Erzaehl mir ein Geheimnis
möchtest, Mandy. Aber sieh der Realität ins Auge! Das, was du willst, ist jetzt nicht mehr möglich. Wir versuchen, dir zu helfen. Du bekommst ein Baby. Du solltest dankbar sein, dass wir dich nicht rausgeworfen haben.«
»Aber warum in einer Bank? « Dieses Gespräch führte nirgendwohin. »Was ist mit meinem Kunststudium? Ich dachte, du wolltest, dass ich Lehrerin werde.«
Ihre Stimme klang jetzt kalt und vernünftig. »Es tut mir leid, Miranda, aber du musst jetzt praktisch denken. Mit dem Baby kannst du es dir nicht mehr leisten, die nächsten vier Jahre auf die Uni zu gehen. Wir werden deinen Scherbenhaufen nicht aufsammeln. Nach der Arbeit kannst du dich immer noch deiner Kunst widmen.« Sie schnaubte verächtlich. »Oder wenn du dich nicht gerade um dein Baby kümmern musst, was übrigens viel mehr Arbeit sein wird, als du …«
»Aber Mom …«
»Ein Kunststudium wäre okay, wenn du ein paar Jahre Zeit hättest, um etwas auszuprobieren, bevor du dir eine Karriere aufbaust. Aber diesen Luxus hast du dir ja jetzt leider verbaut.«
»Ich probiere doch gar nichts aus. Es ist mir Ernst mit meiner Kunst.« Sie begriff es einfach nicht. Es war meine Bestimmung!
»Du hast einige falsche Entscheidungen getroffen.« Wir fuhren mit einem Schlenker in die Einfahrt und das Auto kam mit einem Ruck zum Stehen. »Dein Vater und ich versuchen, dir wieder auf den richtigen Weg zu helfen. Wenn du dieses Baby behalten willst, können wir deine Pläne für ein Kunststudium auf keinen Fall unterstützen.«
Was? Ich war schockiert und grenzenlose Wut überkam mich. Doch alles, was ich zustande brachte, war ein weinerliches Jammern. »Warum nicht? Was macht das für einen Unterschied?«
»Es macht einen großen Unterschied. Erstens erwartest du, dass wir für das College bezahlen. Dann erwartest du, dass ich mich um das Baby kümmere. Als Nächstes treibst du dich mit deinen Künstlerfreunden rum, machst Gott weiß was und bringst es am Ende noch fertig, dich umzubringen …«
Wie Xanda .
»Und was passiert dann mit diesem Baby? Ohne Mutter oder Vater – und wir bleiben auf der Rechnung sitzen?« Ihre Stimme nahm einen mir sehr bekannten Tonfall an. Sie drückte den Schaltknüppel in die Parkposition. »Wenn du nur einen Funken Selbstlosigkeit besitzt, dann gibst du dieses Baby an eine Familie ab, die wirklich dafür sorgen kann. Wenn du es behältst, dann verdammst du es zu einem miserablen Leben. Ich kann nicht glauben, dass du so selbstsüchtig bist.«
Du meinst, dann verdamme ich dich dazu , dachte ich.
»Du kannst dein Kunststudium machen, wenn du das Baby aufgibst.« Sie holte tief Luft und fügte leise hinzu: »Dann können wir nur hoffen, dass du dir danach einen richtigen Job suchst.«
Ich konnte nicht fassen, was hier gerade passierte. Wollte sie mich wirklich zwingen, Lexi aufzugeben? Wie ist es möglich, dass Xanda und ich aus dir entstanden sind? , fragte ich mich. Ich wollte schreien. Das Einzige was zählte, war, den perfekten Schein zu wahren. Aber selbst wenn ich ihr das gesagt hätte, sie hätte es nicht verstanden.
»Du kannst entweder das Baby behalten oder auf die Kunsthochschule gehen. Du hast die Wahl.«
Ich konnte es kaum erwarten, Nik online zu treffen. Ich wollte auch mein Märchen von der verheirateten College-Studentin nicht mehr aufrechterhalten. Sie sollte alles über mich wissen, was es zu wissen gab. Jede hässliche Wahrheit, die ich jemals versucht hatte zu verstecken. Hässlich oder nicht, Nik, mach dich bereit.
Ich hatte sie vor Halloween das letzte Mal online getroffen. Vielleicht hatte sie zwischenzeitlich ihren Stiefsohn besucht, der ein paar Stunden von ihr entfernt lebte. Sie müsste aber mittlerweile wieder zurück sein.
Ich loggte mich auf der BabyCenter-Seite ein und ahnte sofort, dass etwas passiert war. In einem Eintrag nach dem anderen war zu lesen: »Nik, es tut mir so leid.«, oder: »Nik, ich kann nicht glauben, was passiert ist.« Im Chat war es still.
Ich scrollte durch die Einträge und fand schließlich, was Nik gepostet hatte.
F EMME N IKITA , 09:32: Ich schreibe, um euch allen zu sagen, wie viel mir eure Freundschaft und Unterstützung in dieser schönsten Zeit meines Lebens bedeutet hat.
Letzte Woche bekam ich Krämpfe, gefolgt von Blutungen. Mein Mann fuhr mich sofort ins Krankenhaus, wo ich unser Baby zur Welt brachte. Ich war erst in der dreiundzwanzigsten Woche, es war also zu früh für den Kleinen, um zu überleben. Obwohl er weniger als
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