frau das Wort ab und gab mir eine glänzende, eingecremte Hand. Meine Mutter nahm einen Schluck Tee. Die beiden hatten anscheinend ein unheiliges Bündnis geschlossen.
    Miss Wrent begann zu reden. »Deine Mutter hat mir alles über dich erzählt, Mandy.«
    »Rand«, sagte ich nur. Ich spürte, wie mein Körper in Panik geriet, drohende Unterzuckerung. Für den Notfall immer was Süßes dabeihaben. Oder besser: Packe deinen Koffer.
    »Kann ich Ihnen was zu essen holen?«, fragte ich in der Hoffnung, meine Höflichkeit würde meine Verzweiflung überdecken. »Einen Keks oder ein Sandwich?« Sie lehnte ab. Mein Magen protestierte.
    »Nein danke, ich bin hier, um dir ein paar Fragen zu stellen, bevor wir …«
    Meine Mutter mischte sich ein. »Miss Wrent ist vom Jugendamt. Sie möchte dir helfen, ein paar Entscheidungen zu treffen.« Miss Wrent sah aus, als wollte sie noch viel mehr sagen, stattdessen drehte sie sich mit einem wächsernen Lächeln zu mir um.
    »Sind sie sicher, dass ich Ihnen nicht eine Kleinigkeit zu essen holen kann?«
    »Nein, nein«, begann sie, dann ging ihr plötzlich ein Licht auf. »Oh, du musst am Verhungern sein. Hol dir etwas, bevor wir hier weitermachen.«
    Die beiden flüsterten miteinander, während ich mir schnell ein Sandwich machte. Ich lauschte angestrengt.
    »Mrs Mathison …«
    »Nennen Sie mich Hillary.«
    »Hillary. Weiß sie, wer der Vater ist?«
    »Ja.«
    »Möchte der Vater hier mit eingebunden werden?«
    »Nicht, wenn es nach uns geht«, schnaubte meine Mutter.
    Er wird es, wenn es nach mir ginge , dachte ich, während ich einen Klecks Himbeermarmelade in die Mitte meines Erdnussbuttersandwiches klatschte.
    Die Stimme von Miss Wrent veränderte sich.
    »Es ist schade, wenn ich bedenke, was für ein schönes Zuhause Sie dem …« Sie stockte. Lehnte sich zurück. Als sie wieder anfing zu sprechen, klang es nur noch geschäftlich. »Hatte sie bis jetzt irgendwelche Probleme?«
    »Oh nein«, erwiderte meine Mutter. Als ob sie das wüsste! »Wenn wir nur alle eine Schwangerschaft so auf die leichte Schulter nehmen könnten wie ein Teenager. Haben Sie Kinder?« Ich hörte die Antwort nicht, aber sie steckten die Köpfe zusammen und lachten verschwörerisch. Ich wünschte mir, ich könnte meiner Mutter ihren dummen, überheblichen Hals umdrehen.
    »Wann ist der Geburtstermin?«, fragte Miss Wrent, als sie sich von dem Witz erholt hatte.
    Na los, Mom, nenn ihr den Termin . Ich wollte die Chance nicht verpassen zu sehen, wie sie sich aus dieser Situation herauswinden würde. Aber Mom wich aus, Schadensbegrenzung war eine ihrer Spezialitäten.
    »Mandy, erzähle Miss Wrent von deiner Schwangerschaft.«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Ich fing an, theaterstückreif zu zählen. »Anfang Sommer … neun Monate, richtig? Juni … Juli … vielleicht im Frühling?«
    Miss Wrent richtete sich auf. »Du bist dir nicht sicher? Hat dir dein Arzt noch keinen Termin genannt?«
    »Ich war noch nicht beim Arzt«, sagte ich mit Unschuldsmiene.
    »Du warst noch nicht beim Arzt?«, schimpfte sie und warf meiner Mutter einen Was-sind-Sie-nur-für-eine-Mutter-Blick zu. Ich konnte mir nicht helfen, ich fühlte mich ein kleines bisschen selbstzufrieden.
    »Wir haben noch nicht den passenden Arzt gefunden«, konterte meine Mutter, überzeugend genug für eine Oscar Verleihung. Hinter dem Triumph erkannte ich allerdings eine Spur von Panik. Miss Wrent sah noch nicht völlig überzeugt aus.
    Ich lächelte schüchtern. »Vielleicht könnten Sie mir einen empfehlen?«
    »Natürlich. Nachher, wenn ich dir Unterlegen gebe, die du ausfüllen musst, lasse ich dir auch ein paar Adressen da. Und jetzt …« Sie warf meiner Mutter einen unsicheren Blick zu. »Ich muss Rand ein paar Fragen stellen. Hast du irgendwelche Krankheiten – Geschlechtskrankheiten, hohen Blutdruck, Diabetes –, die die Geburt verkomplizieren oder die Entwicklung des Babys gefährden könnten?«
    »Nein, ich habe noch nie …«
    »Hast du Drogen oder Alkohol zu dir genommen, seit du schwanger bist?«
    »Nein!«
    Meine Mutter lehnte sich vor und saugte meine Worte ein, sowie sie meinen Mund verließen.
    »Möchtest du die Eltern kennenlernen, eine offene Adoption, oder wäre es dir lieber, wenn deine Daten unter Verschluss blieben?«
    Ich befand mich gerade in einer gefährlichen

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