Es begann im Grand Hotel
neugierige Leute uns beobachten oder uns womöglich mit Fragen löchern.“
„In Ordnung“, erwiderte er sanft. „Lass uns hineingehen.“ Er nahm ihr den Korb ab und führte sie durch den Hoteleingang ins Gebäude.
Mit gemischten Gefühlen ließ sie zu, dass er seine Hand auf ihre Taille legte. Einerseits machte es Brooke nervös, wie intensiv sie auf seine Gesten und Berührungen reagierte. Andererseits wollte sie zu gern das Hotel von innen sehen, das dem „Garrison Grand“ Konkurrenz machen sollte. Nachdem Jordan die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, nahm Brooke den Geruch von frischer Farbe wahr, der sicher bald einem exotischen Blumenduft weichen würde.
Ohne Zweifel wollte Jordan dieselbe Klientel in sein Hotel ziehen, die das „Garrison Grand“ besuchte. Die Innenausstattung seines Hotels unterschied sich allerdings deutlich von der des „Garrison Grand“. Dort herrschte Weiß vor und war beeindruckend harmonisch mit Holz, Marmor und Stahl kombiniert. Das „Victoria“ verblüffte Brooke mit kühnen Rot- und Gelbtönen, hier und da waren mit Messing Akzente gesetzt. Allein das Kirschholz, der Marmor und der allgemeine Eindruck von Dekadenz erinnerten entfernt an das „Garrison Grand“.
Oh nein, an Marmor werde ich jetzt nicht denken, überlegte Brooke. Sonst stiegen gleich die Erinnerungen an den marmornen Whirlpool in ihr auf, in dem sie sich mit Jordan entspannt hatte.
Die Messingtüren eines Aufzugs öffneten sich. Brooke betrat die Kabine, nachdem Jordan hineingegangen war. Noch mehr Erinnerungen stürmten auf sie ein. Hatte sie heute die richtige Entscheidung getroffen? Obwohl Brooke sich anstrengte, war es ihr schlicht unmöglich, Jordan nicht anzusehen. Die Wände bestanden aus Spiegeln.
„Dein Hotel ist sehr schön.“
„Du bist sehr schön.“
„Und du wirst mich nicht wieder dazu bringen, es mit dir im Aufzug zu tun, Romeo.“
Er lachte. Und sie war froh, als der Aufzug hielt und sie aussteigen konnte. Erst auf dem Korridor wurde ihr bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, in welche Richtung sie gehen sollte. Jordan berührte sie am Ellbogen und lenkte Brooke sanft nach links. Sie gingen auf eine Flügeltür zu, die sich am Ende des Flurs befand. Nachdem Jordan aufgeschlossen hatte, sah Brooke sich einer Situation gegenüber, mit der sie nicht im Traum gerechnet hatte.
„Moment mal. Ich dachte, wir essen in deinem Büro.“
Und in keinem Salon, von dem eine Tür abging – die zweifellos zum Schlafzimmer führte. Brooke hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ihr erster Impuls war, sofort kehrtzumachen und sich in der Lobby auf einem der bequemen buttergelben oder weinroten Sofas auszuruhen. Oder noch besser: Sie könnte die Schuhe von den Füßen schleudern und am nahe gelegenen Strand durch das aquamarinblaue klare Meerwasser waten.
„Ich arbeite und wohne jetzt hier, bis die letzten Arbeiten am Hotel ausgeführt sind. Dadurch muss ich nicht ständig wegen jeder Kleinigkeit hierherfahren.“ Er löste seinen Krawattenknoten und zog den feinen Stoff langsam an seinem Hemdkragen entlang.
Das Geräusch der Seide, wie sie sich am Hemd rieb, war unbeschreiblich sinnlich. Unwillkürlich schluckte Brooke schwer. „Okay, kann ich dir etwas zu trinken anbieten, Jordan? Ich habe Wasser und … Wasser mitgebracht. Ach ja, und Milch.“
Sollte er ruhig sehen, wie ein Leben mit ihr aussehen würde. Es würde keine wilden Nächte in einer Bar geben. Natürlich konnte Jordan sich jetzt in seiner Suite genauso gut ein Getränk mixen. Abwartend sah Brooke ihn an.
Er streckte die Hand aus. „Ich hätte gern Wasser.“
Sie griff in ihren Korb und holte eine Flasche Mineralwasser heraus. Ohne zu zittern, füllte Brooke zwei Kristallgläser, fügte Eiswürfel aus der Minibar hinzu und rundete das Ganze mit einem Schuss Zitrone ab.
Als sie sich zu Jordan umdrehte, stand er an der Tür zum Schlafzimmer und telefonierte. Er erwiderte ihren Blick und hielt eine Hand vor das Handy.
„Ich storniere unsere Reservierung in Emilios Restaurant. Wie es aussieht, hast du für das Abendessen ja gesorgt“, erklärte er und schenkte ihr ein vielsagendes Lächeln.
Emilios Restaurant? Beim Gedanken an die wundervollen kubanischen Speisen, die im „El Diablo“ zubereitet wurden, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Sekundenlang biss Brooke sich unentschlossen auf die Unterlippe und betrachtete ihren Korb. Sie wusste nicht einmal mehr, was sie eingepackt hatte.
Jordan
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