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Erzaehlungen aus Kolyma 04 - Die Auferweckung der Lärche

Erzaehlungen aus Kolyma 04 - Die Auferweckung der Lärche

Titel: Erzaehlungen aus Kolyma 04 - Die Auferweckung der Lärche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warlam Schalamow
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das Kätzchen dem Fährmann.
    Das Flüsschen oder, wie man an der Kolyma sagt, die Duskanja-»Quelle«, an deren Ufern unser Holzeinschlag stattfand, war, wie alle Flüsse, Flüsschen und Bäche an der Kolyma, von unbestimmter, schwankender Breite, es hing vom Wasser ab, und das Wasser war abhängig vom Regen, vom Schnee, von der Sonne. Doch wie sehr die Quelle im Sommer auch austrocknete, man brauchte eine Fähre, ein Boot, um die Menschen von Ufer zu Ufer zu bringen.
    Am Bach stand eine Hütte, und darin wohnte der Fährmann, zugleich auch Fischer.
    Die Krankenhausstellen, die man »über Beziehungen« bekam, waren nicht immer leicht. Gewöhnlich füllten diese Leute drei Arbeiten aus anstatt einer, und für die Kranken, die ein Bett belegten, die als »Krankengeschichte« zählten, war es noch komplizierter, noch heikler.
    Als Fährmann hatte man jemanden ausgewählt, der für die Leitung Fische fing. Frischen Fisch auf den Tisch des Krankenhauschefs. In der Duskanja-Quelle gibt es Fisch – wenig, aber es gibt ihn. Für den Krankenhauschef persönlich fischte dieser Fährmann sehr fleißig. Jeden Abend holte der Krankenhaus- und Holzfahrer bei dem Fischer einen dunklen nassen Sack, voll mit Fisch und feuchtem Gras, stopfte den Sack ins Führerhaus, und das Fahrzeug fuhr zum Krankenhaus. Am Morgen brachte der Fahrer dem Fischer den leeren Sack.
    Wenn es viel Fisch gab, nahm der Chef den besten für sich und rief den Oberarzt und andere niedrigere Ränge.
    Der Fischer bekam von der Leitung nicht einmal Machorka, sie fand, wer als »Geschichte«, d.h. als Krankengeschichte geführt wird, muss die Stelle als Fischer zu schätzen wissen.
    Bevollmächtigte – Brigadiere und Kontorkräfte – verfolgten von sich aus, dass der Fischer den Fisch nicht hinter dem Rücken des Chefs verkaufte. Und wieder denunzierten und entlarvten alle und zeigten an.
    Der Fischer war ein alter Lagerinsasse, und er wusste genau, nur ein Missgeschick – und er landet im Bergwerk. Aber Missgeschicke kamen nicht vor.
    Äschen, Lenoks und Omule schwammen im Schatten unter dem Fels, entlang des hellen Hauptwassers, entlang des Stroms, entlang der schnellen Strömung, und schlüpften ins Dunkle, wo es tiefer, ruhiger und sicherer war.
    Aber genau hier lag der Kahn des Fischers, und Angelruten hingen vom Bug und reizten die Äschen. Auch die Katze saß da, versteinert wie der Fischer, und schaute auf die Schwimmer.
    Und es war, als hätte sie, die Katze, diese Angelruten und diese Köder über dem Fluss ausgeworfen. Die Katze hatte sich schnell an den Fischer gewöhnt.
    Vom Boot geworfen, schwamm die Katze mühelos und widerwillig ans Ufer, nach Hause. Das Schwimmen musste man ihr nicht beibringen. Aber die Katze lernte nicht, allein zum Fischer hinauszuschwimmen, wenn sein Boot an zwei Stangen quer zur Strömung stand und der Fischer angelte. Die Katze erwartete geduldig die Rückkehr ihres Herrn ans Ufer.
    Über das Flüsschen, oder auch am Ufer entlang in Vertiefungen, über Becken und Rinnen hinweg spannte der Fischer Setzangeln – eine Leine mit Haken, mit Fischbrut-Ködern. So wurden größere Fische gefangen. Später sperrte der Fischer einen der Arme des Flüsschens mit Steinen ab, bis auf vier Durchflüsse, und versperrte die Durchflüsse mit Reusen, die er selbst aus Purpurweide flocht. Die Katze schaute dieser Arbeit aufmerksam zu. Die Reusen stellte der Fischer frühzeitig auf, damit ihm, wenn die herbstliche Zugzeit begann, nichts entging.
    Bis zum Herbst war es noch weit, aber dem Fischer war klar, dass die herbstliche Zugzeit seine letzte Arbeit als Fischer beim Krankenhaus sein würde. Man würde den Fischer ins Bergwerk schicken. Eine Zeitlang würde der Fischer zwar Beeren und Pilze sammeln können. Eine zusätzliche Woche würde er, wenn es hochkommt, durchhalten. Die Katze konnte ja keine Beeren und Pilze sammeln.
    Doch der Herbst kam noch nicht morgen und auch nicht übermorgen. Vorläufig angelte die Katze – mit der Pfote im flachen Wasser, fest auf den Uferkies gestützt. Diese Jagd war wenig erfolgreich, dafür gab der Fischer der Katze alle Fischreste.
    Nach jedem Fang, nach jedem Fischereitag sortierte der Fischer die Beute: das Größere für den Krankenhauschef – in ein besonderes Versteck in der Weidenreuse, im Wasser. Fische von mittlerer Größe – für die weniger hohen Chefs, alle wollen frischen Fisch. Die noch kleineren – für sich selbst und die Katze.
    Die Soldaten unserer »Außenstelle« wurden an

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