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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Lästerung:
     
    » Der Mensch soll ein Sklave der Wissenschaft sein und ihr Eltern und Familie zum Opfer bringen. «
     
    »Ja, rief er, es giebt nichts Besseres als die Wissenschaft in der Welt!«
    Die Zeiger drehten sich mit Schlangenzischen auf dem eisernen Zifferblatt, und die Uhr schlug in eiligen Stößen.
    Meister Zacharius schwieg letzt; er war zur Erde gesunken, sein Athem drang röchelnd aus der Brust hervor, und man hörte ihn nur noch flüstern: »Das Leben! die Wissenschaft!«
    Die Scene hatte zwei neue Zeugen erhalten; der Eremit und Aubert waren erschienen. Meister Zacharius lag auf dem Boden, Gérande kniete betend neben ihm… Da hörte man plötzlich ein leises Anschlagen, wie es dem Glockenschlage der Stunden vorausgeht.
    Meister Zacharius richtete sich empor.
    »Mitternacht«, rief er.
    Der Eremit streckte seine Hand gegen die alte Uhr aus, und – die zwölf Schläge ertönten nicht.
    Meister Zacharius schrie so laut und gellend auf, daß es bis in die Hölle gehört werden mußte, da in dem kupfernen Rahmen die Worte erschienen:
    » Wer da versucht, Gott gleich zu sein, ist verdammt in Ewigkeit. «.
    Die alte Uhr zerbrach mit Donnerkrachen, und die Feder hüpfte unter tausend phantastischen Zuckungen im Saale umher. Der Greis hatte sich wieder erhoben, eilte hinter ihr her, suchte sie zu erhaschen und rief in wahnsinniger Angst:
     

    Er war todt. (S. 135.)
     
    »Meine Seele! meine Seele!«
    Immer schneller hüpfte die Feder davon; es war dem Alten unmöglich sie zu erfassen.
    Endlich griff Pittonaccio nach ihr, erhaschte sie und verschwand, indem er einen furchtbaren Fluch ausstieß, unter der Erde.
    Meister Zacharius fiel rücklings nieder – er war todt.
    Der alte Uhrmacher wurde am Fuße der Pics von Andernatt beerdigt; dann kehrten Aubert und Gérande nach Genf zurück. Während all der langen Jahre, die Gott ihnen noch beschieden hatte, suchten sie mit ihrem Gebet die arme Seele loskaufen und zu retten, die durch die Wissenschaft auf solche Irrwege geleitet worden war.
     
    Ende .
Fußnoten
    1 Leichenfressende Ungeheuer.
     
    2 Drachengestalten.
     

Jules Verne
Eine Ueberwinterung im Eise
Erstes Capitel.
Die schwarze Flagge.
    Am 12. Mai 18. um fünf Uhr Morgens erhob sich der Pfarrer der alten Kirche in Dünkirchen, um wie gewöhnlich die erste stille Messe zu lesen, bei der nur einige alte Fischer zugegen zu sein pflegten.
    Er wollte sich, mit seinen Priesterkleidern angethan, soeben zum Altar begeben, als ein Mann, Freude und Aufregung in den Zügen, zu ihm in die Sakristei trat. Es war ein Schiffer im Alter von etwa sechzig Jahren, aber mit noch kräftiger, gedrungener Gestalt und gutem, ehrlichem Gesicht.
    »Herr Pfarrer, halt! ich bitte schön! rief er.
    – Was wollen Sie denn so früh am Tage, Johann Cornbutte? fragte der Pastor.
    – Was ich will?… Am liebsten Ihnen um den Hals fallen, Herr Pastor; nichts mehr und nichts weniger!
    – Aber doch erst nach der Messe, der Sie jetzt wohl beiwohnen werden…
    – Ach was! Herr Pastor! entgegnete lachend der alte Seemann. Kümmern Sie sich heute nicht um die Messe; Sie müssen mir einen andern Dienst erweisen!
    – Warum soll ich meine Messe nicht lesen, Johann Cornbutte? Erklären Sie sich schnell; die Glocke hat zum dritten Mal geläutet… drängte der Pfarrer.
    – Mag sie nun geläutet haben oder nicht, Herr Pastor, versetzte Johann Cornbutte; wir werden sie heute noch oftmals läuten hören. Haben Sie mir ja versprochen, die Heirat meines Sohnes Ludwig und meiner Nichte Marie mit Ihren eigenen Händen einzusegnen!
     

    »Herr Pfarrer, halt! ich bitte schön!« rief er. (S. 170.)
     
    – So ist Ludwig angekommen? rief freudig der Pfarrer.
    – Ja, oder doch so gut wie angekommen, antwortete Cornbutte und rieb sich vor Vergnügen die Hände. Die Wache hat bei Sonnenaufgang unsere Brigg signalisirt, die Sie selbst auf den schönen Namen ›Jeune-Hardie‹ getauft haben!
    – So wünsche ich Ihnen aus tiefstem Herzen Glück, mein alter Cornbutte, sagte der Pfarrer und legte sein Meßgewand und seine Stola ab, ich bin unserer Verabredung eingedenk und werde mich heute von dem Vicar vertreten lassen, um Ihnen für die Trauung Ihrer Kinder zur Verfügung zu stehen.
    – Und ich verspreche Ihnen dafür, daß Sie nicht zu lange nüchtern bleiben sollen! rief der Seemann. Das Aufgebot haben Sie bereits erlassen; so brauchen Sie meinen Sohn nur noch von den Sünden zu absolviren, die man in den nördlichen Meeren zwischen Himmel und

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