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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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sieh hier die Männer, welche dich von deinem Throne stürzen und dein Königreich unterjochen werden.«
    Bei’m Anblick dieser Dinge fühlte der König seinen Muth sinken, und Furcht befiel sein Gefolge. Wahrend sie die Malerei noch betrachteten, war es, als wenn die Gestalten sich zu bewegen anfingen, und ein leiser Ton kriegerischen Lärms ging vom Tuche aus. Cymbeln klangen und Trompeten schmetterten, und man hörte das Wiehern der Kriegsrosse und das Geschrei der Heere; alle diese Töne waren aber nur undeutlich, als kämen sie aus weiter Ferne, oder als hörte man sie im Schlafe oder im Traume. Je länger sie darauf blickten, desto deutlicher wurden die Bewegungen, desto lauter der Lärm und das Getöse; und die Leinwand rollte auf und schien sich auszudehnen und gleichsam zu einer großen Fahne sich auszubreiten; und sie füllte den Saal aus und floß mit der Luft zusammen, bis von ihrem Gewebe nichts mehr sichtbar war oder das Ganze nur wie eine durchsichtige Wolke aussah; und die Schattengestalten setzten sich alle in Bewegung, und das Getöse und das Geschrei wurde wilder und wilder; und keiner der Anwesenden konnte sagen, ob das Ganze ein belebtes Gemälde oder ein Phantasiebild oder ein Heer verkörperter Geister sei. Sie erblickten vor sich ein großes Schlachtfeld, auf welchem Christen und Mahometaner im tödtlichen Kampfe begriffen waren. Sie hörten das Schnauben und Stampfen der Rosse, die grellen Töne der Trompeten und der Clarine, das Klingen der Cymbeln und das stürmische Getöse von tausend Trommeln. Man vernahm das Klirren der Schwerter und Keulen und Streitäxte und dazwischen das Pfeifen der Wurfspiese und Lanzen und das Zischen der Pfeile. Die Christen wichen zagend vor dem Feind; die Ungläubigen drangen wild auf sie und jagten sie bald vollständig in die Flucht. Die Fahne des h. Kreuzes wurde zu Boden geworfen, das Banner Spaniens mit Füßen getreten, die Luft hallte wieder von Siegesgeschrei, Wuthgebrüll und dem Aechzen Verwundeter und Sterbender. Unter den fliehenden Schaaren gewahrte Don Roderich einen gekrönten Krieger, welcher ihm den Rücken wendete, dessen Waffentracht, dessen Farbe die seinige war und der auf einem weißen Rosse ritt, das seinem eigenen Kriegsroß Orelia glich. In der wilden Verwirrung der Flucht war der Krieger abgestiegen und nicht mehr zu erblicken, und Orelia galopirte ungestüm ohne Reiter über das Schlachtfeld dahin.
    Roderich konnte nicht länger verweilen, nicht länger schauen, sondern stürzte aus dem unglücklichen Saale, und seine erschreckte Begleitung folgte ihm. Sie flohen durch das äußere Gemach, wo die riesige Gestalt mit der wirbelnden Keule von dem Fußgestelle verschwunden war; und als sie in das Freie traten, sahen sie die zwei greisen Wächter des Thurmes todt am Portale liegen, gleichsam als hätte ein gewaltiger Schlag sie niedergeschmettert. Die ganze Natur, die vorher klar und heiter gewesen, war jetzt in wildem Aufruhr. Den weiten Himmel verdunkelten schwere, schwarze Wolken; laute Donnerschläge rollten daher, Blitze flammten, und Regen und prasselnder Hagel gossen ungestüm nieder.
    Der König gab Befehl, das eiserne Portal zu schließen; aber das Thor war nicht auf seinen Angeln zu bewegen, und die Ritter erbebten vor dem furchtbaren Tumult und dem wilden Jubelgeschrei und Todtengeächze, das fortwährend in dem Innern des Thurmes erschallte. Der König und sein Gefolge eilten nach Toledo zurück, vom Sturme verfolgt und umtos’t. Die Berge zitterten und hallten von den Donnerschlägen wieder; die Bäume wurden mit den Wurzeln ausgerissen und weggeschleudert, und der Tajo wüthete und brüllte und überströmte seine Ufer. Es war den erschreckten Höflingen, als wenn die Schattenheere des Thurmes heraus gerückt waren und sich mit dem Sturme vereinigt hätten; denn inmitten der Donnerschläge und des Heulens des Windes glaubten sie den Klang der Trommeln und Trompeten, das Jubelgeschrei der Sieger und das Wiehern der Rosse zu hören. So vom Sturme gepeitscht und von Schauer überwältigt, kamen der König und sein Geleite zu Toledo an, galopirten über die Tajo-Brücke und stürmten in wilder Verwirrung durch das Thor, als wenn der Feind ihnen im Rücken wäre.
    Am nächsten Morgen war der Himmel wieder klar, und die ganze Natur der Ruhe und Heiterkeit zurückgegeben. Der König ritt daher mit seinen Rittern abermals aus und schlug den Weg nach dem Thurme ein; eine große Menge Menschen folgte dem Zuge; denn es lag ihm viel

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