Erziehen ohne Frust und Traenen
im Urlaub, und unser Sohn Daniel hörte mal wieder nicht. Ich hatte meine Notizen dabei und blätterte sie durch, um ein Instrument zu finden, das in dieser Situation funktionieren könnte. Als ich auf die ›sprechende Windel‹ stieß, dachte ich zuerst, »O nein, keine Chance«, aber dann beschlossen wir, es trotzdem zu versuchen. Meine Hand verwandelte sich in eine Puppe – und ich konnte es kaum fassen. Nicht nur, dass Daniel mir plötzlich zuhörte, nein, er hielt meine Hand tatsächlich für eine andere Person! Diesen Trick wende ich jetzt auch bei meiner Tochter an – und sie ist völlig fasziniert von ›Herrn Hand‹. Sie fordert sogar, ihre Anweisungen von ihm zu bekommen. Ich habe meinen Freundinnen davon berichtet, aber ich habe den Eindruck, manchen ist diese Methode zu dumm oder peinlich. Und mir? Erlaubt ist, was funktioniert. Und dieser kleine Trick funktioniert zu 100 Prozent.
Wenn Sie ein Klein- oder Vorschulkind haben, kann diese Strategie Ihr Leben retten. Ich erinnere mich an einen ganz bestimmten Tag, mein Sohn war knapp drei. Wir standen in einer langen Supermarktschlange, und er wurde langsam quengelig. Plötzlich begann meine Hand mit ihm zu sprechen; sie stellte ihm Fragen über die Dinge in unserem Einkaufswagen und um uns herum. Mit einem Mal umarmte mein Sohn meine Hand, blickte zu mir auf und sagte: »Mama, ich liebe dich, weil du so tust, als könnte deine Hand sprechen.« Ist das nicht eine wundervolle Aussage?
Es ist herrlich zu sehen, wie man eine negative Situation in eine fröhliche Erfahrung verwandeln kann, indem man nichts weiter tut, als die Aufmerksamkeit des Kindes auf etwas Lustiges, Fantasievolles lenkt. Diese Strategie ist besonders wertvoll, denn wenn man sie einmal beherrscht, kann man sie in einer Vielzahl unterschiedlicher Situationen erfolgreich einsetzen.
Leben muss Spaß machen
Kristi, Mutter einer kleinen Tochter
Wir lieben Kooperationsspiele – Dinge beginnen zu sprechen, und das Mitmachen ist für das Kind plötzlich interessant und lustig. Wenn das Leben für Kinder kein Spaß ist – warum sollte man dann Kind sein? Die Erwachsenenwelt ist schon ernst genug. Also versuchen wir, das Leben unserer Tochter so fröhlich und unbeschwert wie möglich zu gestalten.
Bringen Sie Fantasie ins Spiel
Eine ebenfalls bewährte Variante der »Dinge sprechen lassen«-Strategie besteht darin, sich die lebhafte kindliche Vorstellungskraft zunutze zu machen und damit negative Emotionen zu vertreiben. Sie könnten auf einem Raupenweg zum Supermarkt gehen, zum Auto hüpfen wie ein Känguru oder sich vorstellen, dass man nach dem Verspeisen der Karotte orange wird. Gemüsesuppe kann sich in ein magisches Starkmach-Gebräu verwandeln, und die Zahnbürste kann sprechen und jeden Speiserest, den sie zwischen den Zähnen findet, kommentieren. Oder die Stofftiere erwachen zu Leben und formieren sich zu einer Parade – geradewegs in die Spielzeugkiste.
Kinder lieben es, sich ihrer Fantasie hinzugeben und sich Dinge vorzustellen. Indem Sie sich in ihre Welt der Vorstellungen und des Spiels begeben, können Sie schon im Vorfeld viele tägliche Auseinandersetzungen vermeiden und erkennen, dass es fast keine Situation gibt, die man nicht auch witzig lösen könnte.
Singen Sie ein Lied
Auch wenn Sie keinen Ton sauber treffen – wenn Sie ein kleines Lied singen, wird Ihnen Ihr Kind lieber und besser gelaunt zuhören. Beim Händewaschen können Sie Ihrem Kind beispielsweise das Lied von den »fleißigen Waschfrauen« vorsingen. Eine fünffache Mutter hat einen tollen Weg gefunden, ihre Kinder auf längeren Autofahrten zu unterhalten. Sie sang sehr gerne und besang alles, was sie rechts und links von der Straße sah, mit Opernarien. Und manchmal fielen ihre Kinder mit eigenen Versionen ein und sie trällerten gemeinsam bis zum Ziel.
Singen Sie immer, wenn Ihnen der Sinn danach steht. Sie können bekannte Lieder auf die aktuelle Situation ummünzen oder sich eigene Werke ausdenken. Sie können aber auch Erkennungsmelodien für bestimmte Situationen einführen, wie zum Beispiel einen »Aufräum-Song«, den Sie immer dann singen, wenn Ihr Kind abends seine Spielsachen wegräumen soll.
Ein toller Nebeneffekt des Singens ist, dass Musik Ihnen und Ihrem Kind gute Laune macht.
Lieber kreativ und sanft als hart und streng
Michelle, Mutter einer kleinen Tochter
Ich habe den Unterschied zwischen dem ernsten, strengen Weg und der verspielten, fröhlichen Variante am eigenen Leib erfahren.
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