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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sogar Pulver anwenden, um die enormen Eisblöcke zu sprengen, die dem Schiffe den Weg versperrten.
    Am 12. September zeigte das Meer nur noch eine unabsehbare, solide Ebene ohne alles Fahrwasser, von der das Schiff überall umgeben war, so daß es weder vorrücken, noch zurückweichen konnte; die Temperatur hielt sich im Durchschnitt auf sechzehn Grad unter Null. So war denn die Zeit der Ueberwinterung herangekommen und mit ihr viel Leid und Gefahr.
    Die Jeune-Hardie befand sich jetzt etwa unter dem einundzwanzigsten Grad westlicher Länge und dem sechsundsiebenzigsten Grad nördlicher Breite am Eingang der Bai von Gaël-Hamkes.
    Johann Cornbutte traf seine Vorbereitungen für die Ueberwinterung; er suchte zunächst einen Schlupfhafen aufzufinden, der sein Schiff vor den Windstößen und den großen Eisbrüchen schützte. Diese Deckung konnte ihm nur von dem nach seiner Berechnung etwa zehn Meilen entfernten Lande werden, und er beschloß daher auf eine Recognoscirung auszugehen.
    Demnach begab sich der Kapitän am 12. September in Begleitung André Vasling’s, Penellan’s und der beiden Matrosen Gradlin und Turquiette auf den Weg. Jeder von ihnen hatte sich für ungefähr zwei Tage mit Vorräthen versorgt; daß ihre Expedition sich über diese Zeit hinaus verlängern würde, war nicht wohl anzunehmen. Für die Nächte, die sie auswärts zubringen sollten, hatten sie sich mit Büffelfellen versehen, um damit ihr Lager herzustellen.
    Der Schnee war in großen Massen gefallen und hinderte sie, da er nicht gefroren war, außerordentlich am Vorschreiten; oft sanken sie bis an die Hüften ein. Auch konnten sie sich nur mit großer Vorsicht weiter bewegen, da unzählige Spalten im Eise Gefahr drohten.
    Penellan ging voran und sondirte sorgsam jede Senkung des Bodens mit einem langen, eisenbeschlagenen Stocke.
    Gegen fünf Uhr Abends begann der Nebel sich zu verdichten, und die kleine Schaar mußte für heute ein weiteres Vordringen aufgeben. Penellan suchte eine Eismauer auf, die sie vor dem Winde schützte, und nachdem sich die Reisenden ein wenig restaurirt hatten, wobei sie sehr ein erwärmendes Getränk vermißten, breiteten sie ihre Büffelfelle auf den Schnee, hüllten sich hinein, näherten sich aneinander so dicht wie möglich und schliefen bald fest und ruhig ein.
    Als Johann Cornbutte und seine Gefährten am andern Morgen erwachten, waren sie unter einer Schneeschicht von mehr als einem Fuß Höhe begraben. Glücklicherweise hatten ihre wasserdichten Felle sie geschützt, und so hatte die winterliche Decke nur dazu beigetragen, ihnen ihre eigene Wärme zu erhalten, da diese unter solchen Umständen nicht nach Außen ausstrahlen konnte.
    Johann Cornbutte gab alsbald das Zeichen zum Aufbruch, und endlich, gegen Mittag, bemerkten er und seine Gefährten zuerst in unbestimmten Umrissen und kaum erkennbar, dann aber deutlicher und deutlicher die Küste. Am Ufer zeigten sich hohe, perpendiculär emporragende Eisblöcke, und ihre vielgestalteten Gipfel von verschiedenster Höhe führten die Wunder der Krystallisation in großem Maßstabe vor Augen. Myriaden von Wasservögeln flogen auf, als die Seeleute sich näherten, und die auf dem Eise ausgestreckten Robben zogen sich eilig zurück.
    »Nun, meinte Penellan, an Pelzen und Wildpret werden wir keinen Mangel leiden!
    – Es scheint fast, als wären wir nicht der erste menschliche Besuch, den diese Thiere erhalten, denn sonst würden sie nicht so scheu und ängstlich sein!
    – Bis jetzt haben nur die Grönländer diese Landstriche betreten, versetzte André Basling.
    – Ich sehe keine Spur von ihnen oder von ihrem Durchzuge, bemerkte Penellan, der einen hohen Pic erklettert hatte; weder eine Lagerstätte, noch auch die kleinste Hütte! Aber kommen Sie doch hier herauf, Herr Kapitän, rief er dann laut; ich bemerke von hier eine Landspitze, die uns prächtig vor dem Nordostwind schirmen wird.
    – Hierher, Jungens!« sprach Johann Cornbutte; seine Begleiter folgten ihm und bald waren Alle an Penellan’s Seite. Es war, wie Penellan gesagt hatte; eine ziemlich hohe Landspitze sprang wie ein Vorgebirge in das Land hinein und bildete, indem es sich wieder nach der Küste herumbog, eine Hecke von etwa einer Meile an Tiefe. Einige durch diese Spitze zertrümmerte bewegliche Eisschollen schwammen in der Bucht umher und legten Zeugniß dafür ab, daß das gegen die kältesten Winde geschützte Meer hier noch nicht ganz zugefroren war.
    Der Platz war vorzüglich geeignet für

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