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Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
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Friedensangebot wäre, nachdem sie mein Kunststudium für eine Banklehre verkauft hatte.
    Eine halbe Stunde und ein Gewitter später bahnten wir uns einen Weg durch das Einkaufszentrum, auf der Suche nach einem Geschäft mit schicker Schwangerschaftsmode. Der Laden, den meine Mutter anpeilte, hätte eher bei schwangeren Junggebliebenen Anklang gefunden. Als ich mich gerade durch die minimale Auswahl von süßen, leicht durchsichtigen Oberteilen wühlte, steuerte mich meine Mutter in die Abteilung »praktisch und angemessen«, um mir ein paar gestreifte Knopfblusen und schwarze Stretchhosen zu zeigen.
    Eine muntere Verkäuferin, die aussah, als ob sie selbst jeden Moment gebären würde, stellte sich neben meine Mutter.
    »Wir haben gerade die neue Winterkollektion reinbekommen. Sind Sie die glückliche Mutter?«
    »Nein«, antwortete Mom finster.
    Das war ein Tritt ins Fettnäpfchen. Sie drehte sich zu mir um. »Du?«
    Ich nickte.
    Zurück zu Mom: »Dann sind Sie die stolze Großmutter. Ist das Ihr Erstes?«
    »Ja!«Sie sah alles andere als stolz aus. Derweil durchsuchte ich einen Kleiderständer mit gigantischen, zeltähnlichen Oberteilen.
    »Ich gratuliere! Ich zeige Ihnen unsere Basics, sehr praktisch für die Arbeit, oder«, die Verkäuferin betrachtete mich unsicher, »ähm, oder für die Schule oder … was auch immer.«
    Ehe ich blinzeln konnte, hatten sie mir einen Stapel Klamotten in die Umkleidekabine gebracht, inklusive zweier »Bäuche« – Kissen, die ich mir unter die Oberteile stecken konnte, um zu sehen, wie ich in ein paar Monaten aussehen würde. Ich probierte alles an. Eins der Oberteile, ein rotes, sah aus wie Niks Killer-Tomaten-Shirt.
    Sie würde es nicht mehr brauchen.
    Nach stundenlangem Mutter-Tochter-Shoppen hatten wir eine Tüte mit den unvorteilhaftesten Klamotten erstanden, die ich jemals tragen würde. Aber meine Mutter erinnerte mich daran, dass ich jetzt wenigstens überhaupt etwas zum Anziehen hatte.
    Wir waren schon fast aus dem Einkaufszentrum heraus, da entdeckte ich ein paar Mitschüler in der Sushi Bar, gleich neben dem Guess-Laden. Sie hatten mich noch nicht gesehen. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich jetzt wie eine schwangere Großmutter aussah.
    Plötzlich sagte eine fröhliche Stimme, die eindeutig Essence zuzuordnen war: »Hi, Rand. Hi, Mrs Mathison.«
    Meine Mutter blieb abrupt stehen, und mir blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls stehen zu bleiben, denn unglücklicherweise regnete es noch immer in Strömen und sie hatte den Autoschlüssel.
    »Was macht ihr hier?«, fragte Essence. Als ob wir nicht einfach nur mal so shoppen gehen könnten.
    »Wir haben nur ein paar Sachen eingekauft«, sagte Mom und wedelte mit der Tüte herum.
    »Wow, du bist ja ganz schön dick geworden.« Genau die Art von unnötigem Kommentar, den ich von Essence erwartet hatte.
    »Ich bin nicht dick«, murmelte ich. »Ich bin im fünften Monat schwanger.«
    »Das war doch nicht böse gemeint, Mandy«, knurrte meine Mutter.
    Mom verteidigte Essence. Es gibt wohl für alles ein erstes Mal. Das lag wahrscheinlich an ihrer neuen dicken Freundschaft, jetzt da Essence in die Rolle von Brenda geschlüpft war, Brenda die Perfekte.
    »Sie ist müde«, erklärte Mom. »Schwangerschaft, Hausaufgaben …«
    »Jaaa«, unterbrach ich sie, »und ab morgen kommt auch noch der Job dazu, den du mir besorgt hast, da ich ja nicht mehr auf die Kunsthochschule gehen darf.«
    Selbst Essence war erstaunt. »Du gehst nicht auf die Kunsthochschule?« Von allen Menschen verstand Essence am ehesten, was das für mich bedeutete.
    »Nein, weil irgendjemand ja dieses Baby ernähren muss«, äffte ich meine Mutter nach, »und ein verhungernder Künstler kann das ja schlecht.« Dieses Gespräch machte meine Mutter zunehmend nervös. Essence hatte recht. Rache konnte verdammt süß sein. »Aber davon abgesehen«, fuhr ich fort, »ist es nicht einmal die Kunsthochschule wert, dieses Baby aufzugeben.«
    »So«, sagte Mom und bedachte mich mit ihrem tödlichsten Blick. »Essence, wegen des Empfehlungsschreibens fürs Cornish, ich melde mich in ein paar Tagen bei dir. Du hast dieses Jahr einige bemerkenswerte Fortschritte als Schauspielerin gemacht. Ich war sehr beeindruckt.«
    Und ich war fassungslos. Ein Empfehlungsschreiben? Für das Cornish College of the Arts? Essence redete weiter und realisierte nicht im Geringsten, was für einen gelungenen Schachzug meine Mutter gemacht hatte, um das Gespräch wieder in die gewünschte

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