Erziehen ohne Frust und Traenen
eine Weile still auf seinem Stuhl sitzt – woran zu Hause gar nicht zu denken ist. Viele Eltern sind schockiert, dass ihre Kinder in der Schule die höflichsten Menschen, zu Hause aber das genaue Gegenteil sind. Das alles lässt sich erklären.In Krippen, Kindergärten, Vorschulen gibt es – teilweise sehr große – Gruppen. Damit die Sache läuft, herrschen klaren Regeln. Bricht ein Kind zu ersten Mal eine Regel, wird es umgehend korrigiert und auf die Regel hingewiesen. Und natürlich sieht das Kind auch, dass alle anderen die Regeln einhalten. Diese Beständigkeit fehlt zu Hause manchmal – und Kinder merken das ganz schnell. Ohne konsistente Reaktionen auf ihr Verhalten lernen sie, dass sie tun können, was sie wollen, ohne dass dies Konsequenzen hat.
Denken Sie über den Stellenwert guten Benehmens innerhalb der Familie nach. Wie sieht es mit »guten Manieren« bei Ihnen zu Hause aus? Nörgeln? Widerrede? Wutanfälle? Brüllen? Dann sollten Sie schnell entscheiden, wie Sie in Zukunft mit diesen Situationen umgehen möchten. Beobachten Sie, zu welchen Tageszeiten besonders oft Schwierigkeiten auftreten. Beim Essen? Beim Baden? Beim Zubettgehen? Machen Sie für diese Momente und Zeiten einen Plan und halten Sie sich daran.
Keine Mutter, kein Vater kann zu 100 Prozent gleichbleibendes, stimmiges Verhalten liefern. Aber je mehr spezifische Entscheidungen Sie in puncto Benehmen und Ihren Erziehungsgrundsätzen treffen und diese konsequent umsetzen, desto leichter wird das Leben für Sie und auch für Ihre Kinder.
Bieten Sie Wahlmöglichkeiten
Das Anbieten von Wahlmöglichkeiten ist ein wirksames Instrument, das man bei Kindern jeden Alters einsetzen kann. Die Anzahl der Wahlmöglichkeiten richtet sich nach dem Alter des Kindes. Während ein Kleinkind zwischen zwei Optionen wählen sollte, können Grundschulkinder mit drei oder vier Möglichkeiten umgehen. Aber bieten Sie nur Wahlmöglichkeiten, mit denen Sie auch wirklich glücklich werden, wenn Ihr Kind sich dafür entscheidet.
Hier sind einige Beispiele:
Möchtest du die blaue Hose oder den rosa Rock anziehen?
Was möchtest du zuerst tun: zähneputzen oder deinen Schlafanzug anziehen?
Möchtest du zur Tür laufen oder wie ein Känguru hüpfen?
Möchtest du zehn Minuten länger fernschauen oder lieber eine Geschichte vorgelesen bekommen?
Möchtest du einen Apfel oder eine Banane?
Der Haken bei diesen Wahlmöglichkeiten ist allerdings, dass das Kind eine eigene Option anbieten kann. Was macht man, wenn die kleine Taylor auf die Fragen »Was möchtest du zuerst tun: zähneputzen oder deinen Schlafanzug anziehen?« antwortet: »Ich möchte fernsehen«? Dann lächeln Sie freundlich und erwidern: »Das stand nicht zur Wahl. Ich habe dich gefragt, was du zuerst tun möchtest, zähneputzen oder deinen Schlafanzug anziehen?«
Wenn sich Ihr Kind immer noch nicht zwischen diesen beiden Möglichkeiten entscheiden kann oder will, fragen Sie es einfach: »Möchtest DU auswählen oder soll ICH für dich entscheiden?« Kommt immer noch keine befriedigende Antwort, sagen Sie: »Also ist es wohl am Besten, wenn ICH für dich entscheide.« Und das machen Sie dann auch. Treffen Sie die Entscheidung und helfen Sie damit Ihrem Kind, Ihnen zu folgen, also mit Ihnen zu kooperieren.
Spielen, um zu gewinnen: Kooperationsspiele
Für Kinder ist das Leben ein großes Spiel. Warum machen wir uns das nicht zunutze? Fast jede Aufgabe lässt sich ohne großen Aufwand in ein Spiel verwandeln. Manche Spiele können spontan entstehen und einmalig bleiben, andere können zu einem Bestandteil der täglichen Routine werden. Betrachten Sie die folgenden Situationen – zuerst zeige ich Ihnen den ernsten »Standardansatz« und dann die spielerische Version. Wie wird wohl Ihr Kind auf die beiden Varianten reagieren?
Streng: »Sammele deine Spielsachen auf und leg sie in die Spielzeugkiste.«
Spielerisch: »Ich wette, ich sammle alle blauen Autos schneller auf als du die roten.«
Streng: »Zieh deinen Schlafanzug an, aber dalli!«
Spielerisch: »Ich stelle den Wecker auf zehn Minuten. Ich bin gespannt, ob du schneller bist als die Uhr und deinen Schlafanzug anhast, bevor es klingelt.«
Streng: »Iss dein Gemüse. Gemüse ist gesund.«
Spielerisch: »Als ich neulich Gemüse gegessen habe, hat mir jedes Mal, wenn ich mich umgedreht habe, ein kleiner Hase etwas vom Teller weggeschnappt. Ich konnte es gar nicht glauben. Meinst du, das passiert noch mal?«
Streng: »Trink deine
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