Erzaehlungen
irgend etwas.« Sie waren unterdessen in den Vorsaal gekommen und begaben sich geradewegs in den Spielsaal.
»Und was fehlt Ihnen?« fragte der Graf.
»Sie werden vielleicht lachen.«
»Nie über eine Künstlerlaune, mein Lieber.« Beide waren durch die Türe des Spielsaales getreten und standen ganz nahe dem grünen Tische, an dem die Spieler saßen.
»Nun, Herr Graf«, setzte der junge Weldein fort, während sein Auge auf die Karten blickte. »Die Begeisterung zu dem Bilde fehlt mir noch!«
»So? ... Das ist doch nicht sonderbar? Sie werden die glückliche Stunde schon einmal finden!«
»Wann?«
»Das kann ich nicht wissen«, sagte der Graf lächelnd.
»Aber ich weiß es«, stieß der Künstler so heftig hervor, daß ihn der Graf befremdet ansah.
»Nun?« fragte er.
»Ich selbst, ja, Herr Graf; ich selbst muß einmal empfinden, was diese Menschen hier empfinden.«
»Wie?«
»Verstehen Sie mich recht, Herr Graf! Leider – ich weiß es ja, liegt in meiner ganzen Kunst etwas Krankhaftes ... Sie wissen – ich kann eigentlich nur gewisse Dinge malen, und dies ist doch nicht ganz in der Ordnung.«
»Ja, ja«, sagte der Graf, »das ist wohl ein bißchen verrückt.«
»Verrückt«, betonte Weldein, »ja, das ist das Wort – und ich bin so verrückt«, er stieß die Silben hervor ... »ja, so verrückt, hier mitspielen zu wollen ...«
Graf Spaun blickte ihn fest und ruhig an ... »Hier?«
»Ja ...«
»Hm!«
»Ich muß von diesem Feuer die Funken mitnehmen können ... Sie verstehen mich doch; diese ... gerade diese Funken brauche ich! ...«
»Ihre Idee, mein Freund, ist schwer durchführbar ... Denn an sich würde ich sie nicht gar so verrückt rinden ... Ja ... es steckt sogar eine richtige Überlegung darin ... Aber Sie wissen, so gerne Sie hier als der talentvolle Künstler gesehen sind, von dem man weiß, daß er für sein Werk Atem und Leben sucht, ebenso ...«
»Wie? Herr Graf? Ein Wort von Ihnen würde nicht genügen, um mir für – für einen Abend nur auch das Gastrecht an diesem Tische zu gewähren ...«
»Nun, gewiß könnte man mir das nicht abschlagen ... aber ...«
»Was hält Sie noch ab?« Glühenden Auges verfolgte der Maler unterdessen das Hin- und Herfliegen der Riesensummen, welche auf die Karten gesetzt wurden.
»Sie sehen ja selbst, mein junger Freund, hier wird um Beträge gespielt ...«
»Oh, Herr Graf ... Das wäre kein Grund.«
»Kein Grund? Ich glaube doch.«
»Ich besitze noch ebensoviel Geld als ...«, und er sah dem Grafen scharf ins Auge, »als mein Vater an diesem Tisch gewonnen.« Der Graf blieb einen Augenblick sprachlos ... Dann trat er einen Schritt zurück und sagte leise und hastig zu dem jungen Weldein: »Seit wann wissen Sie?«
»Seit seiner letzten Stunde!« – »Also doch. Ich dachte es ja! Anfangs meinte ich, er hätte es verspielt und vertan ... Also versperrt! Ein Geizhals geworden!«
»Nein, Herr Graf ... nicht das ... es war anders ... Später will ich Ihnen davon erzählen ... genug, daß ich geerbt habe, daß ich es besitze.« Ohne weiter ein Wort zu sprechen, kam der Graf mit dem Künstler auf den Spieltisch zu und sagte: »Meine Herren, unser junger Freund, der Maler Weldein, den Sie alle kennen ... möchte um die Ehre bitten, einmal an Ihrer Partie teilnehmen zu können.«
»Mit Vergnügen ... gewiß, bitte sehr, hierher ...«, so klang es ihm entgegen. Und da saß er. Es war wahr!
Hier an dem grünen Tische! Eine wonnige Aufregung überkam ihn ... Er zog seine Banknoten hervor und legte sie vor sich hin ... Da ... etwas flog vor ihn hin ... eine Karte. Er wollte sie nehmen. »Entschuldigen Sie«, sagte der Geber ... »Ihr Nebenmann.«
Ach ja, natürlich ... es kam noch nicht an ihn ... der Nebenmann verlor. Das war ein Glück für ihn, für Weldein. Er durfte schon eine größere Summe wagen, denn nun war die Wahrscheinlichkeit des Gewinnes für ihn eine weit größere. So ... da vor ihm lag seine Karte.
Er verlor ... Ach, der erste Satz! Der ist bald zurückerobert ... Er setzte wieder und einen etwas höheren Betrag als das erste Mal. Die Karte Weldeins verlor wieder. Ein dritter Satz ... wieder höher ... Und wieder verloren.
Die Mitspieler sahen den jungen Mann erstaunt an; sie hatten ihn nicht für so reich gehalten ...
Er selbst saß mit lächelnder Miene, aber mit einem eigentümlich starren Blick da ... Graf Spaun sagte ihm leise: »Nun haben Sie wohl schon Anregung genug. Wie?«
Aber der junge Mann rührte sich nicht ... er
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