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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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saßen in der rechten Ohrmuschel und flüsterten einander die süßesten Dinge zu.
    Ratane hielt sich im rechten Auge auf und versteckte ihr bescheidenes Gefieder; im linken Auge befand sich Vetter Raté, wo sein jämmerlicher Schwanz nicht auszumachen war.
    Auf diese verschiedenen Gesichtspunkte hatte sich die Familie Raton günstig verteilt, um das wundervolle Panorama zu betrachten, das sich bis zu den äußersten Enden des Horizontes erstreckte.
    Das Wetter war prächtig. Keine einzige Wolke am Himmel, kein Dunstschleier auf der Erdoberfläche.
    Da zeichnete sich am Waldessaum ein reger Haufen ab, rückt vor und heran. Ob das die Masse von Bewunderern der Sphinx von Romiradur ist?
    Nein! Das sind Leute, die sich mit Spießen, Säbeln, Bögen und Armbrüsten bewaffnet haben und enggeschlossen heranmarschieren. Sie können nur Böses im Schilde führen.
    Da ist ja auch der Prinz Kissador an ihrer Spitze, gefolgt vom Zauberer, der nun seine Führerkleider abgelegt hat. Die Familie Raton fühlt sich verloren, nur ihre beflügelten Mitglieder könnten sich durch den Luftraum in Sicherheit bringen.
    »Flieh, meine liebe Ratine«, schreit ihr der Verlobte zu. »Flieh! … Überlaß mich allein diesen Elenden!«
    »Dich verlassen … Nie!« antwortet Ratine.
    Das wäre auch zu unvorsichtig gewesen. Ein Pfeil hätte die Taube durchbohren können, ebenso die Papageiin, den Pfau, die Gans und den Reiher. Besser war es, sich in der Tiefe der Sphinx zu verstecken. Vielleicht würde es in der Nacht gelingen, der Verfolgung durch die Garden zu entkommen und sich durch irgendeinen Geheimausgang zu retten, ohne die Armbrustschützen des Prinzen fürchten zu müssen.
    Ach, wie bedauerlich war es, daß die Fee Firmenta ihre Schützlinge auf dieser Reise nicht begleitet hatte!
    Unterdessen war dem schönen Jüngling eine Idee gekommen, eine ganz einfache, wie es alle guten Ideen sind: Die Tür sollte von innen verbarrikadiert werden, und das erfolgte unverzüglich.
    Es wurde auch Zeit, denn der Prinz Kissador, Gardafur und die Garden waren ein paar Schritt vor der Sphinx stehengeblieben und forderten die Gefangenen auf, sich zu ergeben und auszuliefern.
    Ein deutlich artikuliertes »Nein!« kam von den Lippen des Ungeheuers, und das war die einzige Antwort, die sie erhielten.
    Also stürzten sich die Soldaten auf die Tür, und weil man mit enormen Felsblöcken auf sie einstürmte, war klar, daß sie bald nachgeben würde.
    Da deckt ein leichter Rauch das Haar der Sphinx ein, und als er sich verflüchtigt hat, erscheint die Fee Firmenta durch die letzten Wirbel, auf dem Kopf der Sphinx von Romiradur.
    Bei dieser wunderlichen Erscheinung halten die Wachen inne und weichen zurück. Aber Gardafur gelingt es, sie wieder zum Angriff zu bewegen, und unter ihren Stößen beginnen sich die Angeln der Tür zu lockern.
    In diesem Moment richtet die Fee den Zauberstab zum Boden, und er zittert in ihrer Hand …
    Welch unerwartete Invasion da durch die eingebrochene Tür fällt!
    Eine Tigerin, ein Bär und eine Pantherin stürzen sich auf die Garden. Die Tigerin ist Ratonne mit ihrem falben Fell. Der Bär ist Rata, mit gesträubtem Haar und gespreizten Klauen. Die Pantherin ist Ratane, die entsetzlich auf-und niederspringt. Diese letzte Metamorphose hat die drei Vögel in Raubtiere verwandelt.
    Gleichzeitig ist Ratine zur eleganten Hirschkuh geworden und Vetter Raté hat die Form eines Esels angenommen, der mit gräßlicher Stimme blökt. Doch schaut nur sein Mißgeschick an! Er hat seinen Reiherschwanz behalten, und jetzt hängt ein Vogelschwanz am Eselsrücken! Es ist wohl wirklich nicht möglich, seinem Schicksal zu entgehen!
    Beim Anblick der drei fürchterlichen Tiere haben die Garden keinen Augenblick gezögert; Reißaus haben sie genommen, als würde ihnen Feuer unter den Fersen brennen! Nichts hätte sie zurückhalten können, zumal ihnen Prinz Kissador und Gardafur mit schlechtem Beispiel vorausgelaufen sind. Lebendig verschlungen zu werden schien nicht nach ihrem Geschmack zu sein. Aber wenn Zauberer und Prinz auch den Wald erreichen konnten, ist einigen Garden weniger Glück beschieden gewesen. Tigerin, Bär und Pantherin hatten ihnen erfolgreich den Weg versperrt, und den armen Teufeln fiel nichts Besseres ein, als Zuflucht im Innern der Sphinx zu suchen, und bald sah man, wie sie sich in ihrem weiten Mund zusammendrängten.
    Auf eine schlechtere Idee hätten sie gar nicht kommen können, und als sie das erkannten, war es schon zu

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