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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Erde begehen kann. War es nicht eine prächtige Idee von mir, die Hochzeit gleich auf den Tag seiner Rückkehr anzusetzen und zu bestimmen, daß er seine Brigg nur verlassen soll, um zur Trauung nach der Kirche zu gehen?
    – Ordnen Sie Alles an, Cornbutte.
    – Gewiß, Herr Pfarrer, ich werde mich beeilen. Auf baldiges Wiedersehen!«
    Der Seemann eilte mit großen Schritten nach seinem am Kai gelegenen Hause, von welchem aus man zu seinem großen Stolz auf das Meer schauen konnte.
    Johann Cornbutte war für seine Verhältnisse wohlhabend; nachdem er lange Zeit die Schiffe eines reichen Rheders in Havre befehligt hatte, ließ er sich in seinem Heimatorte nieder und baute hier auf eigene Rechnung die Brigg Jeune-Hardie. Mehrere Reisen des Schiffes nach dem Norden nahmen einen glücklichen Verlauf, und es wurde seine Holz-, Eisen-und Theerladungen immer zu guten Preisen los. Johann Cornbutte trat nun seinem Sohn Ludwig, einem wackeren Seemann von dreißig Jahren, das Commando ab; derselbe war, nach der Aussage aller Küstenfahrer-Kapitäne, einer der tüchtigsten Matrosen aus ganz Dünkirchen.
    Ludwig Cornbutte hing mit großer Liebe an Marie, der Nichte seines Vaters, und auch dieser wurden die Tage von Ludwig’s Abwesenheit sehr lang. Marie war kaum zwanzig Jahre alt und eine schöne Flamänderin mit einem Tropfen holländischen Blutes in den Adern. Ihre Mutter hatte sie auf dem Todtenbette ihrem Bruder Johann Cornbutte empfohlen, und der wackere Seemann hatte das Vertrauen der armen Frau nicht zu Schanden gemacht; er liebte Marie wie seine eigene Tochter und sah in der beabsichtigten Vereinigung seines Sohnes mit ihr eine Quelle dauernden Glücks.
    Mit der Ankunft der signalisirten Brigg auf der Höhe des Fahrwassers endigte eine wichtige commercielle Unternehmung, von welcher Johann Cornbutte großen Gewinn erwartete. Die Jeune-Hardie war ein volles Vierteljahr unterwegs gewesen, kam in letzter Linie von Bodoë an der Westküste von Norwegen zurück und hatte ihre Reise rasch vollendet.
    Als Johann Cornbutte in seine Wohnung trat, fand er das ganze Haus in lebhafter Aufregung; Marie legte mit freudestrahlenden Augen ihr Brautkleid an.
    »Wenn nur die Brigg nicht eher ankommt als wir! rief sie.
    – Beeile Dich, Kleine, drängte Johann Cornbutte; der Wind kommt von Norden her, und die Jeune-Hardie fährt gut, wenn sie raumschoots segelt.
    – Haben Sie unsere Freunde benachrichtigt, Onkel? fragte Marie.
    – Gewiß!
    – Auch den Notar und den Pfarrer?
    – Sei unbesorgt, mir scheint nur, Du allein wirst uns warten lassen!«
    In diesem Augenblick trat Gevatter Clerbaut ein.
    »Nun, mein alter Cornbutte, das nenne ich Glück! rief er aus. Dein Schiff kommt gerade zur Zeit an; die Regierung hat soeben große Holzlieferungen für die Marine ausgeschrieben.
    – Was geht das mich an? fragte Johann Cornbutte; wir haben jetzt an Anderes zu denken, als an die Regierung! Sie müssen wissen, Herr Clerbaut, daß wir jetzt nur einen Gedanken haben, und das ist die Rückkehr unseres Ludwig.
    – Ich will nicht leugnen, daß… meinte der Gevatter; aber diese Holzlieferungen…
    – Sie werden doch auch bei der Hochzeit sein? fragte Johann Cornbutte, indem er ihm in die Rede fiel und dem Geschäftsmann mit solcher Herzhaftigkeit die Hand drückte, daß dieser meinte, er wolle sie ihm zermalmen.
    – Die Holzlieferungen…
    – Alle unsere Freunde zu Wasser und zu Lande sind dabei, Clerbaut. Ich habe sie schon sämmtlich benachrichtigt und gedenke, auch die ganze Mannschaft der Brigg einzuladen!
    – Werden wir sie am Hafendamm erwarten? fragte Marie.
    – Ich denke doch, antwortete Johann Cornbutte. Der Zug geht zu Zweien, mit der Musik voran!«
    – Die Gäste kamen alsbald an, und obgleich es noch sehr früh am Tage war, fehlte nicht ein Einziger am Versammlungsplatz.
    Jeder beeilte sich, dem wackern Seemann zur Ankunft seines Sohnes Glück zu wünschen, und Jeder freute sich mit ihm, denn er genoß große Liebe und Achtung im ganzen Orte.
    Marie lag auf den Knieen und sandte statt ihrer sonstigen Gebete inbrünstige Danksagungen zum Himmel empor. Bald trat sie, schön geschmückt, wieder in den gemeinsamen Saal, ließ sich von allen Gevatterinnen die Wange küssen und reichte den Gevattern ihre Hand. Nun gab Johann Cornbutte das Zeichen zum Aufbruch.
    Es war ein interessantes Schauspiel, wie die freudig bewegte Schaar bei Sonnenaufgang den Weg zum Meere einschlug. Die Nachricht von der Ankunft der Brigg war schnell im Hafen

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