Es begann im Grand Hotel
„Du machst mir schon allmählich Angst.“
„Also sage ich es dir einfach. Dass etwas über unsere Beziehung zur Presse durchgesickert ist, war kein Versehen.“
ASekundenlang sah sie ihn nur stumm an, bevor sie ihre Hand zurückzog. „Du hast das getan?“
Natürlich hatte er nicht gewollt, dass ihre ganze Familie unter der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit litt. Aber das spielte im Augenblick keine Rolle. Er hatte den Fehler begangen, und er würde dafür geradestehen. Jordan musste die Verantwortung dafür übernehmen – auch für den Kummer, den die Reporter Brooke bereitet hatten.
„Ich werde nicht versuchen, meine Handlung zu rechtfertigen. Du sollst mir bitte nur glauben, dass ich die Dinge jetzt anders angehen würde und dass es mir sehr leidtut.“ Aufmerksam betrachtete er sie.
Sekunden verstrichen, schließlich nickte Brooke. „Du wolltest die Verlobung ankündigen und auf diese Weise deinen Willen durchsetzen.“
„Warum denkst du das?“ Mit Wut und Tränen hatte er gerechnet, darauf war er vorbereitet. Dass Brooke ihn so leicht durchschaute, hatte er nicht bedacht. Bis jetzt war Jordan sogar sehr stolz darauf gewesen, dass er sich nicht so leicht in die Karten blicken ließ. Was die Leute nicht über ihn wussten, konnten sie auch nicht gegen ihn verwenden.
Dass Brooke ihn so gut verstand, war beunruhigend.
Sie zuckte nur die Schultern. „Das hätte Parker auch getan, und ihr beide seid euch sehr ähnlich.“
Die Bemerkung saß. „So böse bist du auf mich, was?“
„Ich bin enttäuscht, aber ich kann es verstehen. Trotzdem solltest du begreifen, dass du mir keinen Stress ersparst, indem du Entscheidungen, die uns beide betreffen, einfach über meinen Kopf hinweg fällst. Im Gegenteil, genau damit machst du mir Stress. Und ich habe viel zu lange zugelassen, dass man mich manipuliert. Das wird jetzt aufhören. Ob ich nur spüre, dass etwas nicht stimmt, oder es später herausfinde, ist egal. In jedem Fall verletzt es mich sehr.“
Das schlechte Gewissen quälte Jordan, besonders da Brooke ihm so leicht verzieh. Dabei konnte er mit einer einfachen Entschuldigung nicht wiedergutmachen, was er ihr angetan hatte.
„Ich heiße keinesfalls gut, was du getan hast, Jordan. Aber ich sehe ein, wie du dazu gekommen bist, und kann dir vergeben.“ Sie sah ihn eindringlich an. „Wenn du mir versprichst, mich nie wieder anzulügen.“
„Das tue ich gern.“ Und er meinte jedes Wort ernst. Er hatte nicht zu Unrecht den Ruf, ehrgeizig und sogar rücksichtslos zu sein. Der Schachzug mit der Presse war wahrlich keine seiner Glanztaten. Eines konnte Jordan allerdings auch von sich behaupten: dass er ehrlich war. „Möchtest du jetzt etwas essen?“
Sie wich vor ihm zurück. „Heute möchte ich allein sein, Jordan.“
Plötzlich schien ihr ein Gedanke zu kommen. Jordan hoffte schon, sie hätte ihre Meinung geändert, als Brooke die Hand ausstreckte.
Doch dann griff Brooke nur nach der Tüte mit dem Chili, stand auf und zog sich in ihr Schlafzimmer zurück.
Er lachte leise. Immerhin nahm sie eins seiner Geschenke an. Am liebsten wäre er ihr gefolgt. Doch er würde sie allein lassen, damit sie sich fassen konnte. Ruhe war das Beste für ihr Kind. Und fürs Erste konnte er froh sein, dass sie nicht wütender reagiert hatte.
Trotzdem empfand Jordan Enttäuschung darüber, auf das köstliche Chili, einen Abend mit Brooke und einen netten Spielfilm verzichten zu müssen.
Brooke fand keinen Schlaf. Sie drehte sich im Bett von einer Seite auf die andere, so gut es in ihrem Zustand ging. Ständig dachte sie an das Gespräch mit Jordan.
Seufzend warf Brooke einen Blick auf die Uhr. Es war zwei Uhr. Verflixt, sie hasste es, wenn sie das Gefühl hatte, dass ihr alles entglitt. Ihre Geschwister hatten eine wichtige Entscheidung für ihre Mutter getroffen. Und währenddessen hatte Brooke auf dem Sofa gelegen, um jede Art von Stress zu vermeiden.
Kein Wunder, dass Brittany so nervös gewirkt hatte, als sie Brooke besucht hatte. Sie mussten alle Schlimmes durchgemacht haben. Und trotzdem hatten sie Brooke nicht eingeweiht.
Warum hatte Jordan es ihr nicht vorher erzählen können? Dass ihre Mutter Hilfe annahm, war doch wunderbar. Über diese Neuigkeit hätte Brooke sich gefreut, nicht aufgeregt. Andererseits konnten natürlich ihre Hoffnungen immer noch enttäuscht werden.
Und darin lag Brookes größtes Problem. Sie traute ihrer Mutter nicht zu, eine Therapie erfolgreich hinter sich zu bringen.
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