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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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weit leichter zu erheizen war, als die verschiedenen kleinen Räume, weil Eis und Feuchtigkeit nicht in so viel verschiedene Winkel und Ecken eindringen konnten; auch ließ sich die Ventilation besser bewerkstelligen, indem Luftschläuche, die nach außen gingen, emporgezogen wurden.
    Bei diesen verschiedenen Vorbereitungen wurde eine außerordentliche Rührigkeit entfaltet, so daß sie am 25. September vollkommen beendet waren. André Basling hatte sich nicht am wenigsten geschickt hierbei gezeigt; ganz besonders entfaltete er großen Eifer, wenn es sich um Bequemlichkeiten für das junge Mädchen handelte, und wenn Marie, die ganz in dem Gedanken an ihren armen Ludwig lebte, hiervon nichts merkte, so sah Johann Cornbutte bald um so klarer in der Sache.
    Der Kapitän fühlte sich hierdurch veranlaßt, den Gegenstand mit Penellan zu besprechen; auch erinnerte er sich jetzt an verschiedene Umstände, die über die Absichten des Obersteuermanns keinen Zweifel ließen. André Vasling liebte Marie und gedachte Johann Cornbutte um ihre Hand zu bitten, sobald der Tod des Schiffbrüchigen als feststehend zu betrachten war. Sodann, nach der Rückkehr, hätte André Vasling nichts dagegen gehabt, ein hübsches, liebenswürdiges Mädchen, die einzige Erbin ihres reichen Onkels heimzuführen.
    Oft nun fehlte es dem Obersteuermann in seiner Ungeduld, das Ziel seiner Wünsche zu erreichen, an dem nothwendigen Tact. Er hatte zu verschiedenen Malen erklärt, daß die zur Auffindung der Verunglückten unter nommenen Nachforschungen gänzlich unnöthig seien, und oft entschlüpfte ihm ein Wort, daß diese seine Ansicht in noch helleres Licht stellte und natürlich von Penellan in genügender Weise hervorgehoben und registrirt wurde.
    André Basling verfehlte wiederum nicht, den Untersteuermann mit seinem aufrichtigsten Haß zu beehren, welches Gefühl Penellan in vollem Maße erwiderte. Er fürchtete nur, daß es André Basling gelingen könnte, Uneinigkeit in die Mannschaft zu bringen, und veranlaßte deshalb Johann Cornbutte, dem Obersteuermann in gewissen Fällen ausweichend zu antworten.
    Als die Einrichtungen zur Ueberwinterung beendet waren, traf der Kapitän allerlei Anordnungen für die Gesundheit seiner Mannschaft. Die Leute mußten an jedem Morgen eine gründliche Lüftung in ihrem Logis vornehmen und die Wände von Tannenholz sorgfältig abtrocknen, um sie von der Feuchtigkeit, die sich während der Nacht angesetzt hatte, zu reinigen. Sie erhielten Morgens und Abends Kaffee oder heißen Thee, was ja anerkanntermaßen eins der besten Mittel gegen die Kälte ist. Auch wurden sie in Abtheilungen gesondert, von denen täglich eine auszog, um frisches Fleisch zur gewöhnlichen Schiffskost herbeizuschaffen.
    Außerdem war den Matrosen anbefohlen, sich regelmäßig körperliche Bewegung zu machen und sich nicht regungslos der kalten Luft auszusetzen; es hätte sonst leicht kommen können, daß ihnen plötzlich Körpertheile erfroren. Wenn ja ein solcher Fall eintreten sollte, waren sie angewiesen, sofort Reibungen mit Schnee vorzunehmen, die allein sich hilfreich erwiesen.
    Penellan drang lebhaft darauf, daß sich die Leute allmorgendlich kalten Abwaschungen unterzogen, was allerdings einen gewissen moralischen Muth erforderte; es wollte Manchem schwer einleuchten, daß er seinen äußern Menschen in Schnee tauchen sollte, den er doch innerlich mit aller Mühe zum Thauen gebracht hatte. Aber Penellan ging tapfer mit gutem Beispiel voran, und Marie war nicht die am mindesten Eifrige bei der Befolgung seiner Anordnungen.
    Johann Cornbutte vergaß auch nicht, fromme Lectüre und Gebet in den Tageslauf mit zu verflechten, denn nur hiedurch konnte der Verzweiflung und Sorge in den Herzen der Leute der Eingang versperrt und somit der größten Gefahr in diesen Breiten vorgebeugt werden.
    Der stets düstere Himmel erregte natürlich eine gedrückte Stimmung, und ein dichter, von heftigen Winden gepeitschter Schnee vermehrte noch die gewohnten Schauer der Umgebung. Die Sonne sollte bald ganz verschwinden, aber die armen Seefahrer hofften, daß der Mond sie ihnen wenigstens in geringem Maße während der langen Polarnacht ersetzen würde, wenn die Wolken über ihrem Haupte sich verzogen hätten. Bei den jetzt herrschenden Westwinden fiel fortwährend Schnee, so daß die Zugänge zum Schiff täglich nen gekehrt und die Stufen, auf denen man in die Ebene hinabstieg, wieder gangbar gemacht werden mußten. Mit den Schneemassen konnte dies

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